Rückblick September 2016 Storch Luther wird angeschossen und überwintert beim Storchenhof Loburg

Wittenberg/Loburg - Den 30. Juli 2016 wird Karin Schandert wohl nie vergessen. Die 61-Jährige wohnt auf dem Weinberg Dabrun (Kemberg) und hat von ihrem Haus freie Sicht auf ein Storchennest. An diesem Tag kommt sie kurz vor 9 Uhr morgens von der Arbeit und bemerkt erst gar nicht, dass in dem Storchennest etwas fehlt. Doch nachdem sie ihr Auto im Carport untergestellt hat, entdeckt sie etwas Schwarzes im Gras unterhalb des Storchennestes.
Gerade als sie nachschauen will, was dort liegt, kommt der Betreiber der benachbarten Gaststätte auf sie zu und informiert sie über einen verletzten Storch, der im Gras liegt. Bei Karin Schandert setzt nun der Krisenbewältigungsmodus ein. Denn schon einmal, vor elf Jahren, rettete sie einem Storchenküken das Leben. Seine Eltern hatten es aus dem Nest geworfen. Karin Schandert brachte es zum Storchenhof Loburg, wo der Storch großgezogen und später ausgewildert wird.
„Ich habe erst einmal herumtelefoniert und versucht Hilfe zu organisieren“, erinnert sich Karin Schandert. Doch so schnell kann niemand in den Kemberger Ortsteil kommen, erst am nächsten Tag besteht die Möglichkeit, den verletzten Storch zu einem Tierarzt zu fahren. Deswegen wird Schandert selbst aktiv, organisiert bei einer Nachbarin ein umzäuntes Quartier für die Nacht.
„Die Nachbarn haben bei der Versorgung des Storches geholfen. Um ihn zu transportieren haben wir ihm, auf Anraten der Experten, eine Decke über den Körper gelegt. So hat er sich auch tragen lassen.“ Alleine lassen möchte Karin Schandert den Storch in der Nacht nicht. Versorgt mit Katzenfutter und Wasser wacht sie die Sommernacht über das Tier.
Im Jahr 2016 gab es einen Anstieg bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und im Bereich Jagdwilderei. Das Polizeirevier Wittenberg registrierte im Bereich der Jagdwilderei zwischen Januar und November 2016 sechs Straftaten (Vorjahreszeitraum: Fünf). Bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz wurde im Kreis Wittenberg ebenfalls ein Anstieg registriert. Waren es von Januar bis November 2015 noch zehn Straftaten, summierten sich im gleichen Zeitraum im Jahr 2016 die Taten auf 30. Neben den Ermittlungen gegen das Bundesnaturschutzgesetz im Falle des Weißstorches Luther wird auch im Falle einer durch ein Messer verletzte Kuh in Globig (August 2016) und in dem Fall von Jagdwilderei zwischen Jüdenberg und Möhlau noch ermittelt. (mz/guc)
„Ich war froh, als er am nächsten Morgen dann abgeholt wurde“, erinnert sie sich. In der Wittenberger Tierklinik stellte sich beim Röntgen heraus, dass der Storch, der erst später von seiner Patin den Namen „Luther“ bekam, angeschossen worden ist. Das Projektil eines Luftgewehrs, ein Diabolo, steckte noch in ihm. In Magdeburg wird er daraufhin von einem auf Störche spezialisierten Tierarzt operiert. Neben einer Splitterfraktur im rechten Flügel, muss auch der Sehnenriss behandelt werden.
Aufgenommen wird der Verletzte dann auf dem Storchenhof Loburg. Anfangs muss er noch einen Verband tragen, den er überhaupt nicht leiden kann. „Störche sind keine Freunde von Verbänden. Die meisten versuchen sie wieder abzustreifen“, bestätigt Louise Rawolle, die als Biologin auf dem Storchenhof arbeitet und auch Storch Luther betreut.
Die Heilung des Flügels dauert so lange, dass Luther im Herbst nicht mehr ausgewildert werden kann, ohne ihn ziehen die anderen Störche gen Süden. „Wir hoffen alle, dass Luther wieder fliegen kann, doch ob das klappt, wird sich erst noch zeigen“, sagt Storchenhof Geschäftsführer Michael Kaatz.
Im Dezember sind elf Störche zur Pflege, davon sind vier Dauergäste. Unter den Patienten ist auch Friedolin, der sich ebenfalls im Landkreis Wittenberg verletzte und im Storchenhof wieder gesund gepflegt wurde. Für Friedolin ist die Prognose allerdings endgültig. „Er hat in Griebo an einem Strommast sein Bein verloren“, erklärt Louise Rawolle. Obwohl der Arzt versucht hatte den Blutfluss wiederherzustellen, starb der Fuß ab.
Dank einer speziell für den Storch angefertigten Prothese kann er zwar wieder laufen, aber ein Leben in freier Natur ist undenkbar. „Dabei ist die Gefahr zu groß, dass er die Prothese verliert oder sonstige Hilfe benötigt“, ergänzt Louise Rawolle. Nun werde für Friedolin ein Ort gesucht, wo er in einer Flugvoliere leben kann.
Im September bleibt der Sommer noch einige Tage erhalten, bis zu 26 Grad Celsius werden gemessen. Deswegen verlängern einige Schwimmbäder ihre Saison, zum Beispiel können in Zahna Besucher noch das schöne Wetter genießen.
Die ersten Wörlitzer Filmtage gehen erfolgreich zu Ende. Bei tollem Wetter kamen über tausend Besucher nach Wörlitz.
Der MTV Wittenberg ist startklar für die Landesklassen-Saison und ist seit vielen Jahren auch wieder mit zwei Frauenmannschaften am Start.
Die Parkanlagen in Pretzsch sollen für 2,8 Millionen Euro saniert werden. Bis 2019 müssen die Fördermittel ausgegeben werden.
Nach zwei Jahren wird in Wittenberg die Kindertagesstätte „Wortschatzpiraten“ wiedereröffnet.
Martin Kramer, Inhaber von „Charles Bar“ am Marktplatz Wittenberg, wird zum zweiten Mal Deutscher Cocktail-Meister. Im Oktober nimmt der 30-Jährige an den Weltmeisterschaften in Tokio teil.
Die Open-Air-Galerie„95 Türen zur Reformation“ wird in der Wittenberger Innenstadt eröffnet. Schulen und Einrichtungen aus Wittenberg und der Region gestalteten die Türen, die dank einer Verlängerung der Aktion bis November besichtigt werden konnten.
Bei Gallin wird eine Rohöl-Druckleitung unter die Elbe verlegt.
An der Bundesstraße B2 brennt am Mittwoch, 21. September, ein Schulbus auf dem Weg in die Kemberger Schule aus. Dank der schnellen Reaktion des Busfahrers wird niemand verletzt. Ursache des Unglücks ist ein technischer Defekt am Bus. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird es noch drei weitere Unfälle mit Beteiligung von Schulbussen geben.
Die Deutsche Bahn streicht den Halt von sieben ICE- und IC-Zügen in Richtung Berlin. Knapp drei Monate später, ab dem 10. Dezember, geht es wieder stündlich per Express in die Hauptstadt.
In der Burger-Bar „Wittenburger“ sollen die vor dem Geschäft in der Wittenberger Innenstadt aufgestellten Möbel entfernt werden. Die Stadtverwaltung überraschte die Inhaberin mit der Forderung. Nach Gesprächen mit Verwaltung und Feuerwehr darf Inhaberin Lydia Grauss ihre Möbel wieder aufbauen.
Bei einem Schulbus-Unfall in Wittenbergwerden 13 Schüler und eine Autofahrerin verletzt. Diese hatte dem Bus die Vorfahrt genommen.
Während bei Friedolin Fremdverschulden ausgeschlossen werden kann, wurde Storch Luther durch einen Menschen verletzt. Die Polizei sucht weiterhin nach dem Täter, denn der Weißstorch ist eine streng geschützte Art, die durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt ist. „Momentan besteht kein konkreter Tatverdacht“, erklärt Cornelia Dieke vom Polizeirevier Wittenberg, das für den Fall zuständig ist. (mz)

