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Reformationsjubiläum Reformationsjubiläum: Freiluftausstellung in Wittenberg geht in die Verlängerung

Von Marcel Duclaud 03.11.2016, 06:40
Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei in der Publikumsabstimmung über die beliebteste Thesentür geht an gleich drei Werke und unter anderem an die Tür der Gesamtschule im Gartenreich.
Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei in der Publikumsabstimmung über die beliebteste Thesentür geht an gleich drei Werke und unter anderem an die Tür der Gesamtschule im Gartenreich. Klitzsch

Wittenberg - Staunen in der Stadt: Die „Türen zur Reformation“ in der einzigartigen Freiluftgalerie entlang des offenen Baches in Schloss- und Collegienstraße sind ein Hingucker.

Wittenberger bleiben ebenso stehen wie Besucher aus aller Welt. Sie schauen, vergleichen, diskutieren die Ideen, die Art der Umsetzung, sie tun das, was die Initiatoren der ungewöhnlichen Ausstellung sich erhofften: Sie setzen sich mit dem Thema Reformation auseinander. Wie das die zahlreichen Urheber bereits getan haben - oft Schüler, manchmal Vereine, dazu Bürger der Stadt.

Inzwischen steht fest, wer den Publikumspreis der Ausstellung „95 Türen zur Reformation“ erhält. Eine Jury hatte bereits, als die Schau vor etwa sechs Wochen eröffnet wurde, mehrere Werke ausgewählt und prämiert. Die Abstimmung über den Publikumspreis lief über das Internet, das jeweils favorisierte Objekt musste „gevotet“ werden. Am Nachmittag des Reformationstages endete die Abstimmung.

Insgesamt sind nach Angaben von Alf Christophersen rund 2300 Stimmen abgegeben worden. Die Nase vorn hat mit deutlichem Abstand die Tür des Wittenberger Gospelchores. Auf Rang zwei landen, weil sehr dicht beieinander, gleich drei Türen: die von der Gesamtschule im Gartenreich, die von Sigrun Schulze und die von Elisa und Mark Rosenlöcher. Mit dem Urteil der Jury gibt es im Übrigen nur eine Überschneidung. (mz/mac)

Die Schau - gedacht als „Türöffner“ zum Reformationsjubiläum, als Beweis regionaler Kreativität, als Thesen eigener Art - ist ein außerordentlicher Erfolg, das hört man von verschiedenster Seite. Und weil das so ist, verschwinden die 95 Türen nicht so schnell wie ursprünglich geplant.

Die Ausstellung wird drei Wochen verlängert, kündigt Wiwog-Geschäftsführer Rando Gießmann an. Das Wohnungsunternehmen gehört zu dem Projekt-Team um Ideengeber „Initiative kik für Wittenberg“. Bis zum Beginn des Weihnachtsmarktes sollen die vielgestaltigen Türen nun noch für Aufsehen sorgen. „Wir haben derart viele Anfragen, warum die Schau nicht länger gezeigt wird“, begründet Gießmann den Sinneswandel.

Ein zweiter Grund ist der überraschend gute Zustand der Hartpappe: „Wir konnten nicht wissen, dass die Türen sich so gut halten und nicht aufquellen.“ Zudem seien die Werke weitgehend verschont geblieben von Vandalismus. Sie wurden nicht besprüht, nicht zerstört, wie das viele Skeptiker anfangs fürchteten.

Nicht zuletzt das freut Alf Christophersen, Studienleiter an der Evangelischen Akademie. „Das waren meine größten Bedenken. Wir haben die Bürger gebeten, sich der Sache anzunehmen: Das haben sie getan.“ Zudem zeigte die regelmäßige Kontrolle von Wiwog-Mitarbeitern Wirkung. „Eine Form von Wertschätzung“, so Christophersen.

Die Ausstellung ist nach seiner Beobachtung „in enormem Maße wahrgenommen“ worden. Er nennt sie ein „Bürgerprojekt im besten Sinne des Wortes“. Sie strahle Lebendigkeit aus, sei nicht „verkopft“ und im Übrigen der beste Beweis, dass die Klischees von einer Jugend, die sich nur für Smartphones und Computerspiele interessiere, nicht stimmt. Die Türen spiegeln, sagt der Vizedirektor der Evangelischen Akademie, wider, dass die Reformation mehr ist als ein Thema für Theologen.

Dass das Projekt ein Wagnis gewesen ist, räumt Christophersen ein: „Wir wussten nicht, was da kommt. Ich war mir aber sicher, dass es funktioniert.“ Die Qualität der künstlerisch gestalteten Türen sei beachtlich und die Basis des Erfolgs: „Sie sind durchdacht, mit Substanz, nicht plakativ.“ Und haben weithin Beachtung gefunden. Christophersen berichtet von Nachfragen, etwa aus Schweden, ob Motive verwendet werden können für Publikationen.

Noch nicht ganz sicher ist, was aus den bemerkenswerten und nicht ganz leichten Kunstwerken werden soll: Laut Gießmann wird das in den nächsten Tagen geklärt. Es gibt, sagt der Wiwog-Chef, mehrere Optionen.

Entweder eine weitere Ausstellung an anderem Ort, draußen oder drinnen, oder die Rückgabe an die Macher. Die haben laut Christophersen zwar das Urheberrecht, das Nutzungsrecht an den von ihnen geschaffenen Türen via Vertrag allerdings abgetreten. (mz)

Das Publikum hat gesprochen: Platz eins bei der Abstimmung über die schönste Thesentür geht an den Gospelchor.
Das Publikum hat gesprochen: Platz eins bei der Abstimmung über die schönste Thesentür geht an den Gospelchor.
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Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei geht an gleich drei Werke und unter anderem an Elisa und Mark Rosenlöcher.
Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei geht an gleich drei Werke und unter anderem an Elisa und Mark Rosenlöcher.
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Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei geht an gleich drei Werke und unter anderem an: die Tür von Sigrun Schulze.
Das Publikum hat gesprochen: Platz zwei geht an gleich drei Werke und unter anderem an: die Tür von Sigrun Schulze.
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