Unter der Elbe Unter der Elbe: Neue Rohölleitung wird bei Zahna-Elster unter Fluß verlegt

Zahna-Elster - Für Stunden stand der ohnehin durchs Niedrigwasser behinderte Schiffsverkehr auf der Elbe zwischen Prettin und Wittenberg still. Grund war der Einzug einer Druckleitung, eines sogenannten Dükers, in Höhe von Gallin. Durch die Leitung soll schon bald Rohöl zur Total Raffinerie in Leuna fließen.
Ruhig und gelassen zieht das Wasser der Elbe bei Gallin seine Bahn. Kein Treibgut und kein Schiff blockieren den Weg gen Norden. Einzig ein Stahlseil quert den Fluss, der dieses Hindernis aber spielend nimmt. Der eiserne Strang verbindet eine Winde mit einem Stahlrohr, das am anderen Ufer darauf wartet, in Bewegung gesetzt zu werden.
Nach mehreren Jahren der Planung und Vorbereitung wurde am Mittwoch bei Gallin ein Düker durch die Elbe gezogen - ein 160 Meter langes und 120 Tonnen schweres Stahlrohr, das mit einer Betonschicht ummantelt ist. Dieses Rohr soll eine andere Leitung ersetzen, die man vor wenigen Tagen aus dem Strom gezogen hat.
„Die alte Leitung wurde 1965 eingebracht und war durchaus in einem guten Zustand. Sie hätte noch weitere 50 Jahre dort liegen können“, verdeutlicht Projektleiter Bernd Reichel von der ProLine GmbH aus Markkleeberg. Allerdings hatte das Wasserschifffahrtsamt Bedenken angemeldet. Mit lediglich 1,50 Metern lag das Rohr nicht tief genug im Flussbett der Elbe.
„Bei Niedrigwasser hätte es passieren können, dass ein Schiff die Leitung berührt und beschädigt, was natürlich eine Umweltkatastrophe ausgelöst hätte“, erläutert Reichel. Aus diesem Grund hatte sich die Mineralölverbundleitung Schwedt (MVL) dazu entschlossen, einen neuen Strang ins Erdreich zu verlegen. Dann allerdings in einer Tiefe von 2,50 Metern unter der jetzigen Elbesohle.
Zwei Arbeitsschiffe, die in unmittelbarer Nähe des Düker-Einzugs pausierten, hatten in den vergangenen Wochen eine vier Meter tiefe Rinne im Strom ausgehoben. Das ans Tageslicht beförderte Erdreich türmt sich meterhoch in der Uferzone. Ob die erforderliche Tiefe erreicht war, prüfte vor Beginn der Leitungsverlegung abermals ein Peilschiff. „Alles in Ordnung“, signalisierte der Mitarbeiter an Bord, woraufhin Reichel die Verlegung freigab.
Meter um Meter glitt das Stahlrohr fortan durch das Wasser. An seiner Spitze ragten neben dem Leitungskopf zwei kleinere Rohre in die Höhe, die dem Ganzen das Aussehen von „Nessie“ im Loch Ness gaben. „Dabei handelt es sich um Datenkabel, die künftig die Fernüberwachung der Rohölleitung sicherstellen“, klärte Bernd Reichel auf.
Keine zwanzig Minuten dauerte die Verlegung. Mit freudigem Klatschen begrüßten die Mitarbeiter von MVL den Leitungsstrang an der anderen Uferzone, froh darüber, dass die Aktion problemlos über die Bühne ging. Sichtbar erleichtert schien auch Bernd Reichel. Der Ingenieur sah rückblickend noch einmal die Aufgaben vor sich, die zu erledigen waren, bevor der eigentliche Düker-Einzug vorgenommen wurde.
„Allein das Wasserschifffahrtsamt hatte über 50 Forderungen, die es zu erfüllen galt, vom Aufstellen spezieller Schifffahrtszeichen über die Frage, wo der Aushub lagert, bis hin zur Qualifikation der beteiligten Firmen“, betonte er. Zudem hatte man landschaftspflegerische Begleitarbeiten auszuführen, unter anderem zum Schutz von Biber, Fischotter oder Mönchsspinne, die alle in dem Bereich beheimatet sind. Auch archäologische und ökologische Baubegleitungen fanden statt.
Mit einem kräftigen Hieb ließ abschließend MVL-Mitarbeiterin Barbara Kapruziak eine Sektflasche auf dem Leitungskopf zerschellen und taufte den Strang auf den Namen „Gallin I“. Nächste Woche, so Reichel, soll die Leitung an den Landstrang angebunden sein und wieder Rohöl von Schwedt nach Leuna fließen.
Im Augenblick obliegt diese Aufgabe einer zweiten Leitung, die parallel dazu verläuft, jedoch mit der notwendigen Tiefe. Auch der Aushub wird ab sofort auf der neuen Leitung ausgebracht, so dass das Uferbild der Elbe recht schnell nicht mehr an das aufwändige Projekt erinnern wird. (mz)
