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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 23. Oktober 2025 Kraniche fallen vom Himmel: Vogelgrippe breitet sich rasant aus

Weitere Themen: KI diskriminiert Osten / Neuer Porsche-Chef kennt Leipzig / Homeoffice-Muffel in Sachsen-Anhalt / Fluglinien in Gefahr / TV -Koch vs. Halloren

23.10.2025, 08:00
Newsletter Vogelgrippe
Newsletter Vogelgrippe Foto: dpa

der Stausee Kelbra ist Camper-Treff und Ausflugsziel für viele Urlauber im Südharz. Von Oktober bis Anfang Dezember rasten zehntausende Kraniche täglich auf ihrem Flug in den Süden an dem See. Es ist ein Kranichparadies. Doch das, was sich aktuell an dem Gewässer abspielt, lässt sich am besten mit einem Wort umschreiben: grausig.

Hunderte Wildvögel liegen tot oder im Sterben am See. Sie sind vom Vogelgrippevirus befallen. Das für den Menschen ungefährliche Virus endet für Vögel in der Regel tödlich. Einsatzkräfte der Feuerwehr Röblingen fahren mit einem Luftkissenboot das Ufer ab und sammeln die Kadaver ein. „Wir sehen ihnen beim Sterben zu“, sagt Tierärztin Katja Fieseler. „Das ist kein schöner Anblick.“

Einsatzkräfte in Schutzanzügen am Stausee Kelbra bergen tote Kraniche.
Einsatzkräfte in Schutzanzügen am Stausee Kelbra bergen tote Kraniche.
Foto: Landratsamt Kyffhäuserkreis

Ein Kranich wiegt vier bis sechs Kilo ­– wenn das Gefieder nass ist, noch mehr. Die Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Veterinäramtes waten durch den Schlick und schleppen die toten Tiere zu einer Sammelstelle. Der Landkreis hat eine Stallpflicht für Geflügel in den umliegenden Gemeinden erlassen. Mein Kollegen Alexander Schierholz hat die Situation vor Ort beschrieben.

In Sachsen-Anhalt gibt es inzwischen weitere Fälle von Vogelgrippe: Im Landkreis Stendal wurde ein toter Kranich positiv auf das Vogelgrippevirus getestet, gab der Landkreis am Mittwochnachmittag bekannt. Mehr als 100 tote Wildvögel wurden bereits gefunden. Zum Schutz gegen die Geflügelpest ordnen die Behörden daher ab sofort eine Stallpflicht für Geflügel im gesamten Landkreis an.

Einsatzkräfte am Stausee Kelbra entsorgen die toten Windvögel in einem speziellen Container.
Einsatzkräfte am Stausee Kelbra entsorgen die toten Windvögel in einem speziellen Container.
Foto: Landkreis Mansfeld-Südharz

Auch im Salzlandkreis wurden bereits fünf tote Kraniche an den Wiendorfer Teichen bei Bernburg gefunden. fünf tote Kraniche an den Wiendorfer Teichen bei Bernburg gefunden. Noch steht das Testergebnis aus, doch ist damit zu rechnen, dass die Tiere an dem Virus erkrankt waren.

Bei vielen Geflügelhaltern geht die Angst um, dass sich die Tierseuche ausweitet und auf ihre Hühner-, Enten- oder Gänsebestände übergreift. In Brandenburg ist die Lage inzwischen schon sehr angespannt. Rund 5.000 Gänse sind in Kremmen im Kreis Oberhavel vom Ausbruch der Geflügelpest betroffen und müssen getötet werden. Im Gänsegehege sei ein toter Kranich gefunden worden, sagte der Betriebsleiter des betroffenen Spargelhofs Kremmen, Malte Voigts. Das sei sehr traurig, aber die Freilandhaltung liege im Zuggebiet der Vögel, sagte Voigts. „Die Kraniche fallen tatsächlich im Flug vom Himmel.“ Der Agrarbetrieb hält Gänse und Enten in Freilandhaltung.

Brandenburg sei aktuell wie viele andere Bundesländer von einem in dieser Größenordnung bislang einmaligen Ausbruch einer Wildtierseuche bei Kranichen betroffen, teilt das Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Auf der Insel Rügen mussten zuletzt 55.000 Hennen in einem Betrieb gekeult werden, da es einen Vogelgrippeausbruch gab.

Für die Geflügelhalter ist die Einstallung der Tiere mit einem großen, wirtschaftlichen Aufwand verbunden. Kommt es zum Ausbruch in einem Betrieb, werden die Schäden in der Regel von Versicherungen abgedeckt. Da die Betriebe ihren Lieferverpflichtungen nicht nachkommen können, stehen sie dennoch vor großen Herausforderungen.

Wie schwer die Tierseuche in diesem Jahr wütet, lässt sich kaum vorhersagen. Der letzte schwere Fall in Sachsen-Anhalt liegt noch nicht lang zurück. Ende März 2025 mussten in Kemberg bei Wittenberg rund 30.000 Hühner nach einem Virusbefall getötet werden.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

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