0340 Newsletter Dessau 19. Dezember #129 Aus für den nächtlichen Rufbus - Warum die DVG „lieber dort powern will, wo es sich lohnt“
Warum es diese Woche im Klinikum doppelt Grund zur Freude gab - Womit ein Pyrotechniker in Dessau durchstarten will

Mein Kollege hatte es mal grob überschlagen. Ein durchschnittlicher Linienbus verbraucht 9 bis 24 Liter Diesel auf 100 Kilometern. Bei den aktuellen Spritpreisen sind das rund 30 Euro. Zusammen mit den Lohnkosten für den Fahrer, einem Nachtzuschlag, dem Verschleiß am Fahrzeug und den Nebenkosten kommt so für eine Fahrt quer durch die Stadt schnell eine dreistellige Summe zusammen – egal, wie viele Passagiere mitfahren. Im Rahmen des nächtlichen Rufbus-Systems bietet die Dessauer Verkehrsgesellschaft die Fahrt für gerade einmal 2,30 Euro pro Ticket an. Bislang. Ab dem 12. Januar wird das Angebot in den Nachtstunden zwischen 0.30 Uhr bis 4.30 Uhr jedoch eingestellt.
Die Nachricht hat in den vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt. Aber auch für Verständnis.
Von Anfang an war das Angebot nicht wirtschaftlich gewesen, erklärte Marco Franke, der seit August 2025 Chef der Mobilitätsangebote der Dessauer Stadtwerke ist - und die Sparte in vielen kleinen und großen Schritte gerade neu aufstellt. Im September wurde angekündigt, dass der Buslinienverkehr ab dem 1. Februar 2026 vollständig im Eigenbetrieb organisiert und auf Fremdvergaben verzichtet wird. Das sei wirtschaftlicher, obwohl zunächst 35 Busfahrer eingestellt werden müssen. Nun fällt der nächtliche Rufbus weg.

„Im gesamten Netz hatten wir zwischen 0.30 und 4.30 Uhr an den Wochentagen im Durchschnitt neun Fahrgäste“, hat Franke meinem Kollegen vorgerechnet. Am Wochenende sei die Zahl ebenfalls nicht viel höher gewesen. 20 bis 22 Passagiere nutzten den nächtlichen Rufbus-Service. Sie wurden samstags und sonntags jedoch nicht mit Linienbussen, sondern mit Taxis befördert, die die DVG als Subunternehmer bestellt hatte.
Die Kosten dafür lagen laut Franke im „unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich“, also bei rund 250.000 Euro. Und die Einnahmen aus Tickets? „Das System war ineffizient und kostenintensiv", sagt Franke. Und: „Mir ist sehr bewusst, dass der Wegfall des Angebots einige einzelne trifft. Aber ich bin der Meinung, wir sollten lieber dort powern, wo es sich lohnt.“
Als Beispiel nennt Franke die Linie N6, die ab Januar 2026 dauerhaft verlängert werden soll – nicht nur wie in den vergangenen Jahren während der Weihnachtszeit. Die Linie beginnt in Meinsdorf und führt über Roßlau. Statt wie bisher am Hauptbahnhof zu enden, soll die N6 künftig weiter durch die Innenstadt fahren. „Dadurch profitieren mehr Fahrgäste als vom Wegfall des nächtlichen Rufbusses betroffen sind“, hofft Franke.
Dessau-Roßlaus Verkehrsgesellschaft hat mit den Problemen der Stadt zu kämpfen: Sinkende Einwohnerzahlen führen zu weniger Nutzern, während gleichzeitig die notwendigen Kosten steigen, um den ÖPNV überhaupt aufrechtzuerhalten. Das Deutschland-Ticket macht einen wirtschaftlichen Betrieb nicht gerade einfacher. Mit Blick auf den Rufbus gilt: Lieber ein Ende mit einem kurzzeitigen Schrecken, als ein finanzieller Schrecken ohne Ende. Vielleicht sind solche Entscheidung in Dessau-Roßlau aber noch häufiger nötig. Viele Grüße, Steffen Brachert.
PS: Ich wünsche den Lesern dieses Newsletters ein schönes, ruhiges und friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir lesen uns hier wieder am 9. Januar. Bis dahin. Bleiben Sie der MZ gewogen. Empfehlen Sie den Newsletter gern weiter!
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Kleine Zipfelmänner, Bären, eine Maus, ein Schäfchen und andere Figuren hatten es sich vergangene Woche bequem gemacht auf und neben einem Puppenhaus. Und brachten die Augen der Betrachter im Spielzimmer der Dessauer Kinderklinik zum Leuchten: Chefarzt Stefan Fest war ebenso begeistert wie Schwester Sabine und Schwester Katrin und die Gelbe Fee, Caroline Specht. „Sie sind eine Weihnachtsfrau und ein Weihnachtsmann“, sagte Fest begeistert zu Gabriele Behrmann und ihrem Mann Klaus. Zum mittlerweile fünften Mal überraschte das Ehepaar aus Dessau die Kinderklinik im Städtischen Klinikum vor Weihnachten.
2021, zur Coronazeit, hatte Gabriele Behrmann, die für ihr Leben gern strickt, überlegt, wem sie eine Freude mit ihren kleinen Gesellen bereiten könnte. Denn nicht nur ein oder zwei Tiere entstehen unter ihren geschickten Fingern, sondern viele mehr. Die Vorlagen dafür findet sie im Internet, in England oder Amerika.

„Wenn ich das Geld, das ich fürs Material ausgebe, spenden würde, wäre das eine Sache. Aber so habe ich mehr Freude daran“, erzählt die 76-jährige Gabi Behrmann und traf mit ihrer Art Spende auf offene Arme in der Kinderklinik. Denn dort trösten die gestrickten Gesellen viele kleine Patienten, wie Schwester Sabine erzählt.
Dank Klaus Behrmann gab es in diesem Jahr noch ein Puppenhaus dazu. Die Kinder können aber auch puzzeln oder Bücher lesen, denn auch das gehörte zur großen Bescherung. Für die hatte Christa Witte, eine frühere Klassenkameradin von Gabi Behrmann, einen Großteil beigesteuert. Beim Klassentreffen im Sommer hatten sich die Frauen über das Behrmannsche Engagement für die Kinderklinik unterhalten – und prompt kamen Pakete aus Berlin.
MZ-Geschichten der Woche
+++Im vergangenen Jahr sind die „Danger-Inseln“ zu einem Schutzgebiet erklärt worden. UBA-Mitarbeiter Fritz Hertel hat sich mit einer Expedition aufgemacht, das Areal in der Antarktis zu erforschen. MZ-Kollege Robert Horvath hat mit Hertel über seine Erlebnisse auf der gerade absolvierten Tour gesprochen.
+++Schon 2021 hat das Städtische Klinikum in Dessau das Diakonissenkrankenhaus übernommen. Nun hat das hoch verschuldete Haus dafür das schon lange erwartete Geld von Bund und Land erhalten. Warum das Klinikum wichtig fürs Land ist und wofür das Geld verwendet wird, das hat sich MZ-Kollegin Heidi Thiemann erklären lassen.

+++Bei Ausgrabungen in der Ferdinand-von-Schill-Straße ist ein Teil der Dessauer Geschichte freigelegt worden. Welche seltene Funde es gab und was diese Entdeckungen aus früheren Zeiten berichten, das hat sich MZ-Kollege Robert Horvath vor Ort angesehen.
+++Dass in Dessau-Roßlau von ehemals 17 nur noch vier Tagesmütter und ein Tagesvater tätig sind, erklären diese mit immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen. Was die Betroffenen kritisieren und was das Jugendamt sagt, das hat MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfragt.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Eine „Weihnachts-Milonga“ gibt es am Sonnabend, 20. Dezember, in der Villa Krötenhof in Dessau. Los geht es 20 Uhr. Angekündigt ist ein Abend für Tango-Freunde voller Freude und Überraschungen. Inklusive ist ein festliches argentinisches Weihnachtsbuffet.
+++Das Märchenballett „Der Nussknacker“ von Stefano Gianetti ist am Sonntag, 21. Dezember, 16 Uhr auf der großen Bühne des Anhaltischen Theaters zu sehen. Gianetti erzählt die winterliche Traumgeschichte mit dem Blick von heute auf eine romantische Welt des 19. Jahrhunderts, die so lebendig ist, als wäre, dass alles gerade erst gestern geschehen.

+++„Weihnachten mit Dagmar Frederic“ heißt es am Sonntag, 21. Dezember, 16 Uhr, im Mitteldeutschen Theater in Dessau. In ihrer Weihnachtsshow verbindet Frederic musikalische Darbietungen mit spannenden Anekdoten aus ihrer jahrzehntelangen Karriere.
+++Das Finale steht an: „Frieren für den guten Zweck“ lädt am Sonntag, 21. Dezember, zum vierten und damit letzten Mal in diesem Jahr an den Kühnauer See. Treffpunkt ist 10 Uhr. In das eiskalte Wasser geht es gegen 11 Uhr. In den vergangenen Jahren war der vierte Advent oft der meistbesuchte Eisbadetag.
Topf und Pfanne
+++Für Whisky-Liebhaber ist es längst ein Pflichttermin: Immer Anfang des Jahres lädt das Forsthaus Leiner Berg zu einem Whisky-Tasting ein. So auch am 2026. Am 5. Januar ist es dann wieder so weit. Angekündigt wird ein Abend für echte Genießer, die Whisky nicht nur einfach trinken, sondern bewusst genießen wollen, für Kenner und Neugierige.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++In Dessau hat Christian Rosenberg ein Geschäft für Pyrotechnik eröffnet. Kurz vor Silvester beginnt für ihn die wichtigste Zeit des Jahres. Der Artikel erreichte auf Facebook 15.300 Personen. Nicht alle Kommentare waren positiv. Vor allem Tierhalter sehen die Pyrotechnik kritisch.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Während eines Waldspaziergangs sind vergangene Woche in Bernsdorf zwei Frauen von einem Mann überfallen worden. Der Unbekannte drohte ihnen mit einem Messer und wollte den Autoschlüssel haben. Ein Zeuge verhinderte Schlimmeres. Die Polizeimeldung hatte vergangene Woche über 35.300 Aufrufe.
QUERBLICK
+++Dessau gibt es zwei Mal in Sachsen-Anhalt. 130 Einwohner zählt die namensgleiche Gemeinde in der Altmark. Gerade erst wurde das kleine Dessau als Dorf mit Zukunft ausgezeichnet. Der MDR hat sich vor Ort umgeschaut.
+++Nach dem Großbrand im Deetzer Café-Restaurant „Seestern“ erlebte Horst Neißer eine große Hilfsbereitschaft. Welche Hoffnung dem Besitzer jetzt bleibt, das haben die Kollegen der „Zerbster Volksstimme“ notiert.
+++„Die Stadt, die niemand kennt – und drei Weltkulturerbe-Stätten besitzt“ ist eine Geschichte überschrieben, die auf dem Internetportal „Telepolis“, einem „Heise“-Ableger, erschienen ist. Der Reporter war auf Entdeckungstour in der Stadt - und dann auch im Gartenreich Dessau-Wörlitz.
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