0340 Newsletter Dessau 12. Dezember #128 Warum ein Heiner-Müller-Zitat beim Blick auf die Dessauer DWG Fragen aufwirft
Wieso Hardy einen Udo-Lindenberg-Song neu auflegt - Was am Wochenende auf der Wasserburg in Roßlau los ist.

im Stadrat am Mittwoch hielt es Jörg Bernstein mit Heiner Müller. „Optimismus ist nur ein Mangel an Informationen", zitierte der FDP-Mann beim Blick auf die Lage der DWG den bekannten Dramatiker. Am Tag danach legten die Liberalen nach. „Einen Freifahrtschein über Investitionen von 24 Millionen Euro aus Steuergeldern und aufzunehmenden Schulden wird es mit den Freien Demokraten nicht geben“, teilte Marcus Hillwig, Immobilienverwalter und stellvertretender FDP-Kreisvorsitzender, in einer Pressemitteilung mit.
Eben noch brachte das Städtische Klinikum den Dessau-Roßlauer Haushalt ins Wanken, nun gerät Dessau-Roßlaus größer Vermieter in den Blickpunkt.
Der hatte erst in dieser Woche für Schlagzeilen gesorgt. Mal wieder. Anfang November hatte die DWG ihre Gewerbemieter über die „Einführung der Umlage von Verwaltungskosten auf Gewerbeeinheiten ab dem Abrechnungsjahr 2026“ informiert. Die Mehrkosten, versuchte der Vermieter zu beruhigen, belaufen sich auf etwa 75 Cent pro Quadratmeter im Monat.
Bei den Gewerbetreibenden kam das Schreiben erwartungsgemäß nicht gut an. Wegen des Inhalts. Aber auch wegen der schriftlichen Mitteilung. Schon traditionell verweigert sich die DWG einer offenen, ja offensiven und persönlichen Informationspolitik.
„Ich kann nicht nachvollziehen, wie man einen solchen Brief in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage einfach so blind herausschicken kann, ohne eine Mieterversammlung abzuhalten. Es wird nicht mit uns gesprochen. Das ist schon eine Frechheit“, fasste das Philipp Druschke, der Inhaber des Hochzeitsmodenhauses, seinen Eindruck zusammen. Apropos 75 Cent pro Quadratmeter. Druschke hat große Ladenflächen. Er schätzt seine Mehrkosten auf etwa 5.000 Euro im Jahr. Für ihn ist das „eine Hausnummer - und eine versteckte Mieterhöhung, die nur anders heißt“.
Die Antwort der DWG? Man verweist auf die rechtskonforme Möglichkeit, diese Kosten umzulegen - und hält es mit dem wenig sensiblen Satz: „Dieser überschaubare Betrag sollte kein Grund für eine Insolvenz sein.“

Richtig ist: Die noch immer von Altschulden geplagte DWG ist in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, muss Erlösquellen erschließen, sparen - und wirkt dabei ziemlich getrieben. Im Jahresabschluss 2024 steht ein Fehlbetrag von über 800.000 Euro. Schwerer aber wiegen zwei andere Zahlen: Die Leerstandsquote liegt bei fast 30 Prozent. Und: Die durchschnittliche DWG-Miete liegt bei 5,53 Euro pro Quadratmeter. „Nach Abzug der Erlösschmälerungen aus dem Leerstand“ liegt der Durchschnittswert sogar nur bei 4,23 Euro pro Quadratmeter. Da kann nicht viel übrig bleiben.
Ernüchternd ist die eigene Risikoanalyse der DWG, die vor allem auf die demografische Entwicklung in Dessau-Roßlau verweist. Die Bevölkerungsprognose geht davon aus, dass die Doppelstadt bis 2035 noch einmal 10.000 Einwohner verlieren wird. Was einzelne Geschäftsbanken laut DWG schon davon abhält, überhaupt noch in Dessau-Roßlau zu investieren.
Die Alarmsignale sind überdeutlich. Die Stadt hat reagiert und will in den nächsten Jahren eine Gesellschaftereinlage in Höhe von 24 Millionen Euro leisten. Abhängig vom Haushalt. Geld ist bislang nicht geflossen. Zwei Nackte wollen sich gegenseitig in die Tasche greifen.
Ob Optimismus noch angebracht ist? Schwer zu sagen. Nach eigenen Angaben fußt das überarbeitete Strategiekonzept 2030 auf das Leisten der Einlagen von jährlich vier Millionen Euro.
Wenn die FDP nun „eine klare, nachvollziehbare Darstellung der wirtschaftlichen Lage, eine langfristige Standortanalyse sämtlicher Objekte, eine Überprüfung der laufenden und geplanten Investitionen auf ihre Tragfähigkeit, ein Kennzahlensystem, welches Risiken aufzeigt und Nachsteuerungen möglich macht, fordert“, macht das skeptisch. Gibt es all das bislang nicht? Die DWG wird sagen: Natürlich. Der Kreis schließt sich mit der Frage: Reicht die Informationspolitik des Unternehmens aus? Viele Grüße, Steffen Brachert
RÜCKBLICK
Dessau-Roßlauer der Woche
1985 erschien der Kulthit „Wozu sind Kriege da“ von Udo Lindenberg. 40 Jahre später hat der Roßlauer Sänger Frank Wedler alias Hardy den Song neu aufgenommen - mit Nele, einer jungen Sängerin aus Thüringen, die durch ihre Teilnahme bei „The Voice Kids“ mittlerweile bekannt wurde. Beide haben sich im Sommer 2024 beim Rosenfest in Neles Heimatort Dornburg in Thüringen kennen - und schätzen gelernt. Ohne Nele hätte Hardy den Song nicht aufgenommen. „Ich war froh, als sie zugesagt hatte.“

Die Botschaft des Liedes ist nach wie vor aktuell, so Wedler. Dies sei für ihn Grund genug gewesen, den Song neu zu veröffentlichen. „Ich will die Menschen zum Nachdenken bringen. Wozu gibt es Kriege?“, fragt der Sänger. Das Lied solle zum Austausch anregen und Gespräche auslösen. Es ist traurig, dass Menschen, vor allem Kinder, solche Erfahrungen machen müssen.“
Der Song wird im Mai 2026 auf Hardys neuem Album „Im Osten geboren“ erscheinen. Auf dem Album interpretier Frank Wedler bekannte Titel aus Ost- und Westdeutschland neu, die ihn in seiner Jugend geprägt hätten.
MZ-Geschichten der Woche
+++Die Dessau-Ziebigker Firma Gala Bau hat ein besonderes Projekt abgearbeitet – und auf dem Dach einer Turnhalle in Leipzig einen Sportbereich gebaut. Wie es dazu kam, das hat sich MZ-Kollege Tizian Hempel vor Ort erklären lassen.
+++Die Ausstellung „Bakelit | Glasur | Farbe“ im Dessauer Bauhaus Museum ist die erste große Ausstellung zum Jubiläum Bauhaus 100 in Dessau. Sie zeigt eine Auswahl aus 3.000 Objekten, die der Stiftung Bauhaus Dessau von 150 Schenkenden seit 2019 aus dem In- und Ausland vermacht wurden. MZ-Kollegin Heidi Thiemann war bei der Eröffnung dabei.
+++Ein Verein sollte das Leipziger Torhaus zu einer Begegnungsstätte umbauen. Doch kurz vor der Übertragung an den Verein fehlt im Stadtrat Dessau-Roßlau plötzlich die Mehrheit. Ist das Projekt noch zu retten? Dieser Frage sind die MZ-Kollegen Oliver Müller-Lorey und Sylke Kaufhold nachgegangen.

+++Der MDR hat die Kultur-Reihe „Titel, Thesen, Temperamente“ im Bauhaus-Museum Dessau aufgezeichnet. Im Gespräch war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. Es ging um das Thema „Wie viel Staat braucht die Kultur?“MZ-Kollege Thomas Steinberg hat sich die Sendung angeschaut.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Zu einem besinnlichen Abend lädt das Betreuungsforstamt Dessau am Freitag, 12. Dezember, ins Jagdschloss Haideburg ein. Glockenschlag 18 Uhr öffnet sich bei den Hörnerklängen der Bitterfelder Jagdhornbläser die Pforte am Jagdschloss. Es gibt Wildwürstchen, Glühwein, Kinderpunsch, frisch gebackene Waffeln sowie einen Honigstand.
+++Auch in diesem Jahr sorgt die beschauliche Wasserburg Roßlau wieder für weihnachtliches Flair. Traditionell am dritten Advent lädt der Förderverein Burg Roßlau zu seinem Adventsmarkt ein, in diesem Jahr am 13. und 14. Dezember. In der Zeit von 11 bis 20 Uhr öffnet der Markt seine Tore. Neben den kulinarischen Genüssen gibt es wieder viel zu erleben und zu sehen auf der Burg.
+++Zum zweiten Mal laden das Anhaltische Theater und die Stadtwerke Dessau in diesem Jahr zum großen Dessau-Roßlauer Weihnachtssingen ein. Am Sonnabend, 13. Dezember, 19 Uhr, soll es vor dem Mausoleum im Tierpark Dessau stimmungsvoll werden. Wie am ersten Advent auf der Roßlauer Wasserburg, führt Annemarie Eilfeld durch das Programm. Es wird durch besondere Gäste bereichert. Im Tierpark werden die „Fürstsingers“ des Philanthropinums unter der Leitung von Steffen Schwalba drei Stücke präsentieren.

+++„Räuber Hotzenplotz“, das diesjährige Weihnachtsmärchen am Anhaltischen Theater, ist am Sonntag, 14. Dezember, gleich zwei Mal auf der Bühne zu sehen - 10.30 Uhr und 14 Uhr. Das Stück von Otfried Preußler, erstmals erschienen 1962, gehört zu den Klassikern der deutschsprachigen Kinderliteratur. Seit Jahrzehnten entführt die Geschichte Kinder und Erwachsene in eine Welt, in der die Freundschaft und der Zusammenhalt über das Böse den Sieg davontragen.
+++Im Schwabehaus findet am Sonntag zum dritten Advent von 15 bis 18 Uhr das traditionelle Adventsfest statt. Auf Besucher wartet Glühwein und Borschtsch oder Süßes. Für Kinder gibt es Märchen und Weihnachtsgeschichten im Roten Kabinett. Gegen 16 Uhr kommt sogar der Weihnachtsmann auf seinem alten Motorrad angeknattert. Auf dem Hof gibt es einen Trödelmarkt, an der Feuertonne kann man sich mit einer Tasse Glühwein erwärmen.
+++ In Mildensee laden die Mildenseer Heimatfreunde traditionell am Sonntag zum dritten Advent, 14. Dezember, zum Markt auf den Pfarrhof ein. Ab 14 Uhr gibt es süße Leckereien, verschiedene Stände, Glühwein, Punsch und mehr. Besucher können sich auf dem beschaulichen Markt ganz besonderen auf die Weihnachtszeit einstimmen. Der Markt ist bis 18 Uhr geplant.
+++Noch bis Sonntag, 14. Dezember, verwandelt sich die Marienkirche in einen adventlichen Markt. Hier entfaltet sich eine Welt aus Handwerk, Musik und festlicher Stimmung. Tee und Kaffee stehen zum Verkauf bereit. Für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt. Der Markt ist am Sonnabend von 11 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11. bis 18.30 Uhr geöffnet.
Topf und Pfanne
+++Von außen und von innen hat das ehemalige „Braustübl“ noch den Charme einer in die Jahre gekommenen Eckkneipe, doch drinnen weht seit Oktober neuer Wind: Kiev Ounh Duong hat am Roßlauer Markt mit dem „Zeitlos“ ein Frühstückscafé eröffnet, in dem es am Abend auch Snacks gibt.

Ursprünglich habe Duong ein Restaurant in Dessau eröffnen wollen, da sei es jedoch schwierig, günstige Räume zu finden. Doch am jetzigen Standort habe sie die Möglichkeit im Erdgeschoss zu erweitern. Wenn es gut läuft. Angelaufen ist es im „Zeitlos“ ordentlich.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++Am 30. Dezember wird Hanjo Kopp zum letzten Mal das Dessauer Traditionsgeschäft „Musik Erber“ öffnen. Eine über 100-jährige Ära geht zu Ende. Der Facebook-Post zum Text bewegte viele - und erreichte entsprechend über 23.300 Personen.

Meist geklickter Text der Woche
+++Beim „Advent in den Höfen“ in Mosigkau ist es am Samstagabend, 6. Dezember, zu einem Messer-Vorfall gekommen. Die Meldung vom Sonntag interessierte viele - und hatte so 18.300 Aufrufe.
QUERBLICK
+++Es gibt einige historische Gebäude in Zerbst, die aus dem Dornröschenschlaf geküsst werden wollen. Dem markanten Postgebäude in der Innenstadt bleibt dieses Schicksal erspart. Nur ein Jahr nach dem Rückzug der Postbank gibt es einen neuen Besitzer, der auch investieren will. Das berichten die Kollegen der „Zerbster Volksstimme“.
+++Mit dem Abschied von Trainer-Legende Uwe Jungandreas war Handball-Zweitligist Dessau-Roßlauer HV durchaus ins Risiko gegangen. Doch es funktioniert. Vanja Radic ist mit seinem Team auf einem Höhenflug. Der MDR hat sich mit der Arbeit des Trainers beschäftigt.
MZ-FOTO DER WOCHE

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