MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 13. November 2025 Tschüss Politik: Lindner wird Autohändler in Sachsen-Anhalt
Weitere Themen: Pharmakonzern baut Werk / Weihnachtsmärkte in Gefahr / 500 Millionen für Züge / Zulauf für rechte Buchmesse / Jeder Dritte arbeitet verkürzt

wenn Sie demnächst in Halle oder Leipzig ein Fahrer mit einem schicken, blauen Porsche 911 überholt, dann könnte das Christian Lindner sein. Der ehemalige Bundesfinanzminister wird ab dem kommenden Jahr Vize-Chef des großen, ostdeutschen Gebrauchtwagenhändlers Autoland.
Die Geschichte von Autoland dürfte ganz nach Lindners Geschmack sein. Firmengründer und Vorstandschef Wilfried Wilhelm Anclam hat es sozusagen vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft. Der gelernte Polizeibeamte aus Hannover (Niedersachsen) gründete 1978 Autoland.

Nach der Wende ging er nach Leipzig und expandierte langsam, aber stetig in Ostdeutschland. Im Jahr 2024 erwirtschaftete Autoland den Angaben zufolge einen Rekordumsatz von 890 Millionen Euro mit über 50.000 verkauften Autos. 400 Mitarbeiter in der Zentrale in Sandersdorf-Brehna bei Bitterfeld-Wolfen lenken die Geschicke der Gruppe. Autoland zählt damit zu den größten Autohändlern Deutschlands. Demnächst ist sogar ein Börsengang geplant.
Den personellen Spurwechsel hat womöglich Lindner Freund und Leipziger Immobilienkönig Steffen Göpel eingefädelt. Oder war es der neue Autoland-Marketingchef und FDP-Mitglied Christian Fasselt? Hier ist der komplette Text.
Dass Spitzenpolitiker nach ihrer Amtszeit in die Wirtschaft wechseln, ist inzwischen die Regel. Häufig nutzen sie ihre Kontakte für Beratertätigkeiten. Wirkliche Führungsaufgaben übernehmen sie allerdings nur selten. Es gibt aber Beispiele: Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) war von 2013 bis 2015 Staatssekretärin im Verkehrsministerium. Dann wechselte sie in die Energiewirtschaft. Von 2020 bis 2025 leitete sie den großen Regionalversorger Westenergie. Jetzt ist sie zurück in der Politik.
Der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) leitete den Baukonzern Bilfinger, der frühere Thüringer MP Dieter Althaus arbeitete 15 Jahre im Management des Autozulieferers Magna.
„Wo wird härter gearbeitet, in der Politik oder in der Wirtschaft?" Auf diese Frage antwortete Koch im Interview mit der FAZ einmal: „Auf beiden Seiten geht es ziemlich hart zu. Es ist jeweils nicht ganz leicht, die Work-Life-Balance zu halten. Doch in der Politik müssen Sie zusätzlich den permanenten Verlust des Wochenendes in Kauf nehmen. Wenn Sie da nicht in der Lage sind, samstagnachmittags mit glücklichem Gesicht in eine Bratwurst zu beißen, haben Sie den falschen Beruf.“ Die Anforderungen in den Top-Jobs in der Wirtschaft und der Politik sieht Koch ähnlich: „Menschen auf Ziele zu verpflichten und darauf zu achten, dass diese Ziele auch verwirklicht werden.“
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
Weitere wichtige Wirtschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:
Novartis siedelt sich an
Der Pharmakonzern Novartis investiert in ein neues Werk in Halle und will hier eine „Schlüsseltechnologie“ gegen Krebs herstellen. Es geht um personalisierte Prostatakrebsmittel. Zunächst entstehen aber nur 25 Jobs. (MZ)

Jeder Dritte arbeitet verkürzt
Ein Drittel der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt ist in Teilzeit tätig – und die Quote steigt weiter. Nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer wird der Fachkräftemangel so verschärft
Weihnachtsmärkte in Gefahr
In Magdeburg dürfen die Buden vorerst nicht öffnen, das Landesverwaltungsamt hält den Schutz vor Anschlägen für unzureichend. Wackeln die Treffen bei Glühwein und Grünkohl jetzt landesweit?

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Preisstreit mit Hasseröder
Der Bierkonzern AB Inbev will bei seinen Marken deutliche Preiserhöhungen vornehmen. Edeka akzeptiert das nicht. Jetzt fliegen zehn Marken, darunter Hasseröder, aus den Regalen. (MZ)
500 Millionen für 75 neue Züge
Mehr Platz und mehr Komfort: Siemens hat die Züge der S3, S5 und S5X vorgestellt, die künftig zwischen Halle und Leipzig fahren. Worauf Reisende sich freuen können. (MZ)

Gröner verkauft Porsche-Sammlung
Bauunternehmer Christoph Gröner ringt mit Gläubigern und Insolvenzanträgen – aktuell versucht er, die Plagwitzer Höfe zu halten. Um die Immobilienkrise zu überwinden, habe er etliche Villen und seine Porsche-Sammlung verkauft, sagt der 57-Jährige im Interview. (LVZ)

Großer Solarpark mit Batterie
Das neue PV-Batteriespeicher-Hybridkraftwerk soll eines der größten des Landes sein. Warum werden solche Parks gebaut? (MZ)
Stabiles Geschäft mit Spitze
Geänderte Zollbestimmungen, politische Krisen, Billigkonkurrenz: Die „Plauener Spitze“ kämpft seit Jahren mit vielen Problemen. Als hochpreisige Handarbeit konnte sie bis jetzt überleben. (MZ)
Erste rechte Buchmesse in Halle
Draußen Protest, drinnen Gloria von Thurn und Taxis: Die rechte Buchmesse „Seitenwechsel“ fand erstmals in Halle statt – und will nicht mehr wissen, was rechtsextrem ist. (MZ)
Arznei für das Ausland
Das Dresdner Pharmaunternehmen Menarini – Von Heyden presst täglich Tonnen von Pillen gegen Herzschwäche. Doch die wenigsten davon landen in der Region. Ein Problem für viele mittelständische Pharmaunternehmen in Sachsen. (SZ)
Porzellan-Firma ist insolvent
Die Stimmung bei Könitz Porzellan ist gedrückt, nachdem das Unternehmen Insolvenz beantragt hat. Grund ist ein Rechtsstreit mit einem französischen Unternehmen. Der Geschäftsführer bleibt mit Blick auf den Umsatz optimistisch. (MDR)