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Ihr Wochenende mit der Mitteldeutschen Zeitung Wenn der Sommer nicht zum Herbst werden will, muss man flexibel bleiben

19.09.2025, 08:35
Frank Klemmer leitet seit Anfang September als Themenmanager die Lokalredaktion der MZ in Halle.
Frank Klemmer leitet seit Anfang September als Themenmanager die Lokalredaktion der MZ in Halle. (Grafik: Tobias Büttner)

ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber dieses Wochenende bringt mich jetzt völlig durcheinander: Was ist denn nun? Immer noch Sommer? Oder doch schon Herbst?

Kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit kalendarischen oder meteorologischen Orientierungspunkten: Mich nach denen zu richten, das habe ich schon längst aufgegeben. Ich verlasse mich da lieber auf mein Gefühl. Doch genau das lässt mich angesichts solcher Temperatursprünge wie jetzt vollends im Stich.

Dabei ist es ja gar nicht so, dass ich mich verzweifelt am zu Ende gehenden Sommer festhalten würde wie andere Zeitgenossen. Ja, schön und warm – okay. Schön und kalt hat aber doch auch was für sich. So ein richtig „Goldener Herbst“ kann einem „Altweibersommer“ in Sachen Wohlfühlgefühl mehr als nur Konkurrenz machen – zumindest was mich betrifft.

Aber nun also doch noch mal strahlendster Sonnenschein und Temperaturen jenseits meiner ganz eigenen Wohlfühlgrenze – na gut, das kriegen wir hin. Kommt für mich zwar durchaus überraschend, aber ich bin da flexibel.

Wie groß darf eine kleine Schule sein?

So geht es mir manchmal auch mit der Politik. Sie werden sich erinnern, dass ich an dieser Stelle in den vergangenen Jahren das ein oder andere Mal mein Unverständnis für manche Richtung in der Bildungspolitik zum Ausdruck gebracht habe.

Vor allem, wenn es darum ging, dass sowohl in Städten als auch auf dem Land kleiner gewordene Schulen vermeintlich zu klein sind und geschlossen werden „müssen“. Weil die Definition von „zu klein“ immer größer wurde.

Für kleinere Schulen auf dem Land einsetzen will sich Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Für kleinere Schulen auf dem Land einsetzen will sich Ministerpräsident Reiner Haseloff.
(Symbolfoto: dpa)

Frecherweise – ich bekenne mich schuldig – hatte ich dahinter vor allem eine „Strategie“ gegen Lehrermangel vermutet. Weil weniger Schulen weniger Lehrer brauchen. Obwohl die neuen, jetzt viel größeren Schulen doch nun wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Erst recht dort, wo Schüler und Eltern zur neuen Schule sehr viel weiter fahren müssen.

Ich muss zugeben: Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Zu früh: Jetzt soll die Kehrtwende kommen. Wie die Kollegen Hagen Eichler und Robert Briest berichten, will Ministerpräsident Rainer Haseloff dafür sorgen, die für eine Schule notwendigen Schülerzahlen „so anzupassen, dass nicht durch ein einheitliches Raster der ländliche Raum in Teilen herausfällt“.

Kritik an der Kehrtwende: Feußner bleibt dabei

Die Landesregierung wolle vor allem Schulen in Kleinstädten und Dörfern durch das Senken der Mindestschülerzahlen vor der Schließung bewahren. Und vielleicht auch da, wo es ähnliche Probleme in der Stadt gibt? Ich übe mich in Geduld. Oder um im kalendarischen Bild zu bleiben: Es ist ja noch nicht Weihnachten …

Dass meine Spekulationen übrigens gar nicht so frech waren, sondern es genau darum ging, hat im Nachgang zur Kehrtwende übrigens die frühere Bildungsministerin Eva Feußner meinem Kollegen Hagen Eichler noch einmal bestätigt. Sie verteidigt ihre Pläne, die jetzt kassiert wurden, und kritisiert die Kehrtwende genau so: „Das produziert nur zusätzlichen Unterrichtsausfall. Mir tun die Kinder leid.“

Das kann ich falsch finden, weil es für mich keine Strategie ist, einfach Schulen zu schließen, um den Mangel zu bekämpfen. Aber ich kann auch respektieren, dass Feußner konsequent ist. Und natürlich in einem Punkt recht hat: Es war nicht sie allein, sondern das Kabinett, das im vergangenen Jahr höhere Mindestzahlen durchsetzen wollte.

Seecontainer voller Schokolade über den Atlantik

Wie gesagt: Man sollte flexibel bleiben. Sich nicht von jeder Schlagzeile, die auf einen einprasselt verrückt machen lassen – und unter der Decke verkriechen. Auch und gerade wenn es Herbst wird – und obwohl das da doch so gemütlich ist.

Eher prosaisch und doch auf den Punkt gebracht hat das eine Geschichte, die ich schon vor zwei Wochen von meinem Kollegen Steffen Höhne gelesen habe. Trotz Zollerhöhung – eine „dieser“ Schlagzeilen also – will Halloren am Ende des Jahres 130 bis 150 Seecontainer mit Schokolade in die USA geliefert haben.

Die Halloren Schokoladenfabrik in Halle exportiert ihre Schokolade in großen Mengen auch in die USA.
Die Halloren Schokoladenfabrik in Halle exportiert ihre Schokolade in großen Mengen auch in die USA.
(Archivfoto: Steffen Schnellhorn)

Ja, die neuen Zölle belasten auch diese Exporte. Aber bringen die Zölle jetzt das Geschäft mit der Schokolade aus Halle in Gefahr? Der Halloren-Chef spricht gegenüber dem Kollegen von einer Belastung, die man aber stemmen werde.

Der Grund für seine Gelassenheit ist ähnlich nüchtern wie der Blick auf die Seecontainer: Die Schweizer Exporteure, im Schoko-Geschäft die härtesten Konkurrenten in den USA, müssen nämlich gerade mit noch viel höheren Zöllen zurechtkommen.

Sowas schmeckt mir. Also nicht die Zölle. Und geteiltes Leid? Immer gerne, aber nicht bei Schokolade. Wo ich gerade daran denke: Ich muss mir mal eine aus dem Schrank holen. Bevor ich mich unter der Decke verkrieche …

Eine Woche zum Vergessen für den HFC

Da würde sich nach dieser Woche – gefühlt zumindest – der Hallesche FC gerne verstecken. Erst war da das Derby gegen die BSG Chemie Leipzig am vergangenen Freitagabend - ein 0:0 der besonderen Art.

Wenig mit Fußball zu tun haben die Bilder, die vom Derby HFC gegen Chemie Leipzig in Erinnerung bleiben.
Wenig mit Fußball zu tun haben die Bilder, die vom Derby HFC gegen Chemie Leipzig in Erinnerung bleiben.
(Foto: IMAGO/Picture Point)

Dazu gäbe es viel zu sagen. Oder man hört zu, wie es meine Kollegen vom Podcast „Chemie kennt keine Liga“, dessen 28. Folge, die Sie jetzt hören können, ausdrücken: „Randale, Fehlentscheidung und ein verschenkter Sieg“.

„Chemie kennt keine Liga“: Die neue Folge ist jetzt da.
„Chemie kennt keine Liga“: Die neue Folge ist jetzt da.
(Grafik: Tobias Büttner/Volker Ballasch)

Am Mittwochabend kam es noch schlimmer: Nach der ersten Saisonniederlage hat der HFC endgültig die Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga eingebüßt. Die Rot-Weißen unterlagen beim Chemnitzer FC mit 0:3 – vor allem durch eigene Fehler in der Defensive und eine zu harmlose Offensive.

Aber egal ob Sommer, Herbst, Winter oder Frühling: Da muss der HFC jetzt durch. Die nächste Gelegenheit, die Woche zum Vergessen vergessen zu machen, gibt es schon am morgigen Samstag um 14 Uhr: Dann ist der BFC Preussen in Halle zu Gast. Und die Sonne soll scheinen – hoffentlich auch für den HFC. Vielleicht geht es ja ohne Flutlicht besser …

Stadt statt Land? Alles eine Frage des Blickwinkels

Ja, nach vorne gucken: Das ist auch bei mir angesagt. Seit diesem Monat bin ich nicht mehr Salzlandkreis unterwegs, sondern in Halle. Stadt statt Land: ein ganz neuer Blickwinkel. Finden Sie? Da haben Sie nicht ganz unrecht.

Aber allen, die da einen zu großen Unterschied draus machen, kann ich nur raten, den schnell wieder zu vergessen. Die Probleme sind meistens sehr ähnlich, nur manchmal früher oder später – und mit unterschiedlichen Herausforderungen verbunden. Klingt spannend, oder?

Ja, man muss eben flexibel bleiben. Und positiv nach vorne gucken. Zum Beispiel so: Genießen Sie die sommerlichen Temperaturen am Wochenende! Und freuen Sie sich dabei schon auf einen gemütlichen und Goldenen Herbst. Der Winter kommt danach schon von selbst.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen

Ihr Frank Klemmer