Exporte aus Sachsen-Anhalt Trotz Zollerhöhung: Halloren liefert 130 Seecontainer mit Schokolade in die USA
Die neuen 15-Prozent-Zölle belasten Exporte in die Vereinigten Staaten. Die hallesche Schokofirma und ein Walzen-Hersteller aus dem Harz beschreiben, wie sie damit umgehen.

Halle/MZ. - Halloren-Chef Darren Ehlert befindet sich auf Reisen: Mit zwei Koffern ist er vor wenigen Tagen in die USA geflogen. In den Trolleys befinden sich Muster von neuen Schokoladenkreationen. „Die USA sind zu unserem wichtigsten Exportmarkt geworden“, sagt der Inhaber der Halloren Schokoladenfabrik in Halle. „Ich besuche Kunden.“
Der Süßwaren-Hersteller beabsichtigt, in diesem Jahr 130 bis 150 Seecontainer mit Schokolade in die USA zu liefern. „Im vergangenen Jahr waren unter anderem unsere Dubai-Pralinen dort sehr erfolgreich“, sagt Ehlert, der in Kanada und den USA aufgewachsen ist. Bringen die Zölle jetzt das Geschäft in Gefahr?
Ehlert spricht von einer Belastung, die man aber stemmen werde. Der Zollsatz für Schokolade sei von 6,5 Prozent auf die nun einheitlichen 15 Prozent gestiegen. „Wir werden das am Ende mit einpreisen müssen“, so Ehlert. Schokolade aus dem Haus Halloren werde womöglich etwas teurer in den USA.
Ausfuhren in die USA sind im ersten Halbjahr uin Sachsen-Anhalt noch gestiegen
Seit dem 7. August 2025 müssen Unternehmen aus der EU einen einheitlichen Zollsatz von 15 Prozent auf ihre Waren zahlen. Es gibt aber auch Abweichungen: auf Stahl- und Aluminiumprodukte etwa gelten 50 Prozent. „Viele Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, die in die USA liefern, sind verunsichert. Einige spüren die Auswirkungen auch schon“, sagt Birgit Stodtko, Geschäftsführerin International der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau. Sie belegt dies mit einer vom DIHK durchgeführten Blitzumfrage zur Trumpschen Zollpolitik unter 3.500 Unternehmen im August. Demnach spüren bereits jetzt 72 Prozent negative Auswirkungen der US-Handelspolitik.
In der Exportstatistik zeigt sich das bisher aber noch nicht. Im Gegenteil. Im ersten Halbjahr verkauften Firmen aus Sachsen-Anhalt Waren im Wert von 479,6 Millionen Euro in die USA – ein Plus von fünf Prozent. Stodtko vermutet, dass der Anstieg mit dem Aufbau von Lagerkapazitäten in den USA zusammenhängt – die vor der Zolleinführung getätigt wurden. Die wichtigsten Ausfuhrgüter aus Sachsen-Anhalt in die USA sind Chemische Erzeugnisse, Maschinen und Metallprodukte.
Noch ein Fakt ist bemerkenswert: Die Einfuhren aus den USA verdreifachten sich im ersten Halbjahr auf 416 Millionen Euro. Hintergrund: Die Total-Energies-Raffinerie in Leuna bezieht offenbar sehr viel mehr Öl aus den USA.

Auch für die Walzengießerei und Hartgusswerk Quedlinburg GmbH sind die USA ein wichtiger Markt. „Wir liefern Walzen an US-Stahlwerke“, sagt Geschäftsführer Johannes Feibig. Mit den Walzen würde der Stahl geformt. Das Geschäft habe sich zuletzt positiv entwickelt. Zehn Prozent Zoll zahlte das Harzer Unternehmen zuletzt.
„Von den hohen Stahlzöllen sind wir glücklicherweise nicht betroffen“, so der Unternehmenschef. Die Teile aus Quedlinburg seien aus Gusseisen. Nach seinen Worten musste das Unternehmen zuletzt die chemische Zusammensetzung an den US-Zoll liefern. Feibig befürchtet jedoch eine Kaufzurückhaltung seiner US-Kunden. „Die Trump-Regierung erlässt jeden Tag neue Regeln, da ist eine Investitionsplanung unserer Kunden schwierig.“
Andere Länder sind noch stärker betroffen
Der deutsche Maschinenbauverband erwartet eine enorme Belastung durch die Zölle. „Für viele der betroffenen Unternehmen bedeutet das: Ihr US-Geschäft steht vor dem Aus“, sagte der Abteilungsleiter Außenwirtschaft des Branchenverbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Oliver Richtberg, zuletzt dem Handelsblatt. Die pauschale 15-Prozent-Regelung werde durch die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte faktisch ausgehebelt. Denn auf Stahlteile müssen die Maschinenbauer bei ihren Anlagen die 50-Prozent-Zölle zahlen.
Die Firmenchefs Ehlert und Feibig weisen übereinstimmend darauf hin, dass die Folgen der Zölle noch schwer absehbar sind. „Unsere chinesischen Wettbewerber werden mit höheren Zöllen belegt“, so Feibig. Möglicherweise könne man davon sogar profitieren. Ähnlich ist es im Schoko-Geschäft. „Die Schweizer Hersteller sind unsere härtesten Konkurrenten in den USA, die müssen 39 Prozent Zoll zahlen“, so Ehlert. Der Unternehmer ist sich auch nicht sicher, ob US-Schokoladenhersteller mit der Zoll-Politik glücklich sind. „US-Firmen müssen Zölle auf die Einfuhr von Kakao-Bohnen zahlen.“ Nach Worten Ehlerts kommt es am Ende nicht nur auf die reine Kostenbelastung an. „Wenn wir weniger belastet sind als andere, nützt uns das.“