0340 Newsletter Dessau 21. November #125 Warum es für den ehemaligen Güterbahnhof in Dessau neue Hoffnung gibt
Was Tobias Buro zum Handwerksunternehmer des Jahres macht - Welcher MZ-Artikel auf Facebook besonders interessierte

acht Jahre ist es her, dass hier der „Beatclub“ seine Türen schloss. Für immer. Dessaus einziger Anlaufpunkt für etwas andere Konzerte gab auf. Jörg Folta zog es nach Leipzig. Mit dem „Felsenkeller“ hat er längst eine besondere Erfolgsgeschichte geschrieben.
Der Güterbahnhof entlang der Roßlauer Allee hat sich seither zu einem Schandfleck mit leichten „Lost Place“-Charakter entwickelt. Initiativen gab es immer mal, den historischen Bau zu entwickeln. Doch es tat sich nicht wirklich etwas.
Nun aber gibt es neue Hoffnung. Der Dessauer Unternehmer Ronny Sturm will das 16.000 Quadratmeter große Areal zu einem Gewerbepark umwandeln. 6.200 Quadratmeter davon werden vermietete Fläche. Das längliche Gebäude, das jetzt noch durchgängig ist, soll mit Brandgiebeln in mehrere Bereiche unterteilt und diese dann vermietet werden.
„Das Gebäude ist ein Denkmal und bleibt ein Denkmal“, hat Sturm meinem Kollegen Oliver Müller-Lorey mitgeteilt. Die Außenmauern bleiben erhalten, werden aber gründlich gereinigt, damit sie ihren alten Glanz wieder zurückbekommen. „Das Dach wird komplett entfernt und, in originaler Bauweise, wieder aufgebaut“, kündigt der Geschäftsmann an.
Sturm ist Inhaber und Geschäftsführer der Heinecke Baugesellschaft mbH, die bereits mehrere ungenutzte Immobilien entwickelt hat, darunter ein großes Areal an der Ziegeleistraße in Waldersee. Er war mit dem bisherigen Inhaber des Güterbahnhof-Geländes ins Gespräch gekommen, weil Sturm mit seiner Baufirma die Umbauten durchführen sollte. Doch dann habe der Investor das Projekt nicht weiterverfolgt. Sturm nutzte Anfang des Jahres seine Chance und kaufte das Areal, um es selbst zu entwickeln. Finanzielle Unterstützung bekommt er dabei von der Stadtsparkasse Dessau.

Den Sanierungsbedarf schätzt Sturm auf rund vier Millionen Euro. „Als wir das erste Mal durch die Hallen gelaufen sind, hatten wir schon Gänsehaut, das gebe ich zu“, sagt er. „Ein bisschen Fantasie braucht man.“
Dabei scheint er jedoch den richtigen Nerv von Dessauer Gewerbetreibenden getroffen zu haben. Mehrere potenzielle Mieter haben bereits zugesagt, einziehen zu wollen. So wird ein Fitnessstudio in einen Teil der Hallen ziehen. Weitere Mieter könnten ein Heizungs- und Sanitärbetrieb, ein Architekturbüro und ein Ärztehaus sowie eine Bäckerei werden. Letztere könnte am nördlichen Ende des Geländes, dort wo eine Rampe zum Verlade-Bahnsteig führte, sogar einen Freisitz eröffnen. Selbst betreiben will Sturm ein Airbnb-Ferienwohnungs-Objekt in den historischen Hallen.
Der Zeitplan ist dabei sportlich. Genehmigungen für Sicherungs- und Rückbauarbeiten hat Sturm bereits. Kommen auch die anderen Genehmigungen zeitnah, könnte im Februar 2026 Baubeginn sein. „Ziel ist die Eröffnung im Januar 2027“, sagt der Geschäftsmann. Es ist ein ehrgeiziges Ziel. Doch davon gibt es in Dessau-Roßlau manchmal viel zu wenige. Beste Grüße, Steffen Brachert
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Die neue Elektronikwerkstatt im DB-Werk, im Biopharmapark, in der Anhalt-Arena, im Bauhaus in Dessau oder in der Orangerie und in Ferienwohnungen im Luisium: Die Elektrofirma Leps hat an vielen Stellen im Stadtgebiet ihre Visitenkarte hinterlassen - und wurde dafür belohnt: Chef Tobias Buro ist beim Brunnenfest des Handwerks als Handwerksunternehmer des Jahres 2025 der Kreishandwerkerschaft Anhalt Dessau-Roßlau ausgezeichnet worden.
Buro, Jahrgang 66, ist ein „Urdessauer“. Er war in Ziebigk zur Schule gegangen und hatte bei Abus Dessau seine Lehre zum Elektriker gemacht. Sein Berufsleben ist von jeher eng mit Lothar Leps verbunden. Der war nicht nur sein Lehrmeister, sondern auch Abteilungsleiter bei Abus. Schon 1989 zog es Leps von dem DDR-Großbetrieb fort. Er gründete seine eigene Firma. Im Mai 1990 kam Buro dazu. Ganz jung, wurde er schon als Meister eingesetzt. Man kannte sich. Man schätzte sich.

Am 1. Januar 2009 hatte Buro das Unternehmen und die Belegschaft von seinem Lehrvater übernommen. Es war ein schwieriger Start. Kurz zuvor hatte die Bank Lemon Brothers Insolvenz angemeldet und eine weltweite Finanzkrise ausgelöst. „Plötzlich hatten wir keine Aufträge aus der Industrie mehr“, blickte Leps zurück. Die Firma wandte sich Privatkunden zu und kam wieder in ruhiges Fahrwasser.
Seit 2016 ist Tobias Buro Innungsobermeister der Elektroinnung Dessau-Roßlau. Er arbeitet im Berufsbildungsausschuss der Handwerkskammer Halle. Seit vielen Jahren schon ist er im Gesellenprüfungsausschuss seiner Innung aktiv. Und selbst bildet Elektro Leps auch aus.
„Ich muss immer was zu tun haben“, sagt Buro. Vor allem treibt ihn die Gewinnung von Nachwuchs für das Handwerk um. Er selbst, sagt Buro, habe Riesenglück, weil einer seiner Söhne Azubi bei ihm im Betrieb ist und vielleicht einmal die Firma übernehmen wird.
Doch sieht er insgesamt mit Bangen auf die Entwicklung im Handwerksbereich. „In Zukunft wird eine große Lücke aufreißen.“ In diesem Jahr haben zum Beispiel nur 14 Gesellen aus Dessau, Köthen und Wittenberg ihre Prüfung abgelegt. „40 wären auch nicht schlecht“, sagt Buro. Die jungen Leute werden gebraucht. (hth)
MZ-Geschichten der Woche
+++In Dessau hat sich eine Elterninitiative gegründet, die den Medienkonsum ihrer Kinder einschränken will. Was man für den besseren Weg hält, das haben Rangolph Hoffmann, Bettina Höll und Franziska Staudte meinem Kollegen Oliver Müller-Lorey erklärt.
+++Friseurmeister Oliver Heinecke bringt mit seinem neuen Angebot – dem Head Spa – das japanische Lebensgefühl in seinen Salon in Dessau-Nord. MZ- Kollegin Sylke Kaufhold hat sich die Idee dahinter erklären lassen.

+++Die FVK Faserverstärkte Kunststoffe Dessau GmbH hat ein mobiles Hartschalenzelt entwickelt, das vielfältig nutzbar ist und dessen Teile auf einen kleinen Transportanhänger passen. MZ-Kollegin Sylke Kaufhold hat sich die Weltneuheit mal angeschaut.
+++Der Allgemeinmediziner Jörg Krause ist seit einem halben Jahr am MVZ in Dessau-Alten tätig. Zuvor hatte er eine eigene Praxis in Köthen. Warum er sich noch nicht zur Ruhe setzen will und was ihn an seiner neuen Arbeitsstelle verwundert, das hat er meiner Kollegin Heidi Thiemann erzählt.
AUSBLICK
+++„Der Räuber Hotzenplotz“, das diesjährige Weihnachtsmärchen am Anhaltischen Theater, hat am Freitag, 21. November, seine Premiere. Ulrike Müller inszeniert die Geschichte von Otfried Preußler, die erstmalig 1962 erschien und zu den Klassikern der deutschsprachigen Kinderliteratur gehört. Bis 22. Februar gibt es über 30 Vorstellungen. Einige sind schon ausverkauft.

+++Der Dessauer Schwabehaus-Verein lädt am Freitag, dem 21. November, 20 Uhr zu einer Live-Lesung ins Schwabehaus ein. Mit seinem Programm „Am Olymp ist noch Platz – Ahne liest, singt und trinkt“ ist „Ahne“ zu Gast und redet über Themen wie Freiheit, Frieden oder wie die Jugend das Klimpern wieder für sich entdecken soll, wenn das Bargeld abgeschafft wird.
+++„Himmel im Kopf“ ist das Konzert von Felix Meier in der Villa Krötenhof überschrieben. Meyer bewegt sich mit seinem Trio zwischen Chanson und Folk, seit neuestem kommt auch etwas Pop dazu. Los geht es am Sonnabend, 22. November, 20 Uhr. Wer noch keine Karte hat, wird allerdings enttäuscht: Schon am Dienstag meldete die Stadt eine restlos ausverkaufte Villa.
Topf und Pfanne
+++Zum Black Friday am 28. November bietet das Radisson Blu Fürst Leopold Dessau seinen Gästen ein besonderes Kulinarik-Highlight: Im „Prime“ Restaurant & Bar gibt es an dem Tag ein „2 for 1“-Angebot. Bei zwei bestellten Gerichten geht das günstigere aufs Haus. Der Black Friday ist ein weltweiter Shopping-Tag nach dem amerikanischen Thanksgiving, der traditionell am vierten Donnerstag im November stattfindet. Einzelhändler bieten an diesem Tag große Rabatte an.
+++Ein Sieben-Gang-Silvester-Menü hat sich das Restaurant „Zieglers“ in Wörlitz für den Silvesterabend überlegt. Unter anderem gibt es Tatar vom Lachs, eine Kartoffel-Selleriesuppe, rosa Entenbrust und eine Schokoladentarte. Das Ganze kostet 89 Euro pro Person. Los geht es am Silvestertag um 18 Uhr. Einziger Haken: Die Gaststätte ist bis 23 Uhr geöffnet. Silvester kann man dann im Wörlitzer Park oder Zuhause feiern.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++Sebastian Max und Philipp Wendt haben in Rodleben ein einem inzwischen fast leerstehenden Einkaufszentrum ihr „MiTo“-Geschäft eröffnet. Was die Idee dahinter ist, was die Rodlebener dort einkaufen können, das hat die Leser interessiert. Auf Facebook erreichte der Text 19.600 Personen.

Meist geklickter Beitrag der Woche
+++Der Leerstand im innerstädtischen Dessau-Center ist inzwischen so groß, dass hinter den Kulissen über eine Umnutzung nachgedacht wird. Die Pläne haben viele Dessau-Roßlauer interessiert. Der Beitrag wurde über 24.400 Mal aufgerufen. Die Debatte wird neuen Schwung erhalten: Zum Jahresende verabschiedet sich auch noch der Penny-Markt aus dem Center.
QUERBLICK
+++Hitze, Dürre, Ertragsverluste: Viele Landwirte stehen durch den Klimawandel unter Druck. Bio-Landwirt Martin Zschoche und sein Vater Eicke suchen nach Lösungen – und pflanzen in Anhalt-Bitterfeld Bäume auf ihre Äcker. Was die Idee dahinter ist, hat sich der MDR erklären lassen.
+++Für Mitte Dezember hat der Helios-Konzern das Aus für das Krankenhaus in Zerbst angekündigt. Hinter den Kulissen wird daran gearbeitet, genau das zu verändern. Widersprüchliche Signale sorgen für Rätselraten, während die Suche nach einer kommunalen Lösung weitergeht. Die Kollegen der Zerbster Volksstimme geben ein Update.
+++„Während andere Parteien noch nicht mal von Wahlkampf reden, führt ihn die AfD längst“, so teasert die „Zeit“ einen Besuch bei einem Bürgerdialog der AfD in Sandersdorf-Brehna an. Was Reporter Tilman Steffen in der prall gefüllten Mehrzweckhalle erlebte, steht unter der Überschrift „CDU oder SPD? Ich wüsste nicht, dass die hier präsent sind."
MZ-FOTO DER WOCHE

Wer Hinweise oder Anregungen hat, her damit: [email protected]