Hier in Halle, Newsletter vom 22. November 2025 So bunt ist nicht nur die Fußball-Welt in Halle
Ein Schotte feiert einfach weiter, eine Turn-Legende wird 100, Kostüme gibt es nicht nur im Karneval - und manchmal gibt es einfach gar nichts mehr zu lachen.

Hand aufs Herz: War das nicht genau die richtige Woche, um mal wieder Vorfreude auf die nächste Fußball-Weltmeisterschaft zu tanken? Ich erinnere mich noch allzu gut an Zeiten, als solche Großereignisse - und nur die - echte Begeisterung für dem Kampf ums runde Leder durchs Land schwappen ließen.
Außerhalb dieser Woche war es leider etwas ruhiger und auf jeden Fall weniger enthusiastisch geworden. Und das hatte nicht erst mit den jüngeren Ergebnissen des HFC zu tun, sondern vor allem mit den jüngsten Auftritten der deutschen Nationalmannschaft selbst.
Umso überraschender kam diese Woche: Da durften auch Kollegen von mir im nahen Leipzig beim 6:0 gegen die Slowakei nicht nur das WM-Ticket, sondern auch mal wieder einen richtig schönen Fußball-Abend mit dem DFB-Team feiern.
Auch die anderen feiern: No Scotland no party
Doch nicht nur dieser Abend machte Lust: Irgendwie geriet diese entscheidende WM-Quali-Woche zum Ursprung schönster Geschichten, wie sie das auch auf andere schielende Fußballer-Herz so liebt: Curaçao fährt zum ersten Mal zu einer WM, Haiti zum ersten Mal seit 1974. Irland wiederum sichert sich in letzter, wirklich allerletzter Sekunde noch den Sprung in die Play-offs - und lässt Ungarn bitter enttäuscht und desillusioniert nach dem Traum von der ersten Endrunde seit 1986 zurück.
Und dann, ja dann war da ja noch Gregory Ward: Der Quartiermanager von Halle-Nord lebt seit 2017 in Deutschland und hat seit zwei Jahren diesen seinen Job in der Saalestadt. Am Dienstagabend aber hatte er andere Sorgen - oder besser keine Sorgen mehr: ein episches Fußballspiel, in dem entweder seine schottische Heimat oder Dänemark den Sprung zur WM schaffen konnten, endete mit einem dramatischen Sieg für die Gastgeber.

Walds Jubel war - nicht nur, weil er auf einer Kreidetafel in Heide-Nord stand - bis zur MZ zu hören und war bald darauf auch in der Zeitung zu lesen. Man muss nicht Schotte sein, um Wards Begeisterung zu teilen. Schon bei der EM 2024 hier in Deutschland waren es schließlich - so zumindest mein Eindruck - auch und gerade seine Landsleute, die das zuvor noch leise lodernde Freuden-Feuer am Fußball doch noch entfachten. Der Hit von damals hallt deshalb sicher nicht nur bei mir immer noch in den Ohren nach: „No Scotland no party“ ...
Die älteste Turnerin der Welt und ihr Internet-Hype
Grund zum Feiern hatten in dieser Woche in Halle allerdings nicht nur Fußball-Fans verschiedenster Nationalmannschaften. Eine Legende aus Halle wurde 100 Jahre alt: Johanna Quaas, die älteste Turnerin der Welt. Meine Kollegin Hanna Schabacker hat sie kurz vor ihrem Ehrentag getroffen und sich eine ganze Menge aus einem langen Turnerleben erzählen lassen.

Mich hat daran besonders beeindruckt, dass so eine Geschichte genau genommen im letzten Achtel der bisher 100 Jahre noch eine Wendung nimmt: Immerhin war es ausgerechnet das Internet, das Quaas 2012 mit ihrer legendären Barrenübung noch einmal so richtig berühmt gemacht hat.
Kostüme so bunt wie die Figuren, die sie verkörpern
Obwohl er wirklich selbst gerne berühmt wäre, das weiß man bei Max Heimann aus Halle gar nicht so genau. Aber er schlüpft gerne in die Rollen berühmter Figuren: Das ist seine große Leidenschaft.

Meinem Kollegen Denny Kleindienst hat Heimann erzählt, warum er sich bereits mehr als 50 Kostüme zugelegt hat und wieso er teilweise jede Woche zu sogenannten Conventions fährt. Und was er sich dieses Hobby kosten lässt. Nicht nur für alle, die sich jetzt immer noch fragen, was sich hinter einer Convention verbirgt, ist das eine ziemlich bunte Geschichte geworden - auch ohne Fußball-Trikots aus aller Welt.
Junge Turbine-Spieler wegen ihrer Vereinsfarben verprügelt?
Leider macht auch so eine Woche aber nicht nur Spaß. Oder tatsächlich hat auch das im leider gar nicht so weiteren Sinne mit Fußball zu tun. Am Dienstagabend wurden zwei Jugendliche am Hansering angegriffen, zusammengeschlagen und ausgeraubt.
An sich schon schlimm genug - bis sich dann der Verein Turbine Halle geäußert hat. Denn die Jungs zählen zum eigenen Vereinsnachwuchs und waren auf dem Heimweg vom Fußball-Training. Angeblich soll ihnen genau das zum Verhängnis geworden sein. Und einer der Täter soll als Fußballer eines anderen Vereins aus Halle erkannt worden sein.
Die ganze Geschichte, soweit sie bekannt ist, hat mein Kollege Denny Kleindienst aufgeschrieben ist. Auf den ersten Blick würde ich sagen: Soweit noch mehr dazu bekannt wird, wird sie mit Sicherheit nicht besser.
So macht Fußball keinen Spaß. Dabei sollte er es doch. Und das nicht nur bei Welt- und Europameisterschaften. Vielleicht sogar mal wieder so richtig beim HFC. Am Ende hilft aber nicht nur Wehklagen. Dafür manchmal aber auch eine bunte Geschichte. Oder die einer Frau, die wirklich viel zu erzählen hat. Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Frank Klemmer