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Wirtschaftsnewsletter vom 29. März 2024 Schoko-Hasen-Inflation: Preise für Kakao gehen durch die Decke

Weitere Themen: Wie Russland-Sanktionen umgangen werden / Meyer Burger entlässt 400 Mitarbeiter / Vita Cola wächst / Männelmacher klagen

29.03.2024, 09:00
MZ-Wirtschaftsnewsletter
MZ-Wirtschaftsnewsletter Bütther/dpa

in Deutschland ist Schoko-Osterhasen-Land: Die deutsche Süßwarenindustrie hat in diesem Jahr rund 240 Millionen Schoko-Hasen produziert, teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) zuletzt mit. Im Vorjahr lag die Zahl der Osterhasen bei 230 Millionen. Etwa die Hälfte der hergestellten Schoko-Hasen, rund 118 Millionen Stück, geht in Deutschland in den Verkauf. Die restlichen werden ins Ausland exportiert - vor allem in die europäischen Nachbarländer, aber auch in die USA, nach Kanada, Australien oder Südafrika.

Die Preise im Handel unterscheiden sich in diesem Jahr jedoch stark. Schoko-Hasen kosteten demnach zwischen 9,93 Euro und 37,90 Euro pro Kilo, „Solche großen Preisspannen sind erstaunlich, da ja alle Hersteller von höheren Kakao- und Zuckerpreisen betroffen sind“, sagt Lebensmittel-Expertin Silvia Monetti von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Der Zahlungsanbieter SumUp hat sich die Preise verschiedener Schoko-Osterhasen genauer angeschaut und mit denen des Vorjahres verglichen. Dabei wurden „erhebliche Preissteigerungen“ festgestellt. Der Preis des Milka Schmunzelhasen (45 Gramm) stieg im Schnitt um 20 Prozent auf 1,19 Euro. Der Vollmilch-Osterhase von Lindt (100 Gramm) verzeichnete demnach eine Preissteigerung von 8,6 Prozent auf 3,79 Euro.

Da die aktuell verkaufte Schokolade vielfach bereits vor Monaten produziert wurde, dürften die rasant gestiegenen Kakaopreise sich noch nicht voll auswirken. Kostete die Tonne Kakao im Sommer 2023 noch rund 3.000 Euro je Tonne, sind es aktuell knapp 9.600 Euro.

Der Kakaopreis hat sich seit Mitte 2023 verdreifacht.
Der Kakaopreis hat sich seit Mitte 2023 verdreifacht.
Foto: finanzen.net/Bischof

Für den rapiden Preisanstieg gibt es zwei wichtige Gründe: Zum einen haben mehrere Missernten in Folge in Ghana und der Elfenbeinküste die Produktion stark vermindert. In den beiden afrikanischen Staaten werden fast zwei Drittel der weltweiten Gesamternte an Kakaobohnen eingefahren. Gleichzeitig ist weltweit die Nachfrage gestiegen. Zwar wird pro Kopf immer noch am meisten in der Schweiz und in Deutschland verzehrt. Aber Asien holt auf. Malaysia, Indonesien, aber auch China importieren zunehmend Schokolade. Die wachsende Konkurrenz auf dem Markt heizt die Preise weiter an.

Die Preisrallye trifft auch Deutschlands älteste Schokoladenfabrik Halloren aus Halle. Firmenchef Darren Ehlert hat nach eigenen Angaben zu Jahresanfang noch reichlich Rohware eingekauft, so dass das Unternehmen von den extremen Steigerungen in den vergangenen Wochen nicht betroffen ist. „Wir haben die Produktion bis Ende des Jahres gesichert“, sagt Ehlert im MZ-Gespräch. Dennoch werde der Hersteller finanziell zusätzlich belastet. Im Schnitt liege der Kakao-Anteil bei den Produkten bei rund 30 Prozent.

Halloren-Chef Darren Ehlert hat die Schoko-Firma auch durch neue Produkte wieder profitabel gemacht.
Halloren-Chef Darren Ehlert hat die Schoko-Firma auch durch neue Produkte wieder profitabel gemacht.
Foto: imago images/Peter Endig

Um gut durch die Kakao-Krise zu kommen, setzt der Unternehmer unter anderem auf Innovationen. „Wir werden neue Produkte anbieten, die weniger Kakao-Anteil haben.“ Von der Schwesterfirma Delitzscher Schokoladenfabrik werde Halloren zudem zusätzlich Schokolade beziehen, die bisher als Back-Schokolade verkauft wird. „Wir werden den Rohstoff für höherpreisige Produkte verwenden“, kündigt Ehlert an. Bei Preisanhebungen scheut Ehlert auch nicht den Konflikt mit Handelsriesen wie Rewe und Kaufland, die Produkte von Halloren aktuell ausgelistet haben. Details dazu gibt es in der MZ am Samstag.

Ehlert erwartet, dass alle Schokoladen-Hersteller in den kommenden Monaten ihre Preise noch deutlich anheben werden. Also liebe Leserinnen und Leser dieses Newsletters. Vielleicht gehen sie Samstag noch einmal in den Supermarkt. Oft sind die Schoko-Osterhasen dann auch schon preisgesenkt. Decken Sie sich ruhig noch einmal ein.

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Frohe Ostern, herzlich, Steffen Höhne

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