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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 4. September 2025 Ostdeutsche Autowerke: Nicht überall herrscht Krise

Weitere Themen: Kein Investor für Solarwerk / Gewerbesteuer sprudelt / Harzer Bahn Sanierungsfall / Glaswerk schließt / Filialbäcker verkauft / Kreative Brauer

Aktualisiert: 04.09.2025, 11:46
Newsletter: Ostdeutsche Autowerke
Newsletter: Ostdeutsche Autowerke dpa

jeder vierte Job in Ostdeutschland hängt laut einer Studie im Auftrag der IG Metall von der Automobilindustrie ab. Die Quote liegt damit höher als in Westdeutschland. Aus der Branche kommen aktuell überwiegend Negativmeldungen. Vielen Autozulieferern geht die Luft aus, fast wöchentlich gibt es größere und kleinere Insolvenzen.

Als Grund geben viele Zulieferer gesunkene Abrufzahlen der OEM an. So heißen in der Fachsprache die Autokonzerne. Doch die Lage in den ostdeutschen Autowerken ist alles andere als einheitlich und auch die Probleme unterscheiden sich teilweise. Auf dem 18. Kongress des Automotive Clusters Ostdeutschland am Dienstag in Leipzig waren die Werkleiter von Porsche, BMW, VW, Opel, Tesla und Mercedes-Benz auf einem Podium – was außergewöhnlich ist. Sie gaben einen Einblick in die aktuelle Lage.

Beim ACOD-Konkress in Leipzig saßen am Dienstag die Standortleiter der ostdeutschen Automobilwerke auf einem Podium.
Beim ACOD-Konkress in Leipzig saßen am Dienstag die Standortleiter der ostdeutschen Automobilwerke auf einem Podium.
Foto: Höhne

Bei Porsche heißen die beiden großen Probleme: China und USA. Jeweils etwa ein Drittel des Absatzes entfällt auf diese beiden Länder – das letzte Drittel geht nach Europa. Vor allem die starke Konkurrenzsituation in der Elektromobilität in China belastet auch das Leipziger Werk. Im ersten Halbjahr 2025 wurden in Leipzig 45.137 Macans und 14.975 Panamera gebaut. Werkleiter Gerd Rupp rechnet mit einem herausfordernden zweiten Halbjahr. Eine Schicht wird daher gestrichen, hunderte Leiharbeiter müssen gehen. Rupp hofft, dass Leipzig den Zuschlag zum Bau eines neuen SUV-Modells erhält. Nur so können die Auslastung und damit 4.600 Stellen gesichert werden.

Ganz anders sieht es beim Nachbarn BMW aus. Zwar stagniert der Absatz des Konzerns, in Leipzig erhöhte sich laut Werkchefin Petra Peterhänsel im ersten Halbjahr 2025 jedoch die Produktion um 18 Prozent auf 138.219 Fahrzeuge. Der Grund: Die in Leipzig gefertigten Fahrzeuge werden vor allem an Kunden in Europa ausgeliefert, zudem produziert der Standort inzwischen vier Modelle. So können Absatzschwankungen ausgeglichen werden.

Bisher ist die USA ein wichtiger Markt für die deutschen Produzenten.
Bisher ist die USA ein wichtiger Markt für die deutschen Produzenten.
Foto: dpa

Davon kann Rafal Trojca, Werkleiter von Opel in Eisenach, nur träumen. Mit dem SUV Grandland werde ein Opel-Flaggschiff gebaut, sagte Trojca zwar, aber wenn es bei dem Modell nicht läuft, steht der Standort blank da.

Auch die Probleme bei VW in Zwickau hängen unmittelbar damit zusammen, dass der Konzern die bisher produzierte Modellpalette von ID.3, ID.4, ID.5, Audi Q4 e-tron & Sportback e-tron und Cupra Born kräftig zusammenstreichen will – andere Standorte vor allem in Niedersachsen sollen übernehmen. Ab 2027 bleibt vielleicht nur Audi – und selbst das ist ungewiss. Wer mehr dazu wissen will, hier der Link zum vollständigen Text.Wie gut die Werke im Osten dastehen, hängt also nicht nur von der Marktentwicklung ab. Wesentlich sind die Entscheidungen der Konzernspitzen, die den einzelnen Standorten Modelle zuteilen. Politische Interventionen können hier hilfreich sein. Denn die Werkleiter selbst haben nach eigenen Aussagen wenig Einfluss darauf, welche Autos und wie viele sie produzieren.

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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne

Weitere wichtige Wirtschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:

Ende der Solar-Ära

Ende Mai hatte der Schweizer Solar-Hersteller Meyer Burger Insolvenzantrag für die deutschen Standorte gestellt. Das Solarzellenwerk in Bitterfeld-Wolfen wird nun abgewickelt. 350 Jobs sind weg. (MZ)

Ende April wurden die letzten Solarzellen in Bitterfeld-Wolfen produziert. Diese Aufnahme wurde damals dort gemacht.
Ende April wurden die letzten Solarzellen in Bitterfeld-Wolfen produziert. Diese Aufnahme wurde damals dort gemacht.
Foto: Höhne

Glaswerk schließt

Die Ankündigung kam überraschend: Das Glaswerk Gardelegen stellt die Herstellung von Getränkeflaschen ein. Was das für die Mitarbeiter und die Zukunft des Werks bedeutet. (MZ)

Schadensklassen sinken

Bei etwa einem Fünftel der Autofahrer in Sachsen-Anhalt sinkt im kommenden Jahr die Regionalklasse. Das wirkt sich dämpfend auf die Höhe der Kfz-Versicherung aus. (MZ)

Die Grafik zeigt die Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 2026 in Sachsen-Anhalt.
Die Grafik zeigt die Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 2026 in Sachsen-Anhalt.
Grafik Büttner

Gewerbesteuern sprudeln

Sachsen-Anhalt verbucht Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer. Doch diese sind zwischen den Kommunen ungleich verteilt. (MZ)

Die Gewerbesteuereinnahmen in Sachsen-Anhalt sind auf einem Rekordniveau.
Die Gewerbesteuereinnahmen in Sachsen-Anhalt sind auf einem Rekordniveau.
Grafik: Bütter

Dessau Filialbäcker verkauft

Die traditionsreiche Dessauer Bäckerei-Konditorei „Meiling“ mit 19 Filialen hat neue Inhaber. Seit dem 1. September wird das Familienunternehmen von Tony Müller und Juliane Stein geführt. Warum zwei junge Menschen den Betrieb übernehmen. (MZ)

Harzer Bahn ist Sanierungsfall

Ein Gutachten macht deutlich, wie schlecht es um die Harzer Schmalspurbahnen steht. Werden nun Strecken stillgelegt? Es sind hunderte Millionen Euro für eine Sanierung notwendig. (MZ)

Die Selketalbahn dampft durch den Harz in Höhe Mägdesprung. Diese Strecke könnte aufgegeben werden.
Die Selketalbahn dampft durch den Harz in Höhe Mägdesprung. Diese Strecke könnte aufgegeben werden.
Foto: Peter Gercke

Niedrigere Löhne im Osten

Gleiche Lebensverhältnisse für Ost und West – von diesem Ziel ist Deutschland auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung noch weit entfernt. Der Lohnunterschied betrug 2024 im Schnitt mehr als 13.000 Euro. (Tagesschau)

Eigenmarken legen zu

In Mitteldeutschland verändert sich das Einkaufsverhalten: Aufgrund steigender Preise und wachsendem Misstrauen bei der Preisgestaltung greifen immer mehr Menschen zu Eigenmarken. Klassische Lebensmittelmarken geraten dadurch unter Druck. (MDR)

Kreative Brauer

Der Bierabsatz in Deutschland ist auf einem historischen Tief. Wie kommen Brauereien in Mitteldeutschland durch die Durstflaute? Welche Wege gehen sie, um am Markt zu bleiben? Ein kleiner Blick auf fünf Brauereien. (MDR)