Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 200.000 Autofahrer in Sachsen-Anhalt günstiger eingestuft: Kfz-Prämie sinkt nicht automatisch
Bei etwa einem Fünftel der Autofahrer in Sachsen-Anhalt sinkt im kommenden Jahr die Regionalklasse. Das wirkt sich dämpfend auf die Höhe der Kfz-Versicherung aus.

Halle/MZ. - Die Unfallschäden gehen in einigen Regionen Sachsen-Anhalts offenbar zurück. Das wirkt sich positiv auf die Einstufung in die Regionalklassen in der Kfz-Versicherung 2026 aus. „In der Kfz-Haftpflichtversicherung als auch in der Kaskoversicherung werden jeweils fast 20 Prozent der Autofahrer in niedrigeren Klassen eingestuft“, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag mit.
In der Kfz-Haftpflichtversicherung sinkt die Regionalklasse für die rund 210.000 Versicherten im Jerichower Land, in Anhalt-Bitterfeld und Mansfeld-Südharz. Die beste Schadenbilanz erreichte der Altmarkkreis Salzwedel, in Halle war die Schadenbilanz in Sachsen-Anhalt am schlechtesten.
Hohe Schäden gibt es vor allem in den Großstädten wie Halle
Die Regionalklassen spiegeln den Angaben zufolge die Schadenbilanz der 413 deutschen Zulassungsbezirke wider und werden einmal im Jahr vom GDV berechnet. Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teilkasko-Versicherung. Grundsätzlich gilt: Je höher das Risiko eines Schadens und je teurer die Schäden in einem Bezirk, desto höher ist die Einstufung in der Regionalklasse – mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Versicherungsbeitrag. Bei der Haftpflicht ist eins die niedrigste und zwölf die höchste Einstufung.
Ein Blick auf die Tabelle von Sachsen-Anhalt zeigt, dass vor allem in den ländlichen Regionen die Einstufungen von eins bis vier reichen und damit relativ günstig ausfallen. Das heißt, es gibt vergleichsweise wenig Unfälle beziehungsweise fallen die Schäden nicht so hoch aus.

Demnach haben – wie in den Vorjahren – Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern besonders gute Schadenbilanzen – und entsprechend günstigere Einstufungen. Hohe Schadensklassen gibt es unter anderem in Großstädten wie Berlin und München.
Bundesweit behalten laut GDV rund 33,4 Millionen Autofahrende die aktuellen Klassen. Für rund 2,1 Millionen Voll- oder Teilkaskoversicherte gelten künftig höhere, für rund 2,6 Millionen niedrigere Einstufungen. Die Regionalstatistik des GDV ist für die Versicherungen unverbindlich. Sie kann ab sofort bei Neuverträgen und für bestehende Verträge ab dem nächsten Versicherungsjahr angewendet werden, teilte der GDV mit.
Eine niedrigere Einstufung heißt jedoch nicht, dass die Kfz-Versicherung automatisch sinkt. Selbst wenn Autofahrer in diesem Jahr keinen Unfall verursacht haben und die Regionalklasse sich nicht verändert, kann die Kfz-Versicherung teurer werden. Das ist in den Vorjahren bei vielen Autofahrern auch passiert.
Teure Reparaturen treiben die Kfz-Versicherungsprämien nach oben
Nach Angaben des Online-Vergleichsportals Verivox steigen die Prämien der Kfz-Versicherungen im Jahr 2025 um durchschnittlich knapp ein Viertel. Bei einer Vollkaskoversicherung zu einem üblichen Preis bedeutet das rund 130 Euro Mehrkosten pro Jahr.
Grund für die hohen Prämien sind steigende Kosten für die Versicherer – vor allem bei Reparaturen. „Die Schäden werden teurer“, sagte Hans-Jörg Kurth, Abteilungsleiter des Bereichs Autoversicherungen der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA), im Vorjahr der MZ.
Die Versicherungsanstalt hat in Sachsen-Anhalt rund 100.000 Kunden im Bereich Kfz-Versicherungen. Laut Kurth sind die Stundensätze der Werkstätten in zehn Jahren rasant gestiegen. „Damals waren 60 bis 80 Euro pro Stunde normal. Heute sind es manchmal 200 Euro pro Stunde“, so Kurth.
Moderne Autos haben auch häufiger sensible Sensoren und Kameras in den Stoßstangen. Die Schäden bei einem Auffahrunfall fallen dadurch mitunter sehr viel höher aus.
Denn die Höhe der Kfz-Prämie hängt von etwa 50 Faktoren ab. Dazu zählen auch das Alter des Fahrers, der Fahrzeugtyp, der Wohnort oder die jährliche Fahrleistung.