MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 28. August 2025 In die Zukunft schauen: Auf diese Wirtschaftsindikatoren achten
Weitere Themen: Stellenangebote stabil / Bahn schließt Werkstätten / 500 neue Jobs bei Hellofresh / Patientendaten weg / Brocken-Wirt gibt auf / Geld für Start-ups

Ende vergangener Woche gab es mal wieder schlechte Wachstumszahlen. Das Minus im Frühjahr fiel mit 0,3 Prozent noch deutlicher aus. Zunächst hatte das Statistische Bundesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zum ersten Quartal um 0,1 Prozent errechnet. Vor allem die Industrieproduktion entwickelte sich schlechter als angenommen. Die „Bremsspuren des Handelskriegs“ mit den USA seien bei der Exportnation Deutschland tiefer als vermutet, analysierte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher.
Das Bruttoinlandsprodukt ist, zumindest medial, der Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei liegen die Daten erst mit größerer zeitlicher Verzögerung vor. Würde jemand aufgrund der Spielergebnisse von Bayern oder Dortmund im März 2025 Aussagen über den aktuellen Leistungsstand tätigen? Wohl kaum. Bei wirtschaftlichen Daten – die zugegebenermaßen nicht ganz so sehr schwanken wie die Leistung von Fußballmannschaften – tun wir das jedoch ständig.

Um die aktuelle und künftige Lage einzuschätzen, empfehle ich, sich andere Indikatoren anzuschauen. Der Hamburg Commercial Bank Einkaufsmanagerindex ist so ein Indikator zur künftigen Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er basiert auf den Ergebnissen einer repräsentativen Befragung zu den Bereichen Aufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager von 400 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes. Dieser gibt aus meiner Sicht viel besser wieder, wie sich die Industrie entwickelt – aktuell wieder positiver.

Wer die Inflation einschätzen möchte, sollte sich den Index der Erzeugerpreise anschauen. Ein Blick auf die Grafik genügt, um zu wissen, dass wir uns aktuell um die Teuerung keine Sorgen machen müssen.

Regional sind auch die Konjunkturindizes der Industrie- und Handelskammern interessant. Abgefragt werden die Lage und die Erwartungen in verschiedenen Branchen. Nach der Umfrage der IHK Halle-Dessau sind es nicht die Industriebetriebe im südlichen Sachsen-Anhalt, die aktuell am meisten leiden, sondern die Händler. Insgesamt blicken die Unternehmen optimistischer in die Zukunft als noch zu Beginn des Jahres.

Natürlich sind diese Frühindikatoren auch schwankungsanfällig und liegen nicht immer richtig. Doch wer wirtschaftlich erfolgreich sein will, sollte in die Zukunft schauen und nicht in die Vergangenheit.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
Weitere wichtige Wirtschaftsthemen aus Mitteldeutschland:
Stellenangebote stabil
Firmen bieten viele Jobs: Die Zahl der Stellenangebote ist in Sachsen-Anhalt trotz Wirtschaftsflaute überraschenderweise sehr stabil. Viele Unternehmen müssen Altersabgänge ausgleichen. (MZ)

Bahn plant Schließungen
DB Cargo zählt zu den Problemfällen der Deutschen Bahn. Die angeschlagene Güterverkehrssparte plant nun Werkstattschließungen. Der Standort Magdeburg soll wegfallen, in Halle gibt es Einschnitte. (MZ)
Unerschrocken fröhlich
Als neue Thüringer Weinprinzessin wird Roksolana Hlynchak das Anbaugebiet repräsentieren. Die gebürtige Ukrainerin hat mit Fleiß und ihrer charmanten Art eine Integration in Rekordzeit geschafft. In sozialen Netzwerken gibt es dennoch viel Groll. (MZ)

Viele unbezahlte Überstunden?
In Halles Gastronomie sollen jährlich 48.000 Überstunden anfallen. Laut einer Studie sind viele unbezahlt. Der Gastro-Verband widerspricht dem energisch. (MZ)
Bocken-Wirt gibt auf
Der Landkreis Harz hat als neuer Eigentümer große Pläne für den Brocken. Doch jetzt kündigt der Brocken-Wirt seinen Rückzug als Betreiber des Hotels auf dem Gipfel an. Er findet kein Personal mehr, sagt er. (MZ)

Patientendaten sind weg
Der Cyberangriff auf die Ameos-Gruppe im Juli war noch erfolgreicher als bisher bekannt. Wie der Klinikbetreiber jetzt bestätigt, hatten Unbefugte nun doch teilweise Zugriff auf Patientendaten. (MZ)
Schuldnerberatung am Limit
Minus auf dem Konto, Rechnungen, Mahnungen und Inkassobriefe: Bei steigenden Mieten und Lebensmittelpreisen suchen zunehmend Menschen den Weg aus der Überschuldung. Die Beratungsstellen melden einen deutlichen Anstieg von Hilfesuchenden. (VS)
500 neue Jobs
Das Werk von Hellofresh in Barleben soll weiter wachsen. Der Standortleiter erläutert die Pläne und den Grund, warum an einem hochautomatisierten Standort überhaupt noch so viele Arbeitskräfte gebraucht werden. (VS)

Bekannte Spedition pleite
Geschäftsführer und Insolvenzverwalter der Leipziger Logistik & Warenhaus GmbH in Zwenkau suchen Investoren. Der Geschäftsbetrieb läuft vorerst weiter. (LVZ)
Bonn ist sauer auf DHL
DHL verlegt den Sitz der Express Holding von Bonn nach Schkeuditz – und was zu Aufruhr in der ehemaligen Bundeshauptstadt führt. Schkeuditz profitiert von Millionen-Steuereinnahmen, während Bonn einen Zahler verliert. (LVZ)
Chef von Intershop geht
Das Jenaer Softwareunternehmen Intershop steckt in einem schwierigen Jahr. Nun gibt es auch noch einen Umbruch an der Spitze. (MZ)
Gewerbesteuern gehen zurück
Im vergangenen Jahr noch hat die Stadt Leipzig mit 663 Millionen Euro Rekordeinnahmen bei der Gewerbesteuer erzielt. In diesem Jahr aber erlebt Leipzig einen Einbruch bei der Gewerbesteuer, schon jetzt sind es 75 Millionen Euro weniger als geplant. Als Hauptgrund wird der Gewinnrückgang bei den Autobauern Porsche und BMW genannt. So steht es um die erwarteten Gewerbesteuer-Einnahmen in anderen Kommunen in Mitteldeutschland. (MDR)
Infineon investiert in Start-ups
Das größte Projekt von Infineon in Dresden ist der Bau der neuen Chipfabrik. Aber Europas größter Halbleiterkonzern beteiligt sich auch am Aufbau der „Boost Startup-Factory“. Mit der Gründungsinitiative wurde jetzt ein Kooperationsvertrag geschlossen. (SZ)