Ihr Wochenende mit der Mitteldeutschen Zeitung Von der Hitze, den Ziegen und anderen Erzrivalen

ist Ihnen auch so heiß wie mir? Finden Sie auch kein schattiges Plätzchen in dieser „Plötzlich-Sommer“-Woche? Und ist es nicht erstaunlich, wie schnell so ein Blick aus dem Fenster auf eine heiße Welt die gesamte Wahrnehmung verändern kann?
Keine Angst, ich halte Ihnen heute keinen Vortrag über heiße Berufe, kalte Plätze und die besten Tipps, wie Sie auch bei Hitze halbwegs abgekühlt weiterleben können. Dafür gibt es andere Experten. Und die machen das auch viel besser als ich.

Kein „Höllensommer“, aber jetzt doch ganz schön heiß
Aber wie gesagt: Ist es nicht erstaunlich? Gerade mal neun Tage ist es her, die Hitze war noch ganz weit weg, da fragte sich mein Kollege Hagen Eichler – offenbar regensommergeschädigt –, welche Folgen es wohl haben mag, wenn „mit einer falschen Prognose extremer Hitze unseriöse Meteorologen Schlagzeilen generiert haben“ – so wie in diesem Frühjahr.
Den Schaden hätten nun seriöse Wissenschaftler, stellte der Kollege fest. Weil Wetter ja nicht Klima sei. Und selbst wenn es hier gerade regnete, obwohl doch der „Höllensommer“ von den angeblichen Experten prognostiziert wurde, sei dessen Ausbleiben noch kein Grund, nur wegen des traurigen Blicks aus dem Fenster die gesamten Erkenntnisse einer Wissenschaft vom Wetter und vom Klima in Frage zu stellen.
Der Sommer war schon „heiß" genug
Recht hat er, der Kollege, dachte ich mir da. Und daran hat sich natürlich auch in dieser Woche nichts geändert. Nur umgekehrt: Nur weil die Hitzerekorde noch mal angetestet werden, ist das an sich noch kein Grund, doch gleich wieder die Hölle heraufzubeschwören.
Aber fragen darf man sich schon, ob dieser Sommer genauso gelaufen wäre, wenn wir dieses Wetter in den Sommerferien Sachsen-Anhalts so gehabt hätten – und nicht erst jetzt danach.

Okay, über die Besetzung des Bundesverfassungsgerichts oder die Frage, ob Reiner Haseloff noch mal antritt und warum am Ende nicht, hätten wir auch in Shorts und ohne Regenschirm vielleicht genauso gesprochen -mit etwas mehr Hitze vielleicht allerdings sogar noch etwas erhitzter.
Auch dem Blick auf die aktuelle Weltlage von Deutschland aus hätten grenzwertigere Temperaturen am Tag und in den Nächten vielleicht nicht ganz so gutgetan.
Doch kein Schnee zum Ferienstart in Bayern
Der Sommerferien-Debatte selbst, in die uns – da bin ich mir sicher – vor allem die Reaktion des bayrischen Ministerpräsidenten darauf gestürzt hat, hätte es hingegen sogar mehr Frieden beschert, wenn wir mit unseren Kindern in den sechs Wochen davor aus dem Freibad nicht mehr herausgekommen wären – und es jetzt, danach und pünktlich zu Bayerns Ferien, über dem Amtssitz von Markus Söder geschneit hätte.

Gerne hätten wir dann mal getauscht, damit auch die Bayern mal in die Sonne kommen. Weil wir ja ihre Leistungen für Deutschland zu schätzen wissen. Nicht vor 2030 aber, das versteht sich natürlich von selbst. Denn wir wären ja schon verplant gewesen. Aber statt über uns lacht die Sonne nun eben über Markus Söder. Trotzdem: Wir werden es verkraften.
Volleyballer ziehen um: Halle hat einen neuen Bundesligisten
Um meinen Gemütszustand müssen Sie sich ohnehin keine Sorgen machen. Ich hatte nämlich auch allen Grund zu schmunzeln.
Anlass ist Halles jüngster Bundesligist: Die Volleyballer, die bisher als VC Bitterfeld-Wolfen die 1. Liga rockten, tragen – wie die Kollegen aus dem Sport berichten – ab der kommenden Saison 2025/26 ihre Heimspiele in der SWH.arena in Halle-Neustadt aus.

Der Club, der bislang in der Bernsteinhalle Friedersdorf beheimatet war, zieht in die moderne Halle in der Nietlebener Straße um – auch und vor allem um die Anforderungen der Liga an den Spielort zu erfüllen.
Das an sich ist noch kein Grund zum Schmunzeln. Der Club hat aber ganz nebenbei auch seinen Namen geändert – in „Volley Goats Mitteldeutschland“. Damit sieht sich der Club nach eigenen Angaben auf dem Weg, überregionale Strahlkraft zu gewinnen – mit Halle als Zentrum, aber ohne die eigenen Wurzeln in Bitterfeld-Wolfen zu kappen.
Trotz Chemie und Werk: Ernsthaft eine Ziege wie der Geißbock?
Da stutze ich nun doch - und grinse. Natürlich könnte man so neumodisch-denglisch wie nur möglich übersetzen: „Goats“ sind dann die „Greatest of all times“, die größten aller Zeiten. Ambitioniert, ehrgeizig – man würde beim Serienmeister in Berlin, der Recycling Volleys heißt, bei den neuen Herausforderern in Lüneburg und den alten in Friedrichshafen sicher aufhorchen, was die sich da vornehmen.
Wenn es denn wirklich so gemeint wäre. Soll es nicht, sagen die Verantwortlichen. Aber die Assoziation passt ihnen schon, weil jeder den Begriff daher kennt. Noch besser schmeckt mir aber die sportliche Reminiszenz an die Tierwelt. Wörtlich übersetzt heißt es nämlich: Ziege:
Das wiederum ist schon erstaunlich, wenn man wirklich „die Wurzeln nicht kappen möchte“. Schließlich ist Bitterfeld Chemie-Stadt. Die Volleyballer selbst kommen eigentlich aus der SG Chemie. Die war irgendwann mal eine Betriebssportgemeinschaft, also quasi selbst ein alter „Werksclub“. So einer wie ihn das auch dort wohlbekannte Bayer-Werk fernab in Leverkusen in vielen Sportarten schon an die nationale Spitze geführt hat.

Wenn sich nun die früheren und immer noch bekennenden Bitterfelder ausgerechnet „Goats“ nennen - Ziegen also -, dann muss ich wirklich schmunzeln. Denn nun „heißen“ sie wie das Tier, das im Fußball der Geißbock vom großen Erzrivalen im zu Bayer benachbarten Köln ist. Zumindest für den alten Rheinländer in mir ist das ein herrlicher Treppenwitz dieser Geschichte.
Real Madrids Bester: Sein Vorbild ist ein Barcelona-Star
Fast so gut wie der von Oskar aus Plötzkau, über den mein Kollege Carsten Roloff in dieser Woche berichtet hat. Der war jetzt der Beste beim Fußballcamp von Real Madrid. Und darf von einem Besuch in der berühmten Fußballschule des Weltclubs träumen.

Dabei ist sein Vorbild gar nicht Vinicius Jr. oder einer der anderen vermeintlich galaktischen Kicker. Nein, es ist Robert Lewandowski. Und der spielt bekanntlich bei Reals Erzrivale FC Barcelona. Merke: Manchmal verschiebt sich auch im Fußball alles – und das nicht nur bei Hitze.
Vielleicht sind das jetzt nicht die „größten Gags aller Zeiten“. Aber immerhin noch besser als der vergebliche Traum vom Schnee in den bayrischen Sommerferien. Und viel greifbarer. Auf jeden Fall eine herrliche Ablenkung von dieser tierischen Hitze, die trotzdem keine Hölle ist.
Viel Spaß beim Schwitzen und viel Glück auf der Suche nach Abkühlung wünscht Ihnen mindestens heute noch
Ihr Frank Klemmer