Ihr Wochenende mit der Mitteldeutschen Zeitung Süßer die Kassen nie klingen

Mangelwirtschaft, das war einmal. Hat man die entsprechenden Mittel, kann man heutzutage quasi alles kaufen, und zwar sofort. Der boomende Onlinehandel macht's möglich. Man darf sich nur nicht so genau dafür interessieren, woher das ganze Zeug stammt, welchen Weg es genommen hat und unter welchen Bedingungen es produziert wurde. Aber auch wenn man sich für all diese Aspekte nicht interessiert, wird vor der eigenen Haustür langsam sichtbar, dass diese Überfluss- auch eine Wegwerfgesellschaft ist, die auch hier vor Ort Probleme schafft. Es geht um Altkleider. Man kann mit zwei, drei Klicks etwa T-Shirts und Hosen zu einem irre niedrigen Preis kaufen, weil irgendeine arme Seele am Ende der Welt das Teil für einen Hungerlohn gefertigt hat - und die Qualität bisweilen zu wünschen übrig lässt. Zum Geschäftsmodell dieser „Fast Fashion“, der schnellen Mode, gehört eben, dass sie nicht allzu lange hält, bis die Farben verblassen oder der Stoff durchscheuert - und dann eben ein neues Billigteil geshoppt wird. Das Alte wird dann entsorgt - und zwar so, wie man das schon lange macht: In einem Altkleidercontainer. Aber das führt nun zu Problemen, die jeder vor der eigenen Haustür sehen kann. Mein Kollege Jan Schumann berichtet über die „Altkleiderkrise“ in Sachsen-Anhalt, über die Hintergründe, Auswirkungen und die Suche nach Lösungen. Hier geht es zu seinem Text.

Die Zahl der Woche: 120 Millionen Euro
Es ist keine gefühlte Diagnose, dass die Überflussgesellschaft heiß läuft und der Onlinehandel boomt, dazu gibt es harte Fakten. Dieser Freitag ist ja seit einigen Jahren kein normaler Freitag mehr, sondern der „Black Friday“, der schwarze Freitag. Nein, das hat nix mit Börsencrash zu tun, sondern markiert eine globale Rabattschlacht im Onlinehandel. Und es ist ja auch noch bald Weihnachten, für manche die Feier der Geburt Christi, für andere der große alljährliche Geschenkeaustausch. Dafür greifen die Deutschen immer tiefer in die Tasche. Mein Kollege Steffen Höhne hat die wichtigsten Fakten zum Kaufrausch recherchiert. Hier geht es zu seinem Bericht. Spoiler: Die Sachsen-Anhalter geben 120 bis 130 Millionen Euro aus. Süßer die Kassen nie klingen.

Die Worte der Woche: „Dann hat der Attentäter sein Ziel erreicht“
Ich war eine Zeit lang hin- und hergerissen, wie ich es finden soll, dass es in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg gibt. An dem Ort, wo sechs Menschen durch den Anschlag eines saudischen Arztes starben und mehr als 300 verletzt wurden. Zu einer Zeit, in der nur wenige Kilometer entfernt dem Attentäter der Prozess gemacht wird, und Opfer aussagen. Aber dann war mein Kollege Jan Schumann vor der Eröffnung auf dem Weihnachtsmarkt. Hat mit Händlern gesprochen, hat sich angehört, was sie erlebt haben und nicht vergessen können. Sich erklären lassen, warum sie nun doch wieder alle da sind. „Wenn wir uns davon unterkriegen lassen, vielleicht unsere Stände nicht aufbauen, dann hat der Attentäter sein Ziel erreicht“, sagt etwa Elke Selle. Hier geht es zum Bericht.

Die Sachsen-Anhalterin der Woche: Grete Stephan
Ok, im engeren Sinne ist Grete Stephan gar keine Sachsen-Anhalterin, sie wohnt in Leipzig. Aber erstens fehlen ihr ja nur ein paar Kilometer bis zur Sachsen-Anhalterschaft, und zweitens ist sie diesem schönen, kleinen Bundesland tief verbunden. Und zwar so lange, dass sie schon das erste, nach dem Krieg kurzzeitig bestehende Sachsen-Anhalt erlebte. Grete Stephan hat nämlich jetzt ihren 100. Geburtstag gefeiert. Als Überraschung hat mein Kollege Benjamin Telm über die Jubilarin geschrieben. Hier geht es zu seinem Text. Darin erfährt man, warum ihre Leidenschaft dem „Schönwetter-Roitzsch“ gilt.

Tipp der Woche: Eisbaden erleben - ohne zu frieren
Bei diesem Wetter nur mit einer Badehose in einen See zu steigen - das ist ein Konzept, dessen Reiz sich mir noch nicht so richtig erschlossen hat. Vielleicht hilft dies dem Verständnis auf die Sprünge: Alle Warmduscher können jetzt Eisbaden hautnah erleben und gleichzeitig unter einer Decke auf dem Sofa liegen. Reporter Chris Luzio Schönburg wird nämlich in der Reihe „Livezeit“ live vom Eisbaden in Dessau streamen. Am Kühnauer See steigen Enthusiasten an allen Adventssonntagen in die eiskalten Fluten. Sie überwinden sich für einen guten Zweck, für jeden Eisbader wird ein Baum gespendet. An diesem Sonntag kann man ab 10.45 Uhr live zuschauen. Hier gibt es dazu vorab alle Informationen.

Das war meine MZ-Woche. Ich freue mich über Anregungen, Fragen und Kritik unter: [email protected]
Ich wünsche Ihnen ein friedliches und schönes Wochenende!
Ihr Kai Gauselmann