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Hier schreibt Marc Rath Ein Plädoyer zum Frauentag

Aktualisiert: 08.03.2024, 10:02
MZ-Chefredakteur Marc Rath
MZ-Chefredakteur Marc Rath (Optik: Tobias Büttner)

des Öfteren erreicht uns die Bitte, doch mehr mit einzelnen Gruppen zu reden als nur über sie - und womöglich aus dritter Perspektive - zu berichten. Rausgehen und aufschreiben, was los ist, gehören für unsere Teams zur DNA – deswegen sind wir mit 15 Redaktionen und weit über 100 Kolleginnen und Kollegen im Süden Sachsen-Anhalt vor Ort. Wir decken Missstände auf, wir berichten aber mindestens genauso gerne, wo etwas gut läuft oder besonders hervorzuheben ist.

Teenager gründen Jugendklub im Brennpunkt-Viertel

So wie in Halle-Neustadt. Der Stadtteil gilt als sozialer Brennpunkt. Die Jugendkriminalität in der gesamten Stadt ist eines der bewegendsten Themen in der Bevölkerung. Unser Reporter Max Hunger beleuchtet seit Monaten die Situation von allen Seiten. Vorigen Samstag stellte er auf unserer Seite 3 ein besonderes Projekt vor: Weil es an Freizeitangeboten mangelt, stampfen Teenager mit Migrationshintergrund in Halle-Neustadt selbst einen Jugendtreff aus dem Boden. Er soll Gleichaltrigen auch eine Alternative zur Kriminalität bieten.

Positive Beispiele kommen oft zu kurz

Der Jugendtreff von Scout Spirit in Halle-Neustadt Passage 13
Der Jugendtreff von Scout Spirit in Halle-Neustadt Passage 13
(Foto: Max Hunger)

Max sprach mit den Jungs, wie sie über die Situation in der Stadt denken und warum sie sich mehr Mitbestimmung wünschen. Fadi etwa kritisiert: „Die schlechten Nachrichten werden immer wiederholt.“ Dabei sei es eine relativ kleine Gruppe von Kriminellen. Was aber ist mit den positiven Beispielen – so wie dieser Jugendtreff „Scout Spirit“, wo sich rund 50 Jugendliche regelmäßig zum Quatschen und Spielen treffen und sich dabei komplett selbst organisieren?

Jugendliche wollen mitreden

Auch Jugendliche in Halle nehmen einen positiven Wandel der Stadt wahr – allerdings nur langsam. Die Mitglieder von Scout Spirit bemängeln zudem, dass Jugendliche bei Investitionen nicht eingebunden werden. Sie wünschen sich ein Budget, das die Teenager selbst verwalten können. Die Behörden fragten die Jugendlichen nicht, was sie sich eigentlich wünschten, sagt Gruppensprecher Fadi. Max Hungers Fazit: „Städte sind gut beraten, Jugendliche bei der Bekämpfung von Langeweile und Kriminalität einzubinden, ihnen Verantwortung zu übertragen. Schließlich wissen sie selbst am besten, was ihnen fehlt.“

Klare Kante beim Besuch der Bauern

Vor allem die Bundes-FDP als Teil der Ampel-Regierung kritisierte Sebastian Hauser (Mitte) im Gespräch mit Andreas Silbersack (rechts).
Vor allem die Bundes-FDP als Teil der Ampel-Regierung kritisierte Sebastian Hauser (Mitte) im Gespräch mit Andreas Silbersack (rechts).
(Foto: Volker Müller)

Einblicke ganz anderer Art gab es dieser Tage für den FDP-Fraktionsvorsitzenden im Magdeburger Landtag, Andreas Silbersack, beim Besuch an der Basis im Salzlandkreis. Silbersack hatte zuvor Kritik an einzelnen Formen des Bauernprotestes geübt. Im Hofcafé von Bauer Sebastian Hauser, dessen im vorigen Jahr verstorbener Vater einige Jahre für die Liberalen im Landtag saß, fielen klare Worte. „Ich finde es eine Unverschämtheit, wenn Christian Lindner sagt, man müsse alte Subventionen abschaffen, bevor man neue schafft“, notierte mein Kollege Frank Klemmer.

Zerrüttetes Verhältnis zwischen Basis und Berlin

EU-Subventionen, die um 30 Prozent gekürzt wurden, immer mehr Auflagen für die Landwirtschaft – und dann auch noch die Kürzungspläne nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts im Herbst. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, erklärte Hauser, der sich selbst auch an den Protesten beteiligt hat. Der Unmut sitzt tief, etwa beim FDP-Ortsverbandsvorsitzenden Sven Schneider. „Bevor im nächsten Jahr Bundestagswahl ist, werde ich zur Abstimmung stellen, ob wir überhaupt Wahlkampf für die FDP machen. Meine eigene Antwort kenne ich aktuell schon sehr genau.“ Das lässt tief blicken, wie zerrüttet manches Verhältnis zwischen der Parteibasis und der Politik in Berlin derzeit ist.

Neue Allianzen auf der Straße

Klartext gibt es dieser Tage auch auf den Straßen sowie Schienen und sogar in der Luft. Streiks sorgten hier für Stillstand. Beim Protest gibt es dabei neue Allianzen. So vorigen Freitag, als in Halle Gewerkschafter von Verdi gemeinsam mit Mitgliedern von „Fridays für Future“ auf die Straße gingen.„Klima schützen ist nicht schwer, öffentlicher Nahverkehr!“, lautete einer der Slogans. Ganz so groß wie erwartet war der bunte Zug durch die Stadt am Ende allerdings nicht – die Veranstalter hatten 500 angemeldet, die Polizei zählte schließlich rund 320.

Frauentags-Plädoyer für mehr Bewegung bei den Männern

Seit über 100 Jahren wird der Frauentag gefeiert.
Seit über 100 Jahren wird der Frauentag gefeiert.
(Foto: Paul Zinken/dpa)

„Männer, es ist nicht genug!“, eine klare Botschaft ist am heutigen Frauentag auch auf der Titelseite der MZ zu finden. Unsere Reporterin Lisa Garn hat in einem Essay Forderungen über den Tag hinaus formuliert: „Für mehr Gleichstellung müssen sich auch Männer bewegen.“ Was Frauen unterschiedlicher Generationen mit dem Frauentag anfangen können, berichten sie heute auf unserer Seite 3. Ein Kernproblem – die ungleiche Bezahlung – war bereits vor zwei Tagen Thema beim jährlichen Equal-Pay-Day. Dabei liegt Sachsen-Anhalt immerhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt: Der sogenannte Gender Pay Gap – das Lohngefälle zwischen Männern dund Frauen - beträgt hierzulande fünf Prozent. Bundesweit sind es 18 Prozent.

Haseloff-Dank an Hochwasser-Helfer

Klare Worte gab es jetzt auch von Ministerpräsident Reiner Haseloff – und zwar in Form eines Dankes an die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die ab Weihnachten und mitunter weit über den Jahreswechsel hinaus im Landkreis Mansfeld-Südharz Schlimmeres abwenden konnten, als der Fluss Helme übers Ufer trat. „Das macht unsere Gesellschaft lebenswerter und verdient großen Respekt“, lobte der Ministerpräident auf der Dankeschön-Veranstaltung, die der Landkreis in Sangerhausen organisiert hatte.

Eiszeit an der Elbe ist eröffnet

Apropos Wetter: Gehören Sie auch zu denen, die zumindest in den letzten Februartagen noch mal die Windschutzscheibe von Eis befreien mussten? Seit dem 1. März ist im Elbcafé Elster (Landkreis Wittenberg) die süße Eiszeit eröffnet. Unser Reporter Thomas Keil durfte schon mal vorkosten. Neu im Angebot ist übrigens ein Dinoaurier-Eis. Wer es testen will – das Wochenende lädt ja mit Temperaturen über zehn Grad zu einem Ausflug ein. Auch im benachbarten Mauken ist die Eissaison bereits eröffnet. Eiscafé-Inhaberin Bärbel Mühlbach hat übrigens einen besonderen Kniff gefunden, um weiter zum ermäßigten Mehrweitsteuersatz von sieben Prozent die köstlichen Erfrischungen verkaufen zu können. Sie bietet nur einen Straßenverkauf an und setzt auf pragmatische Lösungen: Tische und Stühle „bringen sich unsere Stammgäste einfach selber mit“.

Halles Zoo sucht Namen für Elefanten-Junge

Ein Bauchklatscher in den Matsch: Der kleine Elefantenbulle erkundet bei schönem Wetter die Außenanlage im Bergzoo.
Ein Bauchklatscher in den Matsch: Der kleine Elefantenbulle erkundet bei schönem Wetter die Außenanlage im Bergzoo.
(Foto: Steffen Schellhorn)

Als Ausflugsziel bietet sich natürlich auch der Bergzoo in Halle an. Nicht zuletzt, weil man mit etwas Glück den kleinen Elefantenbullen sehen kann. Vor vier Wochen hatte ihn Mutter Tana im Zoo zur Welt gebracht. Wie es scheint, fühlt er sich pudelwohl und es fehlt ihm an nichts – außer einem Namen. Den können jetzt die MZ-Leserinnen und Leser mitbestimmen: Aladdin, Simon und Amaru stehen zur Auswahl. Wie es zu diesen Vorschlägen kam und wie Sie mitmachen können, hat Dirk Skrzypczak hier zusammengefasst.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls ein erfrischendes Wochenende

Ihr Marc Rath, Chefredakteur