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0340 Newsletter Dessau 5. Dezember #127 Was Angsthasen mit dem Dessau-Center zu tun haben und warum es eine ehrliche Zukunftsdebatte braucht

Wieso Karin Wieczorek Kerzen gießt - Welche Adventsmärkte am zweiten Advent locken

05.12.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau
0340 Newsletter Dessau Thomas Ruttke

der Frust in Dortmund saß tief am Dienstag. 0:1 hatte die Borussia gerade gegen Bayer Leverkusen verloren - und war aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Weil Trainer Nico Kovac zu viel gewechselt hatte? Die Frage wurde auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gestellt. Kovac verwies auf ein altes Sprichwort aus seiner kroatischen Heimat. „Nach der Schlacht kann jeder General sein.“

In Dessau weiß derzeit jeder: Das Dessau-Center war zum Scheitern verurteilt. 2009 eröffnet, sollte es der Innenstadt endlich Halt und Orientierung geben. Die Dessau-Roßlauer und die Besucher der Stadt sollten zwischen Dessau-Center und Rathaus-Center „flanieren“ - und im besten Fall dann in der Zerbster Straße noch etwas essen.

Die Hoffnung hat sich nie erfüllt. Einer, der das von Anfang an ahnte, war Oliver Schröter, ein geschätzter Kollege, der viele Jahre im Dessauer Stadtmagazin „Leo“ kolumnierte und mir in dieser Woche seinen Text aus dem Jahr 2009 schickte. Schröter beklagte zur Eröffnung einen „uninspirierten Neunzigerjahre-Betonklotz, der ins Zentrum ostalgischer Vergangenheit gepflanzt und als Beatmungsmaschine für den Patienten Innenstadt und seinen mindestens genauso kranken Kollegen Anziehungskraft heiligen soll“.

Schröter sah ein Haus, „das dem Weitsichtigen Tränen in die Augen treibt angesichts einer weiteren vergebenen Chance, wenigstens etwas Schönes, etwas Sinnvolles, etwas Kontroverses oder einfach nichts entstehen zu lassen“. Und Schröter kritisierte, „dass hier der Herzschrittmacher nach zwanzigjährigem, städtischem Wachstum am Blinddarm angebracht wurde“. Der Text endete mit dem schönen wie richtigen Satz. „Der Mangel an Mut hat Dessau gelähmt und so konnten die Angsthasen auf die Fragen an das Morgen nur Antworten von gestern entgegnen.“ Es sind Sätze eines Generals.

Blick in das „neue“ Dessau-Center. Der Eigentümer hat in dieser Woche diese Studie vorgestellt.
Blick in das „neue“ Dessau-Center. Der Eigentümer hat in dieser Woche diese Studie vorgestellt.
Grafik: Arcturus Real Estate Management GmbH

16 Jahre nach der Eröffnung und nach diesem Text ist das Dessau-Center trotz allerlei Rettungsversuche eine Art Investruine, die nun auch die Eigentümer zum Handeln zwingt. In dieser Woche präsentierten diese eine Studie, die einen doch spektakulären Umbau zum „DE/CEntral“ vorsieht. Aus der Einkaufsmeile soll ein Verwaltungsstandort, ein öffentlicher Raum, eine grüne Oase werden.

Die Studie kommt parallel zu einer Debatte in der Stadt, ob diese irgendwie in das Dessau-Center einsteigen soll. Um einen städtebaulichen Missstand zu verhindern. Und vielleicht auch ein paar eigene Probleme zu lösen. Ob und wie beide nun zueinander kommen, wird in den nächsten Wochen und Monaten viel diskutiert werden. Die öffentlichen Teile der Studie machen keine Angaben zu den Umbaukosten. Doch klar ist, dass diese am Ende natürlich über Mietkosten refinanziert werden müssen.

Kann und soll Dessau-Roßlau da teure Verpflichtungen eingehen? Oder schafft das nicht eher neue, vielleicht sogar noch größere Probleme? Ich habe für mich selber noch keine eindeutige Antwort gefunden, freue mich aber auf eine spannende, mutige Auseinandersetzung. Beste Grüße, Steffen Brachert.

RÜCKBLICK

Dessau-Roßlauerin der Woche

Sie haben verschiedene Formen und Farben, eignen sich als Weihnachtsgeschenk, sind garantiert einzigartig und ihre Käufer tun auch noch etwas Gutes: Die selbstgegossenen Kerzen der Roßlauer Friseurin Karin Wieczorek haben es in sich.

Seit mehreren Jahren gießt Wieczorek nun schon Kerzen aus Wachsresten und verkauft sie für einen guten Zweck. In diesem Jahr geht der Erlös der insgesamt 450 Kerzen in 70 Farben an das Dessauer Tierheim. Zwischen fünf und acht Euro kosten die Kunstwerke pro Stück.

Karin Wieczorek hat wieder Kerzen gegossen.
Karin Wieczorek hat wieder Kerzen gegossen.
Foto: Thomas Ruttke

Wieczorek hatte schon im Sommer mit dem Gießen begonnen und dafür zum Teil sechs Schmelztöpfe gleichzeitig auf dem Herd stehen. Aus einem Guss gewinnt sie rund acht Kerzen, je nach Form und Größe.

Die Kerzen sind ab sofort im Friseursalon Wieczorek in der Roßlauer Damaschkestraße erhältlich. Karin Wieczorek freut sich aber auch über Kerzen- und Wachsreste für neue Kunstwerke, die einfach im Laden abgegeben werden können. Damit auch 2026 wieder Kerzen für einen guten Zweck verkauft werden können.

MZ-Geschichten der Woche

+++Im Dessauer Georgengarten wurde am Wochenende gezeigt, wie Rückepferde beim Erhalt des Parks durch den Transport von Bäumen helfen können. Wieso das wichtig ist, das hat sich MZ-Kollege Thomas Steinberg erklären lassen.

+++Nach langer Verzögerung ist vor gut zwei Jahren der Erweiterungsbau des Dessauer Umweltbundesamtes eröffnet worden. Dabei handelt es sich um ein sogenannten Positiv-Energie-Haus. Im zweiten Jahr hat es erstmalig mehr Energie erwirtschaftet, als es verbraucht. Wie das gelang, das hat MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey notiert.

Was wird aus dem Damaschkecenter im Dessauer Süden?
Was wird aus dem Damaschkecenter im Dessauer Süden?
Foto: Thomas Ruttke

+++Der Versorger „nah & gut“ wird das Damaschkecenter im Süden der Stadt verlassen und bringt das Einkaufscenter in eine schwierige Lage. Ein weiterer Abschied steht fest. Schon vor sieben Jahren gab es eine ähnliche Situation. Der Stadtbezirksbeirat ist wieder alarmiert. Was Mieter und Kunden sagen, das hat MZ-Kollegin Heidi Thiemann bei einem Vor-Ort-Termin erfahren.

AUSBLICK

Fest und Bühne

+++Entlang der Anhalter Straße öffnen zum Nikolaustag am Sonnabend, 6. Dezember, wieder die Mosigkauer ihre Tore. Insgesamt zehn Hofinhaber machen in diesem Jahr beim „Advent in den Höfen“ mit. Die Eröffnung des Festes findet um 14 Uhr durch den Heimatverein Mosigkau auf dem Hof der Familie Willfeld statt. Bis 18 Uhr gibt es dann vorweihnachtliche Stimmung, schöne Dinge und Leckereien.

+++Der Heimat- und Traditionsverein Großkühnau lädt am Sonnabend, 6. Dezember, von 16 bis 20 Uhr zum vierten Mal zum Weihnachtsmarkt am Dorfanger ein. Mit verschiedenen Marktständen mit Kunsthandwerk aus der Region. Dazu können sich Besucher auf winterliche Heißgetränken freuen. Kleine Feuerstellen laden bei winterlicher Atmosphäre zum Verweilen ein.

+++Bereits zum 20. Mal lädt der Bürger- und Heimatverein Waldersee am zweiten Adventswochenende zum traditionellen Adventsmarkt rund um die Grundschule „Am Luisium“ ein. Besucher dürfen sich am Sonnabend, 6. August, von 11 bis 18 Uhr auf weihnachtliche Düfte, Kaffee, Kuchen, Waffeln, Glühwein und Allerlei vom Grill freuen. Auf die Kinder wartet eine Kindereisenbahn. Wer noch auf der Suche nach Geschenken ist, wird bestimmt an den Marktständen fündig.

350 Wagemutige stiegen am ersten Advent bei 3,3 Grad Wassertemperatur in den Kühnauer See. Wie viele kommen am zweiten Advent?
350 Wagemutige stiegen am ersten Advent bei 3,3 Grad Wassertemperatur in den Kühnauer See. Wie viele kommen am zweiten Advent?
Foto: Thomas Ruttke

+++Unerschrockene können auch an diesem Wochenende wieder für einen guten Zweck ins kalte Nass springen. Im Kühnauer Bad heißt es am Sonntag, 7. Dezember, ab 10 Uhr wieder „Frieren für den guten Zweck“. Um 11 Uhr gehen alle geschlossen ins Wasser. Für jeden Aktions-Teilnehmer stiften regionale Spender zehn Euro. Das Geld soll in ein Aufforstungsprojekt investiert werden. Zum Auftakt vorigen Sonntag gab es 350 Wagemutige.

++Im VorOrt-Haus in der Wolfgangstraße findet am Sonnabend, 6. Dezember, von 13 bis 18 Uhr wieder ein kleiner Adventsmarkt statt. Vor Ort präsentieren sich verschiedene lokale Künstler. Zu erstehen sind Kunst, Drucke und handwerkliche Produkte. Dazu sorgen die Veranstalter für musikalische Begleitung sowie das leibliche Wohl.

+++Das Stück „Furor“ steht am Sonnabend, 6. Dezember, 20 Uhr, auf dem Programm des Alten Theaters. In dem Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz ist OB-Kandidat Heiko Braubach der unter Drogeneinfluss stehende Enno Siebold vor das Auto gelaufen, der nun mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt. Zweieinhalb Wochen nach dem Unfall besucht Braubach Ennos Mutter Nele Siebold und trifft dort auch Neles Neffe Jerome. Das Entschuldigungstreffen läuft aus dem Ruder. Am Ende trifft ein Politiker auf Wutbürger – es gibt ein Duell, das in Furor keinen Sieger hervorbringt.

+++Dessaus Anhalt-Arena wird am Sonnabend, 6. Dezember, zum Zentrum des deutschen Trampolinsports: Beim Finale der Trampolin Bundesliga treffen die besten Vereine des Landes aufeinander, um sich den Titel Deutscher Vereinsmeister 2025 zu sichern. Zu Gast sind der TSVE Bielefeld, die TG Münster, die TG Dietzenbach und der MTV Bad Kreuznach. Los geht es 16 Uhr. Die Tickets kosten zehn Euro.

Topf und Pfanne

+++Asiatische Gewürze treffen auf europäische Kochtechniken: Wie „East meets West“ schmeckt, kann man seit Montag in Dessau im neu eröffneten Restaurant „Viki“ in der Dessauer Kavalierstraße erleben. Xuan Quang Nguyen hat seinem „Lou“ einen Ableger verpasst. Pläne dazu hatte es schon länger gegeben, „aber wir mussten mit dem Restaurant erstmal in Fahrt kommen“, so Nguyen. Das ist nun geschafft. Geöffnet ist das „Viki“ Montag bis Donnerstag von 17 bis 23 Uhr und Freitag bis Sonntag von 12 bis 23 Uhr.

So schaut es im neuen „Viki“ in der Dessauer Kavalierstraße aus.
So schaut es im neuen „Viki“ in der Dessauer Kavalierstraße aus.
Foto: Thomas Ruttke

+++„Zaiqa“ ist Hindi und bedeutet auf Deutsch schmecken. Das „Zaiqahaus“, das am Dienstag, 2. Dezember, in der Heidestraße 29 eröffnet hat, heißt also so viel wie Geschmackshaus, wie Tasleem Ahmad, der Manager des Restaurants, erklärt. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Naeem Ahmad und Ali Ahmad leitet er das Restaurant für indische und pakistanische Spezialitäten als Familienunternehmen.

EINBLICK

Erfolgreichster Social Media Post der Woche

++++++1994 wurde in Dessau ein 28-Jähriger aus dem Rotlichtmilieu eiskalt ermordet. Ein Tag zuvor starb sein Komplize. 31 Jahre später gibt es nach Angaben der Polizei neue Spuren in dem mysteriösen Cold Case. MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey hat sich mit dem Fall beschäftigt. Der Facebook-Post dazu erreichte über 24.300 Personen.

Der Facebook-Post zum Cold Case in der Dessauer Taubenstraße.
Der Facebook-Post zum Cold Case in der Dessauer Taubenstraße.
(Screenshot: Facebook/MZ Dessau)

Meist geklickter Text der Woche

+++Auf der B184 zwischen Dessau und Roßlau wird oft schnell gefahren. Geblitzte 186 km/h waren dann aber doch noch mal ein besonderer Wert. Der Artikel dazu interessierte 18.500 Personen.

QUERBLICK

+++Der Helios-Konzern wollte die Klinik in Zerbst zum 19. Dezember schließen. Die Proteste waren groß. Nun gibt es eine kommunale Auffanglösung. Wie diese aussieht, haben die Kollegen der Zerbster Volksstimme aufgeschrieben.

+++Der Luftwaffenstützpunkt Holzdorf an der Landesgrenze zu Brandenburg wird derzeit zu einem der wichtigsten Bundeswehrstandorte Deutschlands ausgebaut. Am Mittwoch wird das Raketenabwehrsystem Arrow 3 in Betrieb genommen. Der MDR war dabei.

MZ-FOTO DER WOCHE

Die Fassade vom Kaufhaus Zeeck ist fertig. Die Rüstung wird derzeit abgebaut. Im Frühjahr soll hier eine Ausstellung zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus in Dessau“ eröffnet werden.
Die Fassade vom Kaufhaus Zeeck ist fertig. Die Rüstung wird derzeit abgebaut. Im Frühjahr soll hier eine Ausstellung zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus in Dessau“ eröffnet werden.
Foto: Thomas Ruttke

Wer Hinweise hat, her damit: [email protected]