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0340 Newsletter Dessau 7. November #123 Warum das Aus für AEM den Verantwortlichen in Dessau-Roßlau Sorgen machen sollte

Wieso der Jubel bei Germania Roßlau groß ist - Warum es um das Dessau-Monopoly Diskussionen gibt

07.11.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert Thomas Ruttke

im Februar wurde noch Hoffnung verbreitet. Der Insolvenzverwalter hatte sich auf der Suche nach einem Investor externe Spezialisten aus Leipzig an die Seite geholt. Die Gläubiger hatten dafür den Weg frei gemacht. Wie sich jetzt zeigt: Umsonst.

Zum 1. Mai wurde ein Großteil der 150 Mitarbeiter freigestellt. Ohne dass das damals öffentlich gemacht wurde. Anfang Juni waren auch die letzten Aufträge abgearbeitet. Derzeit werden noch die Maschinen verkauft. Das Anhaltische Elektromotorenwerk (AEM), einer der traditionsreichsten Betriebe in Dessau, auch dank eines Chefs wie Rolf Rätzer war er jahrzehntelang ein Aushängeschild, ist Geschichte.

„Um AEM eine Zukunftsperspektive zu geben und das Unternehmen neu ausrichten zu können, war der Einstieg eines Investors eine zwingende Voraussetzung“, sagten Dr. Dirk Herzig und Rüdiger Bauch von der auf Insolvenz- und Sanierungsrecht spezialisierten Kanzlei Schultze & Braun in einer förmlichen Pressemitteilung. Beide hatte zusammen mit der Geschäftsleitung der AEM-Gruppe seit den Insolvenzanträgen im Herbst 2024 die Geschäfte gesteuert. Ein Investor aber fand sich nicht.

Die Firma AEM ist Geschichte, das Firmengelände steht zum Verkauf.
Die Firma AEM ist Geschichte, das Firmengelände steht zum Verkauf.
Foto: Thomas Ruttke

Über 75 Jahre hat das Anhaltische Elektromotorenwerk existiert, das sich auf Drehstromgeneratoren für Wasserkraftwerke und Schiffe sowie auf Drehstrommotoren für Bergbau-, Förder-, Baumaschinen und Prüfstände spezialisiert hatte. Die entstanden oft in Einzelfertigung auf dem rund 28.500 Quadratmeter großen Firmengelände in der Daheimstraße. Die Nachfrage nach den Motoren, made in Dessau, war lange groß: In den letzten 30 Jahren hat AEM über 12.500 Maschinen in mehr als 70 Länder geliefert. Die Exportquote lag bei 95 Prozent. In Hochzeiten hatte die Firma deutlich über 200 Mitarbeiter und hatte einen Umsatz von etwa 20 Millionen Euro. Die Firma war weltweit anerkannt. Doch das reichte nicht zum Überleben.

Die Gründe sind vielfältig. Herzig und Bauch verweisen auf ein herausforderndes Marktumfeld und auf eine nachlassende Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen, aber auch auf den Umstand, dass bei AEM erhebliche Investitionen anstanden. Das Risiko wollte offensichtlich keiner eingehen.

Mit AEM hat Dessau-Roßlau eine weitere Firma aus dem produzierenden Gewerbe verloren. Viele gibt es nun nicht mehr. Es ist eine Entwicklung, die kaum mehr umkehrbar scheint. Dessau-Roßlau fehlen gefragte A9-nahe Gewerbeflächen - und zunehmend auch die Fachkräfte. Die Zukunftsaussichten der Stadt bessert das nicht. Die letzte größere Ansiedlung ist schon eine Weile her. Das Projekt der XXL-Algenfabrik stockt noch immer. Bleibt also nur die Buga 2035? Es ist zumindest ein Projekt, das Zukunft versprechen kann. Viele Grüße, Steffen Brachert.

RÜCKBLICK

Dessau-Roßlauer der Woche

Dessau-Roßlauer der Woche ist dieses Mal ein Verein - und zwar Germania 08 Roßlau, der sich beim bundesweiten Wettbewerb „Würth Vereinsheimwerker 2025“ 10.000 Euro gesichert hat. Beim abschließenden 24-stündigen Online-Abstimmung bekam der Verein nördlich der Elbe stolze 5.805 Stimmen und setzte sich damit durch. Einmal mehr wurde der besondere Zusammenhalt in Roßlau deutlich.

1.350 Vereine hatte mitgemacht und Projekte auf ihren Vereinsgelände umgesetzt – von der Renovierung der Kabinen über den Bau neuer Spielfeldunterstände bis zur Gestaltung von Begegnungsräumen. Man musste also erheblich in Vorleistung. Roßlau schreckte das nicht. Am Ende entschied eine Jury über die zehn besten Projekte. Roßlau durfte als Elfter jubeln.

Der neu gestaltete Eingangsbereich bei Germania Roßlau.
Der neu gestaltete Eingangsbereich bei Germania Roßlau.
Foto: Germania

In den vergangenen Monaten hatten ehrenamtliche Mitglieder und Freunde des Vereins den gesamten Eingangsbereich des Vereinsheims im Streetzer Weg in Roßlau erneuert. Sie verputzten Wände, tauschten marode Türen aus und installierten energiesparende Beleuchtung sowie innovative Technik. Das wurde belohnt.

„Diese Auszeichnung macht uns unglaublich stolz. Sie ist der Beweis, wie viel wir erreichen können, wenn alle an einem Strang ziehen“, freute sich Germania-Vereinschef Gerd Möbius. Der Erfolg dieses „Herzensprojektes“ gebühre allen. „Unseren ehrenamtlichen Helfern, unseren Spendern, den Mitgliedern und allen treuen Anhängern, die uns so tatkräftig unterstützt haben.“

MZ-Geschichten der Woche

+++Die Figuren für die neue Dessauer Weihnachtspyramide entstehen in der FVK Faserverstärkte Kunststoffe GmbH auf dem Waggonbaugelände. Dort sorgen Pitti und Co. für viel Arbeit, aber auch Freude. MZ-Kollegin Sylke Kaufhold hat hinter die Kulissen geschaut.

+++Beim Verkaufsstart hat der Lions Club fast durchweg positives Feedback auf die Dessau-Roßlau Edition des „Monopoly“-Spiels bekommen. Doch es gibt auch Kritik im Netz. Den Clubpräsident macht das traurig, wie MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erfuhr.

De Dessau Edition vom „Monopoly“ ist da - und wird kritisiert.
De Dessau Edition vom „Monopoly“ ist da - und wird kritisiert.
Foto: Thomas Ruttke

+++Mitten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten expandiert der gebürtige Sachsen-Anhalter Benjamin Diedering in die USA – und eröffnet nach Los Angeles nun auch ein Büro in New York. Im Interview spricht er über kulturelle Stolpersteine, deutsche Stärken im US-Markt und warum er trotz politischer Spannungen an die transatlantische Zusammenarbeit glaubt. MZ-Kollege Julius Lukas hat mit dem Unternehmer Diedering geredet.

Fest und Bühne

+++Die historische Wasserburg in Roßlau verwandelt sich am Wochenende in eine weihnachtliche Oase: 26 Kreative aus der Region präsentieren wieder ihre individuellen Geschenkideen, die in den privaten Werkstätten, Ateliers und Bastelecken entstanden sind. Am Freitag, 7. November, öffnen sich die Burgtore von 14 bis 17 Uhr. Am Samstag, 8. November, und am Sonntag, 9. November, sind interessierte Besucher jeweils von 10 bis 17 Uhr willkommen. Der Eintritt ist frei.

Die Kreativwerkstatt lockt wieder auf die Wasserburg.
Die Kreativwerkstatt lockt wieder auf die Wasserburg.
Foto: Kreativwerkstatt

+++„Ragged Stories“ gibt es am Freitag, 7. November, im „Keller“ in der Zerbster Straße. Zu Gast ist der Amerikaner Jol Rose, der „rohe Musik mit Einflüssen aus Folk, Blues, Country und sogar auch Punk“ verspricht. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei.

+++Nach der Nationalmannschaftspause ist Handball-Zweitligist Dessau-Roßlauer HV wieder in der heimischen Anhalt Arena gefordert: Am Sonnabend, 8. November, 18 Uhr, ist dort der HC Oppenweiler-Backnang zu Gast. Der Aufsteiger kommt mit 2:16 Punkten und als Schlusslicht nach Dessau. Die Favoritenrolle ist klar verteilt.

+++Die Leipziger Tribute-Band „Silverblue Joyriders“ gastiert am Sonnabend, 8. November, 20 Uhr, in der Villa Krötenhof in Dessau. Das Duo um Stephan Mühl und Annelie Staude hat sich der Musik des schwedischen Popduos Roxette verschrieben und interpretieren deren Songs neu.

+++Innnerhalb der Reihe „Puppe ab 18“ wird am Sonnabend, 8. November, 18 Uhr, das Stück „Froh ist der Schlag unsrer Herzen“ auf der Puppenbühne des Alten Theaters gezeigt. Ensemblespielerin Jana Weichelt spielt in ihrem Soloabend mit Bruchstücken, Erinnerungen und Liedern aus der DDR-Zeit, die Zufall und Biografie hinterlassen haben.

„Froh ist der Schlag unsrer Herzen“ heißt es am Sonnabend im Alten Theater.
„Froh ist der Schlag unsrer Herzen“ heißt es am Sonnabend im Alten Theater.
(Foto: Anhaltisches Theater)

+++„Abba - The Concert“ heißt es am Sonntagabend, 9. November, 19 Uhr im Anhaltischen Theater. Eine der europaweit erfolgreichsten Abba-Tribute-Shows will das legendäre Abba-Konzert von 1979 aus der Londoner Wembley-Arena live zu neuem Leben erwecken. Ein paar Restkarten sind noch im Angebot.

Topf und Pfanne

+++Das „fein.herb“ entdeckt Italien: Am 29. November sowie am 6. und 13. Dezember ist Salvatore Siciliano mit seiner italienischen Küche in den Räumen der Dessauer Weinbar im Schwabehaus zu Gast. Versprochen werden italienische Spezialitäten in gemütlicher Atmosphäre mit erlesenen Weinen.

+++Die „Seensucht“, das Restaurant an der Goitzsche, will nicht nur mit Essen punkten, sondern auch mit Veranstaltungen. Am Freitag, 14. November, 18.30 Uhr, heißt es dort „Sieben Farben Blau“. Dahinter verbirgt sich eine Reiseshow mit den Buchautoren Claudia Clawien und Jonathan Buttmann.

EINBLICK

Erfolgreichster Social Media Post der Woche

+++Die Ankündigung hat die Fans elektrisiert: Die Deutschrock-Band Frei.Wild veranstaltet am Wochenende eine Kneipentour in Roßlau und Dessau. Was die Fans erwartet und was die Musiker mit der Stadt verbindet, das stand in einem Artikel, der auf Facebook über 23.300 Personen erreichte. Mal sehen, wie viele am Sonntag an den vier Kneipen vor Ort sind.

"Frei.Wild" plant eine Kneipentour in Dessau-Roßlau. Der Facebook-Post dazu erreichte über 23.000 Personen.
"Frei.Wild" plant eine Kneipentour in Dessau-Roßlau. Der Facebook-Post dazu erreichte über 23.000 Personen.
(Screenshot: Facebook/MZ Dessau)

Meist geklickter MZ-Beitrag der Woche

+++Kleine Meldung, großes Interesse: Vergangene Woche stand ein Blitzer auf der B184 zwischen Dessau und Roßlau. Der Spitzenreiter raste mit 173 km/h von Stadt zu Stadt. Der Artikel dazu hatte 14.300 Aufrufe.

QUERBLICK

+++Mit gerade einmal 16 Jahren wurde Lennart Kirst in den Gemeindekirchenrat der Evangelischen Gemeinde Holzweißig gewählt. Der Teenager will Kirche moderner machen, junge Menschen begeistern und sich aktiv einbringen – trotz Ausbildung, Feuerwehr und Wachtelzucht. Der MDR hat sich mit Kirst getroffen.

+++Die neue Plakataktion der Bürgerinitiative „Zerbst blüht auf“ will zeigen, wer wirklich für die Vermüllung der Umwelt verantwortlich ist – und wer sie beseitigt. Was Kinderarbeit damit zu tun, haben die Kollegen der „Zerbster Volksstimme“ aufgeschrieben.

+++Zwei Jahre ist AfD-Mann Hannes Loth nun Bürgermeister in Raguhn-Jeßnitz. Grund für die ARD-„Tagesthemen“, einen Reporter loszuschicken. Der traf auf wenig mitteilsame Einwohner - und einen gelassenen Bürgermeister.

MZ-FOTO DER WOCHE

Der Weihnachtsbaum für den Dessauer Adventsmarkt steht seit Mittwoch auf dem Dessauer Marktplatz.  Familie Noth aus Mildensee hatte die Blaufichte gespendet. Ein 60-Tonnen-Kran war notwendig, den Baum über das Haus zu heben.
Der Weihnachtsbaum für den Dessauer Adventsmarkt steht seit Mittwoch auf dem Dessauer Marktplatz. Familie Noth aus Mildensee hatte die Blaufichte gespendet. Ein 60-Tonnen-Kran war notwendig, den Baum über das Haus zu heben.
Foto: Thomas Ruttke

Wer Hinweise oder Anregungen hat, her damit: [email protected]