MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 19. Juni 2025 Puma-(Fehl-)Alarm: Das Geschäft mit den Wildtieren
Weitere Themen: Wasserstoff nicht gefragt ( Teure Solarpleite / Neue Frachtflughalle am Airport / Seltene-Erden-Recycling lohnt nicht / Biotech-Firma investiert

vor einigen Jahren erschien die wirklich sehenswerte Komödie „Hai-Alarm am Müggelsee“, am Montagnachmittag hieß es dann „Puma-Alarm am Geiseltalsee“. Die Behörden warnten über die Katastrophen-App Nina vor einer gefährlichen Raumkatze im Saalekreis. Grundlage war ein Video, in dem ein großes Tier zu sehen war. Noch am Dienstagmittag sagte Ordnungsdezernentin Sabine Faulstich, dass es sich nach Experteneinschätzung „zu 80 Prozent“ um einen Puma handele. Feuerwehren und Behördenmitarbeiter suchten auch mit Drohnen nach der Raunkatze. Am Abend gab es dann jedoch Entwarnung. Nach der Sichtung eines weiteren Videos gelangten die Experten zu einem anderen Urteil. Danach gab es einige Schadenfreude und Ki-Fotos von Lesern der MZ.

Dass sich ein Puma im Saalekreis frei bewegt, ist durchaus möglich, schreibt mein Kollege Julius Lukas. Denn wie viele der Raubkatzen bei Privatleuten leben, ist nicht genau bekannt. Den Behörden muss der Besitz nicht gemeldet werden, was der Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) seit geraumer Zeit kritisiert: „Ich rede mir seit 20 Jahren den Mund fusselig, dass Sachsen-Anhalt eine Gefahrentierverordnung braucht“, sagte er.
In Sachsen-Anhalt muss jedes Schaf angemeldet werden, ein Löwe jedoch nicht. Ein Löwe? Aufsehen erregte 2020 der weiße Löwe Mojo, der kurzzeitig im Zoo Halle untergebracht war. Zuvor lebte das Tier, das wohl in Tschechien für 5.000 Euro gekauft wurde, bei einem Halter in der Börde. Wo Mojo sich derzeit befindet, ist unklar. Ein jahr später verletzte ein privat gehaltener Leopard während eines Fotoshootings in Nebra (Burgenlandkreis) ein Model.
Wie viele Wildtiere in Sachsen-Anhalt in privaten Haushalten leben, darüber gibt es keine Statistik. Das gehandelte Artenspektrum ist riesig und reicht von südamerikanischen Nasenbären und Glasfröschen über afrikanische Giftschlangen und Geckos bis hin zu Schönhörnchen und Korallenfischen aus Südostasien. Deutschland ist dabei laut der Organisation Pro Wildlife einer der wichtigsten Handels- und Absatzmärkte - ein Millionengeschäft. Jedes Jahr werden allein mehr als 200.000 Reptilien nach Deutschland importiert. „Ein großer Teil der gehandelten Wildtiere wird noch immer aus der Natur eingefangen“, schreibt die Organisation.

Während es innerhalb Deutschlands verboten ist, heimische Wildtiere einzufangen, dürfen Tierbestände in Asien, Afrika und Südamerika für den deutschen Heimtiermarkt geplündert werden, berichtet auch der Deutsche Tierschutzbund.
Vor fünf Jahren gab es im Sommer einen „Krokodil-Alarm in der Unstrut“. Ein Krokodil wurde jedoch nicht gefunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass man in Deutschland in freier Wildbahn einen Puma, einen Löwen oder ein Krokodil antrifft, ist sehr gering – aber nicht ausgeschlossen.
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Bis kommende Woche, herzlich Steffen Höhne
Weitere wichtige Wirtschaftsthemen aus Mitteldeutschland der Woche:
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Teure Solarpleite für Sachsen-Anhalt
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Luftfrachthalle auf Ex-Amazon-Areal
Der US-Investor Realterm errichtet am Airport Leipzig/Halle direkt am Vorfeld eine große Immobilie. Die Logistik-Fläche beträgt 45.000 Quadratmeter. Welche Kunden sich ansiedeln sollen. (MZ)

Kostenloses Konto nur für Reiche
Die Commerzbank streicht das gebührenfreie Girokonto – außer für vermögende Kunden. Viele andere Banken erheben auch Gebühren. 34 Institute gehen aber einen anderen Weg. (MZ)
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Seltene Erden sind für Hochtechnologie unerlässlich und daher begehrt. In Bitterfeld steht eine neue Fabrik zur Aufbereitung der kritischen Rohstoffe. Warum die Produktion aber nicht läuft. (MZ)

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Das traditionsreiche Textil-Unternehmen Damino aus Großschönau (Sachsen) will sich im Zuge eines Insolvenzverfahrens neu aufstellen. 120 Mitarbeiter sind betroffen. (SZ)
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Vor 25 Jahren gestartet, hat sich die Energiebörse in Leipzig zu einem Global Player entwickelt. Künftig will sie auch eine Plattform für den Handel mit CO2-Rechten und Wasserstoff sein. (MZ)
Neues Industrieareal
Das gemeinsam von Dessau-Roßlau, Wittenberg und Coswig geplante Industrie- und Gewerbegebiet nimmt langsam Gestalt an. Bis zu 4.000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Was die neue Machbarkeitsstudie offenlegt. (MZ)
Lagerboxen sind gefragt
Mietlager werden in Sachsen-Anhalt immer beliebter. Das ostdeutsche Unternehmen Storemore hat Standorte in Magdeburg und Halle. Dort lagern nicht nur Umzugskartons, sondern ganze Unternehmen. (VS)

Riesiger Batteriespeicher geplant
Die Berliner Firma Green Hedge will bei Bad Lauchstädt einen gigantischen Batteriespeicher mit 200 Megawatt Leistung errichten. Das Projekt am Umspannwerk soll die Energiewende vorantreiben. (MZ)
Biotech-Firma siedelt sich an
Campo Amargo investiert im Chemiepark vier Millionen Euro in eine neue Produktionsstätte. Hergestellt werden Spezialreagenzien für die Pharmaindustrie. Das ist erst der Anfang. (MZ)
Biokunststoff für Pflanzentöpfe
Jetzt ist Schluss mit dem alten Plastiktopf für Pflanzen, denn nach diesen Pflanztöpfen lecken sich Mikroorganismen die Finger. Die Firma Exipnos aus Merseburg liefert das Biokunststoffgranulat für die Herstellung. Die Töpfe werden bei Aldi verkauft. (MZ)