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0340 Newsletter Dessau 9. August #70 Warum ein Tor von Renars Uscins Erinnerungen an den DRHV und Coburg geweckt hat

Wie der Pflegedienst Willmer zu einem Retter wurde - Warum Tobias Felger sarkastisch ist, aber auch optimistisch bleibt

09.08.2024, 08:00
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert
0340 Newsletter Dessau Steffen Brachert Thomas Ruttke

zugegeben, es ist nicht das, was einem nach dem dramatisch-denkwürdigen olympischen Viertelfinale der deutschen Handballer gegen Frankreich als erstes einfallen sollte. Doch ich musste an den Dessau-Roßlauer HV und Coburg denken.

Im Mai 2023 trafen beide Teams aufeinander. Neun Sekunden vor Ende stand es 27:27 - und Coburg hatte den Ball. Der Sieg im Aufstiegskampf schien weit weit weg, eine Niederlage noch möglich. Doch Vincent Sohmann bedrängte den Coburger Spieler so, dass der einen Rückpass auf seinen Torwart spielte, der beim Fangen wegrutschte, den Ball noch nach vorn passen wollte, ihn aber direkt in die Hände von Carl-Philipp Haake spielte, der den Ball schmucklos im Tor versenkte. 28:27. Auswärtssieg. Im Internet findet man das Video unter der Überschrift „Irrer Siegtreffer von Carl-Philipp Haake“-

Am Dienstag also waren in Paris noch sechs Sekunden zu spielen. Frankreich hatte eine Auszeit, den Ball und Anwurf. Es gab ungefähr 723 Möglichkeiten, das 29:28 ins Ziel zu bringen. Doch Dika Mem wählte die falsche. Bedrängt von deutschen Spielern, wollte er einen Pass über Julian Köster spielen, den größten deutschen Spieler. Der das ahnte, den Ball abfing, diesen sofort zu Renars Uscins passte, der noch zwei Schritte machte und dann - zum 29:29 traf.

Was für eine Leistung: Renars Uscins nach dem Frankreich-Spiel.
Was für eine Leistung: Renars Uscins nach dem Frankreich-Spiel.
Foto: IMAGO/wolf-sportfoto

Uscins, Sohn von DRHV-Kreisläufer-Legende Armands Uscins, der bei der SG Kühnau das Handball-ABC erlernte, war schon bei der letzten EM der aufgehende Star. Bei Olympia hat sich der 22-Jährige endgültig ins Rampenlicht gespielt. 14 Tore machte der Linkshänder gegen Frankreich. Den unglaublichen 29:29-Ausgleich ebenso wie den sensationellen 35:34-Siegtreffer. Es war eine Weltklasse-Leistung, die Deutschland weiter von einer olympischen Medaille träumen lässt.

Am heutigen Freitag, 16.30 Uhr, geht es gegen Spanien, die man in der Vorrunde schon besiegt hat. Handball-Dessau wird die Daumen drücken - und mit Uscins vom Finale träumen. Mit Günter Dreibrodt hat die Stadt schon einen Olympiasieger. Der Roßlauer holte 1980 in Moskau Gold. Dass der 73-Jährige bis heute darauf angesprochen wird und er gerade Teil einer neuen Ausstellung im Dessauer Rathauscenter ist, das zeigt, was so ein Olympiasieg wert ist. Also: Heute ist Daumendrücken angesagt. Und egal, wie viel Sekunden noch auf der Uhr sind: Niemals aufgeben. Beste Grüße, Steffen Brachert.

RÜCKBLICK

Dessauer der Woche

Es ist wohl dem Zufall zu verdanken, dass nach einer mehrstündigen Irrfahrt ausgerechnet das Auto eines Pflegedienstes vorbeifuhr und auf sie aufmerksam wurde. Am vergangenen Freitagabend ist eine völlig dehydrierte, orientierungslose und verwirrte Demenzpatientin am Dessauer Friederikenplatz aufgegriffen worden. Das besondere: Die Frau war nicht bloß ein paar hundert Meter von ihrer Wohnung weggelaufen, sondern fast 100 Kilometer und mutmaßlich über zwei Stunden mit dem Zug nach Dessau gefahren - von Potsdam aus. Unbemerkt von Schaffnern, Mitreisenden und Passanten.

René Willmer vom gleichnamigen Pflegedienst, seine Frau und zwei Pfleger waren am Freitag gegen 19.50 Uhr zufällig auf die Frau aufmerksam geworden. „Sie lehnte an einer Laterne. Man hat sofort gesehen, dass es ihr nicht gut geht.“ Die hinzugerufenen Polizistinnen nahmen die Frau schließlich mit aufs Revier und entdeckten an ihren Schuhen ein Namensschild und einen Teil des Namens ihres Pflegeheims. „Das Problem war, dass diese Firma viele Pflegeheime in ganz Deutschland betreibt und nicht vermerkt war, aus welcher Stadt sie kam“, berichtet Willmer.

René Willmer mit seinem Team - und der geretteten Seniorin.
René Willmer mit seinem Team - und der geretteten Seniorin.
Foto: Willmer

Erst ein unscheinbares rotes Büchlein, das die Frau dabei hatte, brachte den entscheidenden Hinweis. Es handelte es sich um ein Liederbuch mit einer Einladung zu ihrem 70. Geburtstag. Dort wurde ihre ehemalige Adresse in Hamburg genannt, beschreibt Willmer die Recherchen. Er und die Polizei hätten dann Nachbarn der Frau in Hamburg angerufen. Eine erinnerte sich tatsächlich an sie und konnte den Tipp geben, dass die Seniorin mittlerweile in einem Pflegeheim in Potsdam lebt. Da waren bereits 3,5 Stunden seit dem Fund der Frau vergangen.

Verbindungen zu Dessau soll die Frau nicht haben. Vermutet wird, dass sie in einen Zug der Linie RE 7 gestiegen ist. Diese beginnt in Berlin und endet am Dessauer Hauptbahnhof. „Traurig“, findet René Willmer, dass offenbar niemand auf ihrem Weg eingriff und die Frau fragte, ob sie Hilfe braucht oder wo sie hinwill. Immerhin nahm die Geschichte ein gutes Ende. Willmer zufolge holte ein Angehöriger die Frau noch in der Nacht mit dem Auto in Dessau ab und brachte sie zurück nach Potsdam.

MZ-Geschichten der Woche

+++Madeleine Dreißig ist mit ihrer Boutique „Madimar“ vom Rathaus-Center in die Zerbster Straße in Dessau gezogen. Was die Gründe für den Wechsel waren und was sie am neuen Standort plant, das hat die Unternehmerin MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erzählt.

+++Die DWG saniert in der Dessauer Innenstadt einen 50er Jahre Wohnblock in Nachbarschaft zur Poststraße. Sechs Millionen Euro werden investiert. Balkone und Aufzüge sollen die Attraktivität der Wohnungen erhöhen. Zum Jahresende sollen die Arbeiten fertig sein, erfuhr MZ-Kollegin Sylke Kaufhold bei einem Vor-Ort-Termin.

+++In der Dessauer Basedowstraße, hinter dem Anhaltischen Theater, lässt die Schwarz Immo GmbH derzeit ein Gebäude in Holzbauweise errichten. Warum das auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist und welche besonderen Anforderungen es gibt, das erfuhr MZ-Kollegin Laura Ludwig bei einem Rundgang mit dem Energietisch Dessau.

+++Roßlaus neuer AfD-Ortsbürgermeister Laurens Nothdurft wollte das Demokratie-Fest „Roßlau rockt“ am liebsten absagen lassen. Doch sein Brief an Oberbürgermeister Robert Reck führte zum „Feine-Sahne-Fischfilet-Effekt“, wie es MZ-Kollegen Thomas Steinberg beschrieb. Am vergangenen Sonntag kamen so viele Besucher wie noch nie.

Tobias Felger bleibt Optimist.
Tobias Felger bleibt Optimist.
Foto: Thomas Ruttke

+++Seit sieben Jahren ist Tobias Felger mit dem Restaurant „Tobi ornot Tobe“ in der Dessauer Johannisstraße ansässig. Die ist nach langem Ausbau nun wieder offen. Wie der Punk unter den Dessauer Gastronomen nicht nur diese Herausforderung gemeistert hat und welche neuen Ziele er sich steckt, das hat Felger MZ-Kollegin Heidi Thiemann erzählt.

AUSBLICK

Fest und Bühne

+++Im Erlebnisbad im Roßlau findet am Sonnabend, 10. August, die nachgeholte Jubiläumsparty zum 25. Geburtstag statt. Eigentlich sollte die Party schon im Juni gefeiert werden. Wegen schlechter Wetterprognosen wurde diese damals verschoben. Jetzt sind für Sonnabend bis zu 27 Grad angesagt. Bestes Freibadwetter also. Die Party dauert von 9 bis 20 Uhr. Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt.

+++Der FreitagsTingel macht diese Woche auf dem Sportplatz des ESV Lok im Dessauer Dietrichshain Station: mit einem Tanzfestival, bei dem es Popgymnastik, Revuetanz, Line Dance und Breakdance ebenso gibt wie professionell getanzten Tango. Los geht es 16 Uhr. Wer danach noch nicht genug hat, kann nach Roßlau tingeln. Dort lädt Accoustik Jam ab 19 Uhr zur Sommerparty vor dem Eiscafé Palermo und der Galerie Sunshine. Der Eintritt ist bei beiden Veranstaltungen frei.

+++Die Bobbauer Feuerwehr veranstaltet am Samstag, 10. August, ab 10 Uhr zum siebten Mal den Firefighter Stairrun im Wasserturm von Bobbau. Teams aus verschiedenen Bundesländern stellen sich der Herausforderung. Beim Firefighter Stairrun gilt es, die 189 Stufen im Bobbauer Wasserturm möglichst schnell hinauf- und wieder hinabzusteigen. Die Feuerwehrteams müssen die Strecke mit 30 Kilogramm Ausrüstung zurücklegen. Die schnellsten Teams schaffen diese Strecke in acht Minuten.

+++Der Lingenauer Bürgerverein lädt am Wochenende zu seinem traditionellen Dorffest nach Lingenau ein. Los geht es am Sonnabend, 10. August, um 14 Uhr auf dem Festplatz. Höhepunkte sind unter anderem eine Clown- und Tiershow, ein Auftritt von Katja Wiesigkstrauch sowie eine Feuershow.

Topf und Pfanne

+++„Charles Bar“in der Lutherstadt Wittenberg steht in der Region für gute Cocktails. Inhaber Martin Kramer hat schon einige Preise gewonnen. Zum 10. Geburtstag der Bar gibt es nun etwas Besonderes: Kramer hat „Charles Gin“ auf den Markt gebracht. Dieser ist in Zusammenarbeit mit der „Deutschen Spirituosen Manufaktur“ in Berlin entstanden. Kramer hat sich für eine mediterran angehauchte Variante entschieden - mit Thymian aus Israel, Rosmarin aus Spanien und sizilianischer Blutorange. Zu kaufen gibt es den Gin vorerst nur in Wittenberg.

EINBLICK

MZ-Social-Media-Post der Woche

+++In Roßlau rückt die Entlastung für die marode Zerbster Brücke näher. Für die Ersatzbrücke ist die Ausschreibung erfolgt. Die Nachricht sorgte auf Facebook für Erleichterung - und eine Reichweite von 18.200 Personen. Das reichte in einer wieder einmal durchwachsenen Facebook-Woche für den Wochensieg.

Der Post zur Zerbster Brücke in Roßlau bekam vergangene Woche die größte Reichweite.
Der Post zur Zerbster Brücke in Roßlau bekam vergangene Woche die größte Reichweite.
(Screenshot: Facebook)

Meist geklickter Beitrag der Woche

+++Nach einem schweren Arbeitsunfall am Dienstagnachmittag in der Säurestraße in Bitterfeld laufen die Ermittlungen, was tatsächlich passiert ist. Vier Mitarbeiter einer Reinigungsfirma wurden schwer verletzt, zwei schweben in Lebensgefahr. Der Text hatte über 44.000 Aufrufe. Keiner hatte mehr in der vergangenen Woche.

QUERBLICK

+++Marcel Nowak ist im Sommer vom Bundesliga-Aufsteiger 1. VfL Potsdam zum Dessau-Roßlauer HV 06 gewechselt und soll für mehr Tiefe auf den Linkshänder-Positionen im aktuellen Kader sorgen. Der 22-jährige Familienvater mit polnischen Wurzeln hat sich dem DRHV-Format „Sieben Fragen - Sieben Antworten“ gestellt.

+++Auf der Suche nach einem Snack landet man in vielen Städten bei „Ditsch“: Brezel und Co werden dabei im Dessora-Park in Oranienbaum hergestellt, wo man in dieser Woche 25. Geburtstag gefeiert hat. Der MDR war dabei.

MZ-FOTO DER WOCHE

Wasser marsch: Reegelmäßig werden die Blumen und Pflanzen in den Beeten und Grünanlagen rund um den Johannbau gewässert.
Wasser marsch: Reegelmäßig werden die Blumen und Pflanzen in den Beeten und Grünanlagen rund um den Johannbau gewässert.
Foto: Thomas Ruttke

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