0340 Newsletter Dessau 22. August #116 Warum die geplanten höheren Kita-Preise in Dessau-Roßlau für Proteste sorgen
Wieso ein Stadtrat mit dem Fahrrad von Dessau aus auf den Brocken fuhr - Was die „Wörlitzer Filmtage“ bieten

50 Millionen Euro fehlen der Stadt Dessau-Roßlau im Haushalt 2025. Auch in den Jahren danach kann von Entspannung kaum die Rede sein. Es war also eine Frage der Zeit, wann die Einwohner stärker zur Kasse gebeten werden.
Seit dieser Woche ist klar, dass Eltern in Dessau-Roßlau künftig viel tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie ihre Kinder in Kinderkrippe, Kindergarten oder Hort betreuen lassen. Sowohl 2026 als auch 2027 sollen die Beiträge um 15 Prozent steigen, zusammen also um 30 Prozent.
Proteste wird es geben. Ukraine, Migration, Buga. Dafür ist Geld da?! Aber auch wenn es andere suggerieren: Da gibt es halt auch keine einfachen, schnellen Lösungen.
Vor elf Jahren hat Dessau-Roßlau das letzte Mal die Beiträge erhöht. Klar, dass in der Zwischenzeit Personal- und Betriebskosten mehr als deutlich gestiegen sind. Mehr als 30 Millionen Euro gibt die Stadt jährlich für die Kinderbetreuung aus. Im Durchschnitt koste ein Kitaplatz in der Doppelstadt 1.000 Euro.
Ab 2026 zahlen Eltern für die Betreuung in der Krippe je nach zeitlichem Betreuungsumfang zwischen 18 und 28 Euro mehr, ab 2027 dann zwischen 37 und 56 Euro. Im Kindergarten liegt die monatliche Mehrbelastung 2026 zwischen 12 und 21 Euro und ab 2027 zwischen 24 und 42 Euro. Im Hort liegt die Belastung 2026 pro Monat um 5 bis 9 Euro höher, im Jahr 2027 sind es zwischen 10 und 18 Euro mehr als bisher.

Die Stadt verspricht sich von diesem Schritt Einsparungen im Haushalt von rund einer halben Million Euro im kommenden Jahr und von etwa einer Million Euro im Jahr 2027. Und das ist das Deprimierende: Für einzelnen Eltern sind die höheren Beiträge schwer zu stemmen. In der Summer helfen sie der klammen Stadt kaum weiter.
„Das ist ein reines Sparpaket auf dem Rücken der Familien“, kritisierte Michael Falkenberg von der Fraktion Freies-Bürger-Forum die Vorlage im Jugendhilfeausschuss. Die Kritik wird im Rathaus grundsätzlich geteilt. „Das ist keine Entscheidung der Verwaltung“, versicherte diese Woche Sozialdezernentin Eter Hachmann. „Das ist eine Auflage der Kommunalaufsicht.“ Was den schwarzen Peter nach Halle schiebt.
Aber es kompliziert: An der schwierigen finanziellen Situation der Stadt haben Stadtverwaltung und Stadtrat ja ihren Anteil, weil man im Klinikum zu lange nicht genau hingeschaut hat. Die Sanierung ist nun mindestens ein Mittelstreckenlauf. Das gehört zur Wahrheit dazu.
Wie auch der Fakt: Familienfreundliche Politik sieht anders aus. Und wer die Kommentare unter dem Facebook-Post von diesem Artikel liest, der ahnt, dass sich die Politik da etwas einfallen lassen muss. Viele Grüße, Steffen Brachert.
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Warum tut man sich so etwas an? Von Dessau aus mit dem Fahrrad auf den Brocken fahren? Mit reiner Muskelkraft. War das der persönliche Jakobsweg? „Nein, ich musste mir nichts beweisen“, wehrt Bastian George das ab. „Ich hatte Lust drauf und das schon lange einmal vor.“
George, gerade 43 Jahre alt geworden, sagt: „Radfahren ist Leidenschaft“. Der grüne Stadtrat und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses war bereits auf vielen Radwegen unterwegs. Und weil er als Kind oft den Harz besuchte, sei es schon immer sein Herzenswunsch gewesen, auf den Brocken zu radeln. Also wurden Ende Juli spontan die wenigen Sachen gepackt, die es für so eine Tour braucht. Schönstes Sommerwetter herrschte nicht, aber fürs Radfahren war’s ideal. Die Tour war 174 Kilometer lang und hielt 1.750 Höhenmeter für George bereit. Alleine durchs Strampeln hat er dabei 5.890 Kilokalorien verbrannt.

In einem Ritt ist er die Strecke nicht gefahren. „Durch die vorherigen Touren wusste ich, dass zwischen 70 und 110 Kilometer am Tag ein guter Schnitt sind. Ich bin aber noch nie bergauf gefahren“, gibt er zu, dass das eine besondere Herausforderung war. Von Dessau ging es über Staßfurt, Quedlingburg, Braunlage auf den Brocken und weiter nach Wernigerode. Am fünften Tag stand die Rückfahrt an – mit dem Zug.
„Es war anstrengend“, sagt George. „Körperlich und mental.“ Die Oberschenkel brannten, in den Waden hat es oft gezwickt. Und doch: Die Tour hat entschleunigt und fokussiert. Das Handy war nur Navigationsgerät, anders als im normalen Alltag.
MZ-Geschichten der Woche
+++Die Betreiber des Waldbads in Dessau ist wütend auf die Dessau-Roßlauer Stadtverwaltung. Familie Büttner will im Bad regelmäßig Partys und Veranstaltungen anbieten, sieht sich aber mit aus ihrer Sicht unverhältnismäßigen Auflagen konfrontiert. Was am Wochenende passierte - was Büttners nun fordern, das hat MZ-Kollegin Heidi Thiemann notiert.

+++Ein Wohlfühlzentrum für ihre Kunden: Das ist das Ziel von vier jungen Unternehmerinnen in der Wasserstadt 15 in Dessau. Vergangenen Sonnabend wurde es eröffnet. Was die Fotografin, die Hebamme, die Stillberaterin und die Osteopathin verbindet, das haben die Frauen vorab MZ-Kollegin Sylke Kaufhold erzählt.
+++In Dessau-Roßlau bleibt die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser auf einem niedrigen Niveau. Doch nun gibt es auch bei Mehrfamilienhäusern eine Flaute. Die Zahl der genehmigten Wohnungen bricht um mehr als 50 Prozent ein, erfuhr MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey.
+++Es grünt so grün.... In Dessau-Roßlau müsste das Lied mit Blick auf die innerstädtischen Straßenbahngleise eher „Es graut so grau“ heißen. Warum zwischen den Gleisen kein Grün wächst, das hat MZ-Kollege Robert Horvath interessiert.
AUSBLICK
+++Im Garten des Hofcafés am alten Pfarrhaus in Mühlstedt wird am Freitag, 22. August, und am Sonnabend, 23. August, in Kooperation mit dem Kiez Kino der Film „Die Barbaren – Willkommen in der Bretagne“ gezeigt. Beginn ist 20.30 Uhr. Das Café hat am Freitag ab 18 Uhr und am Sonnabend ab 14 Uhr geöffnet. Es wird auch gegrillt.
+++Das „Sommer Closing“ wird am Samstag, 23. August, auf dem „Kufa Beach“ in Dessau gefeiert. Angekündigt für die Ü30-Beach-Party sind „DJ Rick, den besten Hits von 1980 bis 2025 und jede Menge Urlaubsgefühl im Sand“. Der Einlass beginnt 21 Uhr. Bis 22 Uhr ist der Eintritt frei. Wer rein will, muss über 25 Jahre sein.
+++Auf der Insel Stein im Wörlitzer Park starten am Sonnabend, 23. August, die „Wörlitzer Filmtage“. Sieben Tage lang gibt es dort immer zur blauen Stunde besondere Historienfilme. Zum Auftakt wird „Louise und die Schule der Freiheit“ gezeigt, zum Abschluss am kommenden Freitag „Das Leben das Brian“. Karten gibt es - wie beim Dessauer Sommerkino vor dem Mausoleum - nur online und nur im Vorverkauf.

+++Acht Nachwuchsteams der Extraklasse sind von Freitag bis Sonntag, 22. bis 24. August, beim 2. Internationalen Handballturnier um den Biber Cup am Start. Erwartet werden Teams aus der U 15 und U 17, darunter aus Plock und aus Celje. Gespielt wird an allen drei Turniertagen sowohl in der Anhalt-Arena in Dessau als auch im Anhaltischen Berufsschulzentrum „Hugo Junkers“ in Dessau. Freitag, 18 Uhr, gibt es in der Anhalt-Arena zudem das letzte Testspiel des Dessau-Roßlauer HV. Zu Gast ist Erstliga-Absteiger VfL Potsdam, am 6. Januar auch erster Heimspielgegner.
+++Der „Freitagstingel“ macht am Freitag, 22. August, dieses mal im Kiez in der Bertolt-Brecht-Straße in Dessau Station. Dort steigt ab 19.30 Uhr das große „Kneipen Quiz“.
+++„Tango ohne Grenzen“ heißt es am Freitag, 22. August, 20 Uhr, in der Dessauer Marienkirche. Nach der erfolgreichen Premiere im vorigen Jahr bringt Initiatorin Celia Millán, gefeierte Tänzerin und Choreografin, gemeinsam mit Partner Michael Ihnow sowie weiteren internationalen Künstlern einen Tango-Abend der Extraklasse auf die Bühne. Im Anschluss an die Gala lädt eine stimmungsvolle Milonga unter freiem Himmel vor der Marienkirche zum Tanzen, Feiern und Begegnen ein.
Topf und Pfanne
+++Manche Planungen kann man nicht früh genug beginnen. Das dachte sich mitten im August das griechische Restaurant „Syrtaki“, das seinen Sitz im Waldbad hat - und den Vorverkauf für die Silvesterparty 2025/2026 gestartet hat. 100 Euro kostet das All-inclusiv-Ticket. Los geht es am 31. Dezember um 19 Uhr.
EINBLICK
MZ-Social-Media-Post der Woche
+++Rettungssanitäter des DRK in Dessau-Roßlau sind kleine Fernsehstars - im Sat.1-Format „Lebensretter hautnah“. Wann die nächsten Folgen mit Dessau-Roßlauer Beteiligung gezeigt werden, das hat auf Facebook viele interessiert. 17.800 Personen sahen den Post.

Meist geklickter MZ-Beitrag der Woche
+++Der Biker-Gottesdienst am Bitterfelder Bogen mit anschließender Ausfahrt ist am Sonntag von einem tragischen Unfall überschattet worden. Ein Quadfahrer verunglückte tödlich, eine Frau wurde schwer verletzt. Der Beitrag interessierte 17.800 Leser.
QUERBLICK
+++Geräuschbelästigung, Müll und andere Hinterlassenschaften. Im kleinen Ort Jütrichau an der B184 wächst der Frust über Lkw-Fahrer, die dort gern parken und nächtigen. Jütrichau fordert Reaktionen, wie die Zerbster Volksstimme berichtet.
+++Neue Heizung, Fassade dämmen, Photovoltaik aufs Dach – energetische Sanierungen sind teuer und meist langwierig. In ersten Sprintprojekten gelang es aber, die Kernphase auf wenige Wochen zu verkürzen. Wie das funktionieren kann, hat der MDR an einem Beispiel aus Dessau aufgezeigt.
MZ-FOTO DER WOCHE

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