0340 Newsletter Dessau 11. Juli #110 Warum die Dessauer Grundschule am Akazienwäldchen eine Debatte braucht, die nicht skandalisiert
Welche neue Funktion DRHV-Manager Sebastian Glock hat - Was diese Woche im Sommerkino gezeigt wird

die Zahlen liegen klar auf dem Tisch. Rein rechnerisch sitzen in einer 30 Schüler zählenden Klasse in der Dessauer „Grundschule am Akazienwäldchen“ nur neun deutsche Schüler. 70 Prozent beträgt der Anteil der Schüler mit Migrationsanteil. Es ist ein Spitzenwert in Dessau-Roßlau, der Debatten ausgelöst hat, weil er ein sensibles Thema berührt, das man diskutieren muss, ohne es zu skandalisieren.
Im letzten Stadtrat vor der Sommerpause hatte der FDP-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Jörg Bernstein das Thema angesprochen und gefragt: Sollte die Stadt für eine bessere Durchmischung von deutschen und ausländischen Schülern sorgen? Wäre dann Integration eher und besser möglich? Könnten die Kinder dann mehr und besser lernen? Es sind berechtigte Fragen von einem, der selbst Lehrer ist.
Ein neues Schulgesetz erlaubt es Kommunen, die Verteilung von Kindern mit Migrationshintergrund individueller zu regeln. In Kürze sollen Städte und Gemeinden die Möglichkeit haben, Schüler auch unabhängig von den Schuleinzugsbezirken bestimmten Einrichtungen zuzuordnen.
Dessau-Roßlaus Stadtverwaltung plant genau das nicht. „Man muss immer abwägen, ob die Einschulung in einer Schule sinnvoll ist, die weiter weg vom Wohnort liegt“, hat Schulamtsleiter Stefan Kuras meinem Kollegen Oliver Müller-Lorey gesagt. „Wenn der Sprachunterricht an der anderen Schule gut ist, ist das sicherlich eine Option, ansonsten nicht. Einen Ausgleich in Größenordnungen kann ich mir nicht vorstellen.“
Weil - und darauf legt Kuras wert: Die Grundschule Am Akazienwäldchen sei nicht als Problemschule bekannt. „Die Schulleiterin macht das sehr gut“, lobt Kuras. „Natürlich geht es dort bunt zu und der Alltag ist nicht immer einfach.“ Aber es gebe keine Hinweise darauf, dass Lerninhalte nicht vermittelt werden könnten, wie es vorgesehen ist.
Dessau-Roßlaus Sozialdezernentin Eter Hachmann verweist zudem auf die Nachteile bei einer Umverteilung. „Kinder schließen Freundschaften in ihrer Nachbarschaft. Sie dann auf eine andere Schule zu schicken, wäre kontraproduktiv“, sagt Hachmann. Und: Es brauche auch eine aufnehmende Schule, die passendere Angebote für Kinder macht, die schlecht Deutsch sprechen.
Am Ende bleibt eines: Ein 70-prozentiger Anteil an migrantischen Kindern ist hoch. Ob zu hoch, das müssen auch die Lehrer der Schule entscheiden. Was sie aber auf jeden Fall brauchen, ist eine sachliche und inhaltliche Debatte - und personelle Unterstützung im Alltag, der sicher anspruchsvoller ist als an anderen Schulen. Viele Grüße, Steffen Brachert
RÜCKBLICK
Dessauer der Woche
Es waren nervenaufreibende Wochen in einer Zeit, in der Sebastian Glock eigentlich wie seine Mannschaft Urlaub machen wollte. Am Ende standen Dauertelefonate, ein Wiederholungsspiel in Essen, der Klassenerhalt - und eine besondere Entscheidung: Glock ist seit ein paar Tagen neuer Beisitzer im Präsidium der Handball Bundesliga. Der Manager des Handball-Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV wurde einstimmig für vier Jahre in dieses Amt gewählt.

Die Wahl fand in Köln statt, wo die Mitgliederversammlung der Handball Bundesliga stattfand. Glock und Gorr folgen auf Niels Ellwanger (TuSEM Essen), der nach langjähriger Tätigkeit als Beisitzer der 2. Bundesliga auf eigenen Wunsch nicht erneut antrat. Zudem stand der bisherige zweite Vizepräsident Franz Dressel, seit 2015 ständiges Präsidiumsmitglied, nicht mehr zur Verfügung. Der ASV Hamm-Westfalen war zuvor in die 3. Liga abgestiegen.
„Es ist mir eine besondere Ehre, von den Delegierten das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen und künftig Teil des Präsidiums zu sein“, sagte Glock nach der Wahl, die mehr Verantwortung und Arbeit bringt, aber auch Bestätigung ist, sich hier in Dessau-Roßlau einiges aufgebaut zu haben. „Für mich ist das eine spannende Aufgabe und eine neue Herausforderung, um den Handball in Deutschland weiter voranzubringen.“
MZ-Geschichten der Woche
+++240 Hektar Wald und Felder haben am vergangenen Wochenende zwischen Pakendorf und Rodleben gebrannt. Ein tagelanger Großeinsatz war die Folge. Mit vielen kritischen Situationen. In Wertlau wurde beispielsweise eine Evakuierung vorbereitet, weil die Flammen nur noch 200 Meter entfernt waren. Über den Einsatz sprach MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey, in seinem Heimatort selbst Feuerwehrmann, mit Dessau-Roßlaus Feuerwehrchef Martin Müller.

+++„Das Fürstliche Kochbuch“ aus Dessau-Roßlau bietet ab sofort die Möglichkeit, die gehobene Kochkunst des 18. Jahrhunderts nachzuvollziehen. Über die überraschenden Essgewohnheiten am Hofe von Fürst Franz und wie es zu der Veröffentlichung kam, hat MZ-Kollege Robert Horvath mit den Herausgebern gesprochen.
+++In der Karlstraße 7-10 saniert der Wohnungsverein Dessau einen Ratioblock. Aufzüge bieten dann barrierefreien Zugang in jede Wohnung. Umfangreiche Dämmung soll die Heizkosten senken. Für die Mieter ist die Zeit der Bauarbeiten nicht einfach, erfuhr MZ-Kollegin Sylke Kaufhold.
AUSBLICK
+++Das Sommerkino vor dem Mausoleum im Dessauer Tierpark ist in die neue Saison gestartet. Seit Donnerstag und bis Sonnabend wird in der zweiten Woche die Krimikomödie „Riff Raff – Verbrechen ist Familiensache“ gezeigt, in der es ein Ex-Verbrecher nach 20 Jahren nicht nur mit der eigenen unliebsamen Verwandtschaft, sondern auch mit alten Gangster-Kollegen zu tun bekommt. Los geht es wieder gegen 21.30 Uhr. Karten gibt es – wie immer – nur online.
+++Der Campus Dessau öffnet an diesem Wochenende unter dem Motto „Unfug, Schabernack, Firlefanz - Mögen wir“ seine Türen. Am Freitag und Sonnabend, 11. und 12. Juli, sind alle Interessierten zum Anschauen und Mitmachen eingeladen. Am Freitag finden von 13 bis 18 Uhr das Campusfest, der Open Day des Fachbereichs Architektur, Facility Management und Geoinformation sowie die Dessau Design Schau des Fachbereichs Design statt. Letztere geht am Samstag von 10 bis 16 Uhr in eine zweite Runde und gibt noch einmal einen Einblick in Studium und Lehre der Designer.
+++975 Jahre Sollnitz wird am Sonnabend, 12. Juli, in Sollnitz gefeiert. Los geht der Festtag um 12.30 Uhr mit einem Festumzug mit Spielmannszug, dem sich um 13 Uhr ein feierlicher Gottesdienst in der Dorfkirche anschließt. Sie ist vermutlich das älteste Gebäude in dem 180-Einwohner-Ort und zudem ein bedeutendes Zeugnis romanischer Baukunst in Sachsen-Anhalt. Der Abend klingt mit Capriccio (19 Uhr) und einer Disco (21 Uhr) aus.
+++Die Veranstaltungsreihe „Unterm Balkon“ macht am Sonnabend, 12. Juli, 18 Uhr am Kornhaus Station. Angekündigt ist eine Sommernachts-Terrassen-Party mit Frau Elfi und DJ Mario.
+++Der 28. Burgtheatersommer steht in Roßlau an - Regisseurin Andrea Pinkowski hat sich für Shakespeares „Hamlet“ entschieden und in dem Drama tatsächlich auch komödiantische Elemente entdeckt. Premiere ist am Dienstag, 15. Juli, auf der Roßlauer Wasserburg. Bis Mitte August gibt es insgesamt 22 Abendvorstellungen.
Topf und Pfanne
+++ Ein „Weinfest“ mit der Weinmanufaktur Johannes Zwicker plant das Forsthaus „Leiner Berg“ für den 13. und 14. September, jeweils von 13 bis 18 Uhr. Zwicker, Winzer in fünfter Generation, bringt nicht nur seine Weine mit nach Dessau, sondern auch viele Anekdoten. Für die passende Stimmung sorgt an beiden Tagen das Duo Vintos.
EINBLICK
Erfolgreichster Social Media Post der Woche
+++15 Uhr brach am Sonnabend der Brand bei Pakendorf aus - und war bald bis Dessau zu sehen. Entsprechend groß war das Interesse an Nachrichten von vor Ort. Der Facebook-Post vom Sonntag erzielte die größte Reichweite der Woche und tauchte bei 23.500 Personen in der Timeline auf.

Meist geklickter Text der Woche
+++Am 6. Juli 1975 stellte das Dessauer Strandbad „Adria“ mit 10.500 Gästen einen neuen Besucherrekord auf. Der bekannte Dessauer Fotograf Bernd Helbig hielt das Ereignis fest. Nun hat Helbigs Sohn im privaten Archiv historische Dias gefunden. Der Rückblick hat vergangenen Woche über 13.400 Leser gehabt.
QUERBLICK
+++„Nirgendwo führt die AfD ihren Kulturkampf so schamlos wie in Sachsen-Anhalt“, schreibt die „Süddeutsche“ in einer umfangreichen Reportage. Ihr Fazit? „Das Bauhaus? Ist für die Rechtsextremen so überflüssig wie Gespräche mit Holocaust-Überlebenden. Was deutsch ist, wollen sie selbst entscheiden.“ Der neue Bundeskulturstaatsminister Wolfram Weimer hat das Bauhaus diese Woche gegen solche Angriffe verteidigt.
+++Influencer sollen das Image der Stadt Bitterfeld-Wolfen verbessern. Lokale Wohnungsunternehmen wollen mit ihnen für die Stadt als attraktiven Wohn- und Arbeitsort werben. Sie hoffen, damit neue Einwohner zu locken und gegen den hohen Wohnungsleerstand vorzugehen, berichtet der MDR.
+++Dirk Baake aus Steutz ist glücklicher Besitzer eines Trabant Kübel der NVA, Baujahr 1974. Das Besondere: Am Fahrzeug ist noch alles original erhalten. Die Kollegen der „Zerbster Volksstimme“ haben den Oldtimer vorgestellt.
MZ-FOTO DER WOCHE

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