0340 Newsletter Dessau 6. Juni #105 Warum der Abschied von Dessau-Roßlaus Stadtmarketingchef Hannes Wolf ein Risiko ist
Was am Wochenende auf dem Flugplatz los ist - Warum beim DRHV am Sonnabend ein paar Tränen fließen werden

2025 und 2026 sind für Dessau-Roßlau mit Blick auf den Tourismus und das Stadtmarketing zwei wichtige Jahre. Es gibt Hoffnung, zum 100. Bauhaus-Jubiläum die Zahl der Übernachtungen in der Stadt endlich signifikant steigern und damit die Einnahmen für die Stadt erhöhen zu können. Die Zahl der Übernachtungen in der Stadt hat sich nach Corona zwar erholt - Ausschläge nach oben sind aber ausgeblieben.
Da wirkt es mehr als seltsam, wenn mittendrin mit Hannes Wolf, der Chef der Stadtmarketinggesellschaft, geht. Oder gehen muss.
Der Gesellschafter habe signalisiert, dass keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich sei, ließ Wolf wenig Zweifel daran, wer das Ende forciert hat. Die Stadträte seien mit seiner Arbeit größtenteils zufrieden, aber nicht überschwänglich begeistert gewesen sein, weshalb sie die Gelegenheit für einen Neuanfang ergriffen, war zu hören.
Kritisiert wird Wolf, dass er das Marketing zu sehr auf Touristen ausgerichtet und Dessau-Roßlau als Wirtschaftsstandort und lebenswerte Stadt für Familien nicht ausreichend beworben habe. All das wirft allerdings auch Fragen auf. Wirtschaft ist in Dessau-Roßlau eigentlich Chefsache im Rathaus. Das Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung ist im Dezernat von Oberbürgermeister Reck angesiedelt. Die letzte große Neuansiedlung ist schon eine Zeit lang her... Soll dafür jetzt das Stadtmarketing verantwortlich sein?

Wolf hat die Arbeit der Dessau-Roßlauer Stadtmarketinggesellschaft weiter professionalisiert - und viele Aufgaben übernommen, von denen man im Rathaus nicht so richtig wusste, wohin damit. Wolf war unbequem, hat kritische Worte gefunden, als man den Etat der Stadtmarketinggesellschaft zu sehr kürzen wollte und er hat auch einmal einen kritischen Blick auf die Buga 2035 gewagt. Was ihm viel Prügel einbrachte - und vielleicht der Anfang vom Ende war?!
„Das Team bleibt das gleiche, nur der Kopf wird ausgetauscht“, sagte Wolf nach der Entscheidung gegen ihn. Wenn es so einfach wäre...
Fakt ist, ab dem 1. Juli ist die Stadtmarketinggesellschaft führungslos. Selbst bei einer schnellen Ausschreibung: Gute Leute sind selten frei und können sofort anfangen. Es droht ein mindestens halbjähriges Vakuum in einer wichtigen Zeit. Das die Gesellschafter, Oberbürgermeister Reck und die Stadträte, in Kauf nehmen. In der Hoffnung, schnell einen Nachfolger zu finden, der in Wolfs Schuhe wenigstens passt. Es ist ein Weg nicht ohne Risiko. Wir werden ihn begleiten. Viele Grüße, Steffen Brachert
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RÜCKBLICK
Dessauerin der Woche
Es ist ein Vorurteil, mit dem das Umweltbundesamt seit der Ansiedlung zu kämpfen hat. Dass in der Bundesbehörde ja kaum Dessauer arbeiten. Carina Harms steht dafür, dass das anders ist. Sogar bis in die Chefetage hinein. Seit dem 1. April leitet die 46-Jährige den Zentralbereich des Umweltbundesamtes und ist zusätzlich für dessen Modernisierung verantwortlich.
Harms ist gebürtige Dessauerin. Von 1999 bis 2007 war sie Stadträtin für die CDU. Später zog es Harms nach Berlin. Beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten war sie am Ende für 40.000 Flüchtlinge in der Hauptstadt zuständig. Eine Mammutaufgabe.

Im Jahr 2023 kehrte Harms der Hauptstadt den Rücken und kehrte an ihren Geburtsort zurück – zunächst nur beruflich, später auch persönlich, als sie am 1. Januar 2024 nach Ziebigk zog. „Vor dem Umzug habe ich lange mit meinem Vater gesprochen, der in Dessau lebt“, sagt sie. Riesig habe sie sich auf die Stadt gefreut, aber am Anfang auch mit ihr gefremdelt. „Es hat sich eigentlich nicht viel verändert, aber der private Kontext ist natürlich inzwischen ein ganz anderer“, sagt Harms.
Nach anderthalb Jahren ist sie in der Stadt wieder angekommen. Und ist nun im Umweltbundesamt gefordert. Eines hat sie sich dort vorgenommen: „Wir wollen dieses Jahr nutzen, um noch stärker in die Stadt zu gehen.“ Bürger sollen das Umweltbundesamt öfter auf Festen und Marktplätzen sehen, Vertreter sollen Schulen Besuchen und Schüler sowie Lehrer einladen.
MZ-Geschichten der Woche
+++Die Firma „Lehmann’s Buntmetallaufkauf & Containerdienst“ zieht in Dessau von der Bauhüttenstraße in die Schlagbreite um. Was die Kunden seit Montag, 2. Juni, auf dem Schrottplatz erwartet und was sich in Zukunft ändert, das hat MZ-Kollegin Leonie Beer notiert.
+++In der Dessauer Heidestraße ist in den vergangenen Wochen Deutschlands größtes Autohaus der jungen Marke Cupra entstanden. Kunden aus dem gesamten Osten sollen ihre online gekauften Fahrzeuge hier abholen. Die Idee dahinter hat sich MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erklären lassen.

+++Das Landgericht Dessau hat die Rechte von Kleingärtnern bei der Nutzung von erneuerbaren Energien gestärkt. Demnach dürfen Kleingartenvereine kleine Solaranlagen nicht pauschal verbieten, wie es in einer Sparte bei Wittenberg passiert ist. MZ-Kollege Thomas Steinberg hat sich mit dem besonderen Prozess beschäftigt.
+++Drei Tage lang verwandelt sich Dessaus Innenstadt am ersten Juli-Wochenende in eine Bühne für regionale Vereine, Künstler und Institutionen. Das Festgelände wurde verkleinert, die Sicherheitsmaßnahmen wurden vergrößert. Auf welches Programm sich Dessau-Roßlauer freuen können, das hat sich MZ-Kollege Tizian Hempel erklären lassen.
+++Der Markthändler Damian Zaleszczak verkauft seit rund siebeneinhalb Jahren in Ziebigk und auf dem Dessauer Marktplatz Spezialitäten aus Polen. Warum er jetzt auch einen Online-Service anbietet und was es dort zu kaufen gibt, das hat er meinem MZ-Kollegen Danny Gitter erklärt.
AUSBLICK
Fest und Bühne
+++Der Dessauer Flugplatz verwandelt sich am Pfingstwochenende, 7. und 8. Juni 2025, zum 19. Mal in einen Treffpunkt für Luftfahrtbegeisterte, Technikfans und Familien. Den Auftakt bildet am Pfingstsamstag ab 10 Uhr ein buntes Fest unter dem Motto „Anhalt hebt ab!“. Ein ganz besonderes Highlight in diesem Jahr: Die legendäre Junkers A50 Junior mit Pilot Claus Cordes wird am Samstag in Dessau landen und von hier aus zu ihrer großen Europatour starten. Mit dabei ist auch Charlotte Junkers, die Urenkelin von Hugo Junkers. Zusätzlich zur A50 Junior werden zwei Junkers-F13-Flugzeuge das Flugplatzfest besuchen und ein Stück Luftfahrtgeschichte lebendig machen.
+++Zu einem großen Kinderfest lädt die Kinder- und Jugendfeuerwehr Rodleben am Sonnabend, 7. Juni, auf den Festplatz am Freibad Rodleben ein. Von 10 bis 17 Uhr ist dort viel vorbereitet und organisiert und stellt sich natürlich auch die Feuerwehr vor.
+++Der Klassenerhalt ist gesichert - und trotzdem ist das letzte Heimspiel des Dessau-Roßlauer HV am Pfingstsonnabend, 18 Uhr, gegen Erstliga-Aufsteiger Bergischer HC ein besonderes: Es ist das Abschiedsspiel von Trainer-Legende Uwe Jungandreas, der nach Aue weiterzieht. Die Fans haben eine große Choreographie vorbereitet. Es dürfte die eine oder andere Träne fließen. Mit Jungandreas werden auch Kapitän Vincent Sohmann, Tillman Leu, Alexander Mitrovic und Oskar Emanuel verabschiedet.

+++Im 30. Jahr seines Bestehens lädt der Sport- und Traditionsverein Meinsdorf am Pfingstsonntag, 8. Juni, wieder zu seinem traditionellen Pfingstgelage in das Schwimmbad Meinsdorf ein. 13 Uhr beginnt der Einlass, 14 Uhr geht das bunte Programm los, das erst gegen 1 Uhr endet. Der Eintritt kostet acht Euro, am Abend zehn Euro. Die Versorgung erfolgt durch das Restaurant „Unterm Eichenkranz“.
+++Rund um den Napoleonsturm in Mildensee wird am Sonntag, 8. Juni, ab 13.30 Uhr zum traditionellen Pfingstreiten eingeladen. Unter anderem ist ein Ringreiten geplant. Ab 18 Uhr gibt es Live-Musik mit „Hot Music“.
+++Die Joyful Voices Mannheim sind am Pfingstmontag, 9. Juni, 15 Uhr zu Gast in der Christuskirche Dessau. Der Chor wurde 1998 gegründet und ist seit 2017 unter musikalischer Leitung von Andreas Luca Beraldo. Die Gruppe ist bekannt für ihre mitreißenden Pop- und A-cappella-Konzerte.
Topf und Pfanne
+++Es duftet wieder nach frischem Kuchen in der Korgauer Straße in Bad Schmiedeberg: Das Café „Orchidee“ in Bad Schmiedeberg ist zurück – mit neuen Betreibern. Hinter Tresen und Tortenvitrine steht seit Mitte Mai Nadja Nier, die gemeinsam mit ihrem Mann das Lokal am Rande des Kurzentrums übernommen hat. Das Paar stammt aus Thüringen. Der Umzug in die Kurstadt war für sie ein großer Schritt – und auch ein lang überlegter. Die Idee vom eigenen Café ließ die „Hobby-Backfee“ einfach nicht los.

Die Entscheidung fiel nicht über Nacht. Erst nach vielen Gesprächen und einem überzeugenden Rosengarten. „Mein Vater kommt von hier, der hat uns immer wieder gedrängt, wenigstens mal hinzufahren“, sagt Nier. Irgendwann gaben sie nach, fuhren los – und standen schließlich vor dem großen Haus mit seinem gepflegten, aber doch auch verwunschenen Garten. Und so kam eins zum anderen. „Wenn nicht jetzt, dann nie.“ Das Paar entschied sich. Das Haus wurde gekauft, das bisherige Heim verkauft, das neue Leben begann.
EINBLICK
Erfolgreichster Social-Media-Post der Woche
+++Im Dessauer Luisium hat am Samstag der Dessauer Feuerwehrmann Maximilian Rothe seine Sarah geheiratet. Die Geschichte dazu kam auf Facebook gut an - und erreichte über 13.500 Personen.

Meist geklickter MZ-Text der vergangenen Woche
+++Eine kleine Polizeimeldung um einen falschen Bankmitarbeiter in Dessau ist seit Sonntag viral gegangen - und hat der MZ 320.000 Aufrufe beschert. Google Discover ist das damit verbundene Zauberwort. Wenn Google einen Beitrag dort ausspielt, ist Reichweite garantiert.
QUERBLICK
+++„Blüh, du blauer Größenwahn: Das Bauhaus Museum Dessau nimmt lustvoll Bezug auf Edward Steichens berühmte Rittersporn-Ausstellung im MoMa 1936“, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ über die jüngste Ausstellungseröffnung im Welterbe.
+++Warum scheiterte der Solarhersteller in Ostdeutschland? Und was geschieht nun mit den Beschäftigten? Der ehemalige Geschäftsführer Gunter Erfurt hat sich gegenüber der Sächsischen Zeitung zur Insolvenz der sächsischen Standorte von Meyer Burger geäußert.
+++Die Wildnis- und Expeditions-Mediziner der Johanniter in Sachsen-Anhalt wissen, worauf es im Krisenfall ankommt und was bei Seuchen und Verletzungen zu tun ist. Diese Erfahrungen geben sie nun an Wissenschaftler des Leibniz-Instituts in Leipzig weiter, rüsten diese für Einsätze in den Tropen und Polar-Regionen. Zwei Tage lang wurde gelernt, am letzten Kurs-Tag ging es raus in die „Wildnis". Tief im Wald an der "Schönen Aussicht" in Bad Schmiedeberg wurde die Theorie in die Praxis umgesetzt. Der MDR war dabei.
MZ-FOTO DER WOCHE

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