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0340 Newsletter Dessau 17. Oktober #121 Warum das Aus der Helios-Klinik Zerbst viele Fragen aufwirft - und es keine einfachen Antworten gibt

Warum Elsbeth Rauchfuß auf einer Harley sitzt - Wie es mit der XXL-Algenfarm in Dessau weiter geht

17.10.2025, 08:00
0340 Newsletter Dessau
0340 Newsletter Dessau Thomas Ruttke

Des einen Leid ist des anderen Freud? Anfang dieser Woche hatte der Helios-Konzern verkündet, die Klinik in Zerbst zu schließen. Dort hatte man das schon befürchtet, als zuerst durchgesickert war, dass man die Orthopädie nach Burg verlegen wolle. Alle Proteste nutzten nichts: Die Entscheidung ist gefallen. Der kühl rechnende Helios-Konzern trennt sich von der vergleichsweisen kleinen Klinik.

Kann Dessau-Roßlau davon profitieren? Diese Frage war schnell gestellt. „Auf jeden Fall rechnen wir durch die Schließung des Helios-Standortes in Zerbst mit zusätzlichen Patienten. Schließlich ist Dessau für Zerbster der nächstgelegene Klinikstandort – auch wenn dazu die Elbe überquert werden muss“, sagte Dessau Ärztliche Direktor Christoph Herborn. Sämtliche Fachgebiete, die Helios bislang in Zerbst anbiete, decke auch das Städtische Klinikum Dessau ab.

Blick auf das Dessauer Klinikum.
Blick auf das Dessauer Klinikum.
Foto: Thomas Ruttke

Man möchte fast ein „noch“ einfügen. Denn das Städtische Klinikum selbst hat selbst Probleme. Es hat ein Millionen-Defizit angehäuft. Die alte Klinikleitung musste gehen. Die neue strukturiert das Haus gerade in rasantem Tempo um - und trifft viele unbequeme Entscheidungen. Zuletzt wurde das Aus für die Geriatrie verkündet, diese Woche teilte man mit, dass auch die Hautklinik keine Zukunft hat.

Es ist ein Balanceakt: Das Millionen-Defizit des Städtischen Klinikums hat immense Auswirkungen auf den kommunalen Haushalt und lähmt so eine ganze Stadt. Trotzdem weckt die scheibchenweise Informationspolitik gerade kein hundertprozentiges Vertrauen. Wie wird das Krankenhaus aussehen, das am Ende übrig bleibt?

Dessau, Bitterfeld, Köthen und Zerbst: Im kleinen Umkreis gibt es vier Kliniken, die alle mit wirtschaftlichen herausfordernden Rahmenbedingungen zu kämpfen haben - und sich natürlich auch gegenseitig Konkurrenz machen. Dass das Goitzsche Klinikum zuletzt auf politischen Wunsch die Geburtenstation wiedereröffnet hat, mag die Lokalpatrioten in Anhalt-Bitterfeld zufrieden stellen. Doch eine richtig auskömmliche Zahl an Geburten hat in der Folge keiner so richtig. Es braucht da eine ehrliche Debatte, was wo sinnvoll - und finanzierbar ist.

In Anhalt-Bitterfeld ist diese Debatte gerade entbrannt: „Wir suchen nach einer kommunalen Lösung für die Zukunft“, sagte Landrat Andy Grabner. Der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) hat dafür Unterstützung zugesichert. „Wenn es eine Möglichkeit gäbe, würde es an der Stadt nicht scheitern.“

Es geht um 270 Arbeitsplätze. Und es geht um eine wohnortnahe medizinische Versorgung. Helios will zwar auch nach dem 19. Dezember das Medizinische Versorgungszentrum in Zerbst erhalten. „Aber wie lange diese Aussage gültig bleibt, steht nach dem bisherigen Agieren in den Sternen“, zeigt sich Grabner skeptisch. Einfache Lösungen gibt es aber nicht. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat ja selber finanzielle Probleme.

Ende 2026 will das Land Sachsen-Anhalt eine neue Krankenhausplanung vorlegen, nachdem zuletzt dringende Reformen immer wieder vertagt wurden. Die Tatsachen werden allerdings schon vorher geschaffen. Die Politik, die agieren sollte, reagiert wieder nur. Mehr denn je gilt: Bleiben Sie gesund! Viele Grüße, Steffen Brachert

RÜCKBLICK

Dessauerin der Woche

Im September ist Elsbeth Rauchfuß 90 Jahre alt geworden. Und wenn man 90 ist, dann hat man alles, dann braucht man eigentlich nichts. Daher sei ihre Tochter Elke Blausza auf die Idee mit einen Spende gekommen, verriet die rüstige Dame diese Woche im Dessauer Kinderheim „Wolkenfrei“. Hierher war sie am Wochenanfang nicht mit leeren Händen gekommen. Sondern hatte einen Umschlag mit 500 Euro dabei. Karl-Heinz Richter von den Bikern mit Herz war von der Spende genauso angetan wie Susann Böckel, Leiterin des Erziehungsverbunds Anhalt beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, zu dem das Heim gehört.

Die Spenderin, erklärt der Biker, ist die Schwiegermutter von Bernd Möhring. Der sei als Fördervereinsvorsitzender der Grundschule Waldstraße nicht nur Partner gewesen, als die Biker der Roßlauer Grundschule zu einem neuem Spielplatz verhalfen, sondern hat auch weitere Projekte begleitet. Und so scheint es nicht verwunderlich, dass die Biker auch in der gesamten Familie auf Rückhalt stoßen und dadurch die Idee entstand, dass die Gäste zum 90. statt Geschenken doch lieber Geld geben, damit etwas Gutes für Kinder geschaffen werden kann.

Elisabeth Rauchfuß hat zu ihrem 90. Geburtstag Geld gesammelt - und das Geld den Dessauer Bikern mit Herz übergeben. Für das Dankeschön-Foto ging es für die Rentnerin auf eine Harley.
Elisabeth Rauchfuß hat zu ihrem 90. Geburtstag Geld gesammelt - und das Geld den Dessauer Bikern mit Herz übergeben. Für das Dankeschön-Foto ging es für die Rentnerin auf eine Harley.
Foto: Thomas Ruttke

Seit 1968 wohnt die heute 90-Jährige in Roßlau. Sie war von Wörpen dorthin gezogen, weil ihr Mann in der Schifferstadt Arbeit bekam. Für ihre vier Kinder gab es in der Wohnung ein Kinderzimmer. „Das hat funktioniert“, erinnert sich Tochter Elke Blausza. 1974 ist die Familie in ihr Haus in der Küchenbreite gezogen, wo Elsbeth Rauchfuß noch immer lebt.

Ihre Familie freut sich, dass die 90-Jährige noch immer selbstständig ist und keine Hilfe vom Pflegedienst benötigt. Regelmäßig hält sie sich in der Sportgruppe der Ölmühle fit. Hier ist sie die Älteste, verrät die Jubilarin im Kinderheim, wohin sie und die Biker zu Kaffee und Kuchen eingeladen worden waren. Und auch diese Episode erzählt sie in der Runde: „Als unser Haus gebaut wurde, bin ich aufs Dach gestiegen und habe es geteert.“ Als alle etwas erstaunt gucken, setzt sie schnell nach: „Das mache ich jetzt aber nicht mehr“.

MZ-Geschichten der Woche

+++Noch immer ist die Algenfabrik im Gewerbegebiet Flugplatz nicht gebaut. Neuester Grund für die Verzögerung ist nach Angaben der Firma Algaecytes die Uneinigkeit über die Nutzung der frei werdenden Energie als Fernwärme durch die Stadtwerke Dessau. Welche Drohung nun im Raum steht, das hat MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey notiert.

Wird hier auf dem Flugplatz in Dessau die XXL-Algenfarm gebaut?
Wird hier auf dem Flugplatz in Dessau die XXL-Algenfarm gebaut?
Foto: Thomas Ruttke

+++Roßlaus „Haus der Vereine“ ist am vergangenen Sonnabend offiziell eingeweiht worden. Was das Projekt am Standort der alten Bietheschule besonders macht und warum sich auch ein Dessauer Verein dort einquartiert hat, das hat sich MZ-Kollege Danny Gitter vor Ort angesehen.

+++Die Dessauer Bäckerei Lantzsch hat ein neues Logo entworfen, das nach und nach in die Filialen einzieht. Warum der mittelständische Betrieb, der schon in vierter Generation geführt wird, nicht weiter wachsen soll und ein Online-Shop nur im Winter geöffnet ist, das hat sich MZ-Kollege Oliver Müller-Lorey erklären lassen.

+++Die Außentür der Dessauer Kita „Rasselbande“ ist mit einem Dreipunktknopf und einem zusätzlichen Riegel gesichert. Trotzdem ist vergangene Woche ein Kind entwischt. Was Mutter und Dekita dazu sagen, das hat MZ-Kollegin Sylke Kaufhold recherchiert.

AUSBLICK

Fest und Bühne

+++Im Café-Bistro im Bauhaus steigt am Freitag, 17. Oktober, die nächste Bluesnacht. Der Sonnenblues-Verein hat diesmal die argentinische Blues-Queen Vanesa Harbek eingeladen, die seit 2017 in Berlin lebt. Los geht es 20 Uhr.

Vanesa Harbek gastiert am Freitag, 17. Oktober, im Dessauer Bauhaus-Klub.
Vanesa Harbek gastiert am Freitag, 17. Oktober, im Dessauer Bauhaus-Klub.
Foto: Veranstalter

+++Der Schwabehaus Verein begrüßt den Herbst musikalisch und präsentiert am Freitag, 17. Oktober, den ostdeutschen Singer-Songwriter Bastian Bandt auf seiner Bühne. Der Einlass startet 19 Uhr. Bandt kommt mit seinem Programm „Pferd & Haus“, das nach seinem neuen Album benannt ist.

+++Das Schauspiel „Nachtland“ wird am Freitag, 17. Oktober, 20 Uhr, und Sonntag, 19. Oktober, 18 Uhr, im Alten Theater Dessau gezeigt. Dort entdecken die Kinder nach dem Tod ihres Vaters ein Aquarell, das die Signatur von Adolf Hitler trägt. Marius von Mayenburgs bitterböse Komödie verbindet die Diskussion um das Erbe der deutschen Vergangenheit mit den Erbschaftsstreitigkeiten eines Geschwisterpaares.

+++Zum nächsten Heimatmarkt lädt die Deutsche Marktgilde am Samstag, 18. Oktober, nach Dessau ein. Von 9 bis 13 Uhr verwandelt sich der Platz an der Friedensglocke in einen Treffpunkt für alle, die regionale Produkte und Handwerkskunst schätzen.

+++Zum großen „Abbadefest 2025“ lädt am Sonnabend, 18. Oktober, das Waldbad in Dessau ein. Los geht es 14 Uhr. Versprochen sind Kaffee und Kuchen ebenso wie ein Grill- und ein Getränkestand. Auflegen wird DJ Diablo.

+++Die Veranstaltungsreihe „Unterm Balkon“ macht am Sonnabend, 18. Oktober, wieder im Lokheim im Süden von Dessau Station. Dort wird das große Oktoberfest mit TromPeti und DJ Mario gefeiert. Der Einlasst beginnt 18 Uhr.

+++„Gysi gegen Guttenberg“ heißt es am Sonnabend, 18. Oktober, 20 Uhr, im Mitteldeutschen Theater in Dessau. Mit Gregor Gysi und Karl-Theodor zu Guttenberg kommen zwei der populärsten und streitbarsten Politiker der vergangenen 30 Jahren in die Marienkirche und nehmen hier eine Folge ihres 2023 gestarteten Podcasts auf.

Topf und Pfanne

+++Einen „Rockigen Grillkurs“ hat die „Seensucht“, das Restaurant an der Goitzsche, für den 7. November organisiert: Geplant ist ein „Fünf-Gänge Rock-Grill-Menü„ für die musikalische Begleitung sorgt Fischi von Blacktane,, bekannt durch „The Voice of Germany“. Die Kosten liegen bei 149 Euro pro Person. Essen und Getränke sind im Preis enthalten.

+++„Eine Weihnachtsgeschichte“ hat das Wörlitzer Ringhotel „Zum Stein“ für die Adventszeit vorbereitet. Die letzten buchbaren Termine sind der 23. November, der 4. Dezember, der 11. Dezember und der 21. Dezember. Beim Komödiendinner in drei Akten sind vier Gänge und Wein inklusive. Hier kann man für 109 Euro pro Person dabei sein.

EINBLICK

Erfolgreichster Social Media Post der Woche

+++Das Eiscafé „Eiskontor“ in Dessau-Nord hat neue Betreiber. Wie es dazu gekommen ist und mit welchen Änderungen die Inhaber ihren Gästen den Aufenthalt versüßen wollen, das hat vergangene Woche viele interessiert. Auf Facebook erreichte der Post 15.300 Personen.

Der Facebook-Post zum neuen Eiscafé im Dessauer Norden.
Der Facebook-Post zum neuen Eiscafé im Dessauer Norden.
(Screenshot: Facebook/MZ_Dessau)

Meist geklickter MZ-Beitrag der Woche

+++Bahnfahrer in der Region Anhalt-Bitterfeld und Dessau-Roßlau mussten am vergangenen Wochenende deutlich mehr Zeit einplanen. Der Grund: Der Bahnhof Bitterfeld wurde komplett vom Netz genommen. Der Bericht dazu hat vergangene Woche 14.800 Personen interessiert.

QUERBLICK

+++Mühlbeck-Friedersdorf in Sachsen-Anhalt ist Deutschlands erstes Buchdorf – ein Ort, an dem sich alles um gebrauchte Bücher dreht. Heute sind zwar viele Antiquariate in dem Dorf bei Bitterfeld verschwunden, doch die Idee lebt weiter. Ein neuer Verein, frische Initiativen und eine wachsende Gemeinschaft geben dem Ort neue Impulse. Der MDR hat sich dort umgeschaut.

MZ-FOTO DER WOCHE

Der goldene Herbst hat begonnen - und ist auch im Dessauer Georgengarten angekommen.
Der goldene Herbst hat begonnen - und ist auch im Dessauer Georgengarten angekommen.
Foto: Thomas Ruttke

Wer Anregungen oder Hinweise hat, her damit: [email protected]