Rückblick auf das Hochwasser Rückblick Jahrhunderthochwasser: Sachsen-Anhalt fünf Jahre nach der Flut

Halle (Saale) - Im Juni 2013 wurde Sachsen-Anhalt von einem extremen Hochwasser heimgesucht. Starke Regenfälle ließen damals Saale, Elbe, Mulde und Weiße Elster binnen weniger Tage über die Ufer treten.
Das folgende Jahrhunderthochwasser richtete enorme Schäden an. Zehntausende mussten ihre Wohnungen verlassen, an mehreren Stellen brachen die Deiche.
Zwei Wochen lang hielt das Hochwasser das Land in Atem. Fünf Jahre später blickt die MZ auf die dramatischen Tage von damals zurück und zeigt, was sich seitdem getan hat.
Fluthelfer brachte Entenbraten, Rotkohl und Klöße
Zu den außergewöhnlichsten Momenten der Flut zählt diese ungewöhnliche Hilfsaktion in Weißenfels. Optiker Frank Thill und seine Familie werden durch das Hochewasser in ihrem Geschäft an der Dammstraße eingeschlossen, zeitweise ist das Haus eine Insel. Nachbarn und Kunden geben den Thills aber jeden Tag neue Hoffnung: mit Entenbraten, Rotkohl und Klößen.
Stunden der Angst in Zeitz
Stunden der Angst, aber auch des Zusammenhalts erleben auch die Zeitzer, als das Wasser der Weißen Elster einen historischen Höchststand erreicht. Das Hochwasser droht, den Bahnhof zu überfluten, in Rossendorf bei Wetterzeube weigern sich die Menschen trotz der Flutgefahr, ihre Häuser zu verlassen.
Neuer Deich an der Elster
Hinter dem inzwischen weitgehend wieder hergerichteten Haus der Günthers in Gorsdorf (Landkreis Wittenberg) wächst der Gegenstand ihrer Hoffnung, nie wieder Hochwasser auf dem Grundstück haben zu müssen - der neue Deich an der Schwarzen Elster. Seit Baubeginn sind die Familienmitglieder spürbar erleichtert. Sie waren gleich zweimal betroffen - 2002 und 2013.
Auch die Lage in Priesitz und Pretzsch (Landkreis Wittenberg) war vor fünf Jahren kritisch. Das Kinder- und Jugendheim ist vorsichtshalber evakuiert worden - wie schon 2002.
Die Kommunen im Landkreis Wittenberg hatten nach dem Hochwasser im Jahr 2013 im Bereich Infrastruktur und Kultureinrichtungen einen Schaden von rund 43 Millionen Euro geltend gemacht.
Friedeburg versank in den Fluten
Der Ort Friedeburg (Landkreis Mansfeld-Südharz) versank sprichwörtlich in den Fluten. Einwohner sprechen heute von der schlimmsten Flut, die sie jemals erlebt haben. Etliche Häuser standen unter Wasser, die Mehrzweckhalle im Ort wurde so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden musste. Auch die Feuerwehr und der Kindergarten wurden schwer beschädigt.
Die Städte und Gemeinden an der Saale in Sachsen-Anhalt sind im Juni 2013 von der schwersten Überschwemmungskatastrophe seit vier Jahrhunderten heimgesucht worden.
Haustür zugemauert
Einer, der sein ganzes handwerkliches Geschick mit einbrachte, war der Bernburger Oliver Walcer. Er mauerte in der Bernburger Talstadt die Eingangstür seines Hauses kniehoch zu, damit das Hochwasser nicht eindringen kann.
Auch bei anderen Häusern, die er seit den 1990er Jahren mit seinem vater und dessen Baufirma vor dem Verfall gerettet hatte, legte er schnell Hand an.
Dramatische Tage an der Saale im Salzlandkreis
Die Flut am eigenen Leib gespürt hat Familie Knopf aus Mukrena. Sie denkt immer noch mit Schrecken an die Evakuierung zurück. Auf Knall und Fall musste die fünfköpfige Familie wie alle anderen Leute im Dorf die vier Wänder verlassen. Und alles musste ziemlich schnell gehen, wie sie sich noch heute erinnern.
„Wir wussten, uns erwartet was. Dass es letztendlich so schlimm kommt, ahnten zu diesem Zeitpunkt aber nur die wenigsten“, erinnert sich Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) an die Tage im Juni 2013. Doch er damals auch Positives erlebt: „Die Hilfsbereitschaft war super. Nach einem ersten Helferanruf an Studenten der Hochschule Anhalt organisierten sich die meisten Jugendlichen über die sozialen Medien selber" (...) „Und viele Einwohner haben die Helfer gratis beköstigt. Das alles hat mich schwer beeindruckt.“
Wiederaufbau in Alsleben mit Geld vom MZ-Verein "Wir helfen"
Auch Reinhard Schinke wird das Saale-Hochwasser wohl nie vergessen: Als Alslebens Bürgermeister am 5. Juni 2013 seinen 58. Geburtstag feiern wollte, trat der Fluss über seine Ufer und traf die frühere Schifferstadt mit voller Wucht. Viele Monate später bekam die Kleinstadt einen Scheck des MZ-Vereins „Wir helfen“ für das völlig zerstörte Schwimmbad. (mz)