5 Jahre Hochwasser 2013 5 Jahre Hochwasser 2013: Tage der Gefahr

Pretzsch - Es war eng 2013, schon wieder. „Das Wasser stand kurz unter der Deichkrone“, erinnert sich Bianca Puppel, Leiterin im Kinder- und Jugendheim Pretzsch. Auf dem Schlossgelände und in Kellern stand es sowieso, weil das Grundwasser nach oben drückte. Wie schon beim Jahrhunderthochwasser 2002 galt es, dramatische Tage zu überstehen in dem Schloss, das so idyllisch an der Elbe liegt - und in dem Kinder und Jugendliche betreut werden, die es nicht leicht haben im Leben.
Um die Sicherheit der jungen Bewohner nicht zu gefährden, ist vor fünf Jahren wie schon 2002 die schwere Entscheidung gefällt worden, das Heim zu evakuieren: „Wir haben von Tag zu Tag gesehen, wie das Wasser anstieg, das passierte nach einer längeren Regenphase.“ Die Heimleitung hatte vorsorglich mit Eltern telefoniert, um sie vorzubereiten, dass ihre Kinder womöglich ganz schnell vor der Tür stehen könnten.
Und schnell ging es dann auch. Die Sorge, dass der bis dato nicht sanierte Deich um das Schloss den Wassermassen nicht würde standhalten können, war zu groß - der Pegel stieg und stieg. „Die Häuser stehen einfach zu dicht am Deich. Die Situation war gefährlich“, begründet Bianca Puppel den Entschluss, das Heim zu evakuieren.
Dass so etwas für die Kinder nicht einfach ist, wissen die Erzieher. „Das schürt natürlich Ängste.“ Manche, die sich vielleicht gerade eingewöhnt haben in ihrer neuen Umgebung, fürchten einen neuerlichen Verlust: „Es war für uns eine zusätzliche Herausforderung, sie zu beruhigen.“
Nicht alle der Kinder können freilich zu den Eltern, weshalb ein anderes Quartier gesucht werden musste: Es fand sich am Eisenhammer: „Ein bisschen eng, dafür sicher“, denkt die Heimleiterin zurück. Sie weiß auch noch, wie unentwegt Sandsäcke geschleppt worden sind und wie viele Menschen geholfen haben, das Schloss und den durchweichten Deich zu retten.
Puppel: „Im Betonwerk wurden die Sandsäcke befüllt. Sie mussten in einem bestimmten System gestapelt werden.“ Die Seenlandschaft rund um das Schloss sei so beeindruckend wie gefährlich gewesen: „Wir sind sehr froh, dass alles glimpflich ausgegangen ist.“ Die Einheitsgemeinde Bad Schmiedeberg war im Altkreis Wittenberg vom Hochwasser 2013 in besonderem Maße betroffen. Robby Leuker weiß das noch sehr genau, er ist bei der Stadt beschäftigt und zudem Feuerwehrmann.
Noch schlimmer als in Pretzsch war die Lage in Priesitz. Dort musste, um den maroden Deich zu retten, sogar die Bundeswehr zu Hilfe eilen: „Wir kamen mit unseren Fahrzeugen nicht mehr weiter, um Sandsäcke zu den Gefahrenstellen zu transportieren. Die Situation war kritisch, wie in Pretzsch auch.“
Als in Pretzsch, erinnert sich Leuker, die Lage halbwegs unter Kontrolle war, sind alle verfügbaren Kräfte nach Priesitz geeilt. Helfer habe es genug gegeben - auch die Koordination funktionierte. Deutlich besser im Übrigen als noch beim Hochwasser 2002, wie viele Beteiligte betonen.
Sind in der Stunde der Gefahr viele Menschen zur Stelle, sieht das anders aus, wenn die Lage nicht mehr so dramatisch ist: „Der Rückbau“, sagt Robby Leuker, „ist immer das Schlimmste und dauert Monate.“ Die Sandsäcke müssen abtransportiert und entleert werden.
In den fünf Jahren hat sich in Sachen Hochwasserschutz einiges getan - zumindest rund um das Kinder- und Jugendheim Schloss Pretzsch. Der Deich dort ist inzwischen saniert, was aufwendig und teuer war. Er wurde verbreitert und erhöht: „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Bianca Puppel und hofft, dass das Heim nun nicht noch einmal evakuiert werden muss.
Und um auch das Grundwasser-Problem in den Griff zu kriegen, wird die gegenwärtige Schlosspark-Erneuerung genutzt, um Drainagen zu legen.
Sachau und Priesitz leben hingegen noch mit dem alten Deich, allerdings sind die Investitions-Pläne schon weit gediehen - dort soll, um bei künftigen Hochwassern besser gewappnet zu sein, der Deich verlegt werden, was freilich nicht nur auf Begeisterung stößt in den Dörfern. (mz)