Hochwasser 2013 Hochwasser 2013: Mauern gegen die Flut

Bernburg - Es ist wohl das Symbolbild für den verzweifelten Kampf vieler Menschen gewesen, die im Juni 2013 ihr Hab und Gut vor den Wassermassen retten wollten: Oliver Walcer kniet auf dem noch trockenen Fußweg vor seinem Haus in der Bernburger Talstadt und baut kniehoch eine Mauer vor die Eingangstür.
Hier, nahe der Nicolaikirche, überflutet Stunden später die Saale alles. Nur noch mit Gummistiefeln und über einen später gebauten Steg ist diese „Badewanne“ passierbar.
Die Rettungsaktion hat durchaus Erfolg gehabt, sagt der Bernburger heute. Zwar sei durch den Sockel Wasser gesickert, aber „es war wenigstens klar und stieg maximal fünf Zentimeter hoch.“
Auch deshalb, weil er im Hausflur ein Loch in den Fliesenfußboden schlug und dort eine Pumpe installierte.
Hochwasser 2013: Einst Häuser vor dem Verfall gerettet
Der 47-Jährige hatte damals nicht nur das Haus, in dem er mit Ehefrau Anja und seinen zwei Kinder lebt, mit einer Mauer versehen.
„Meine Schwester wohnt gegenüber, meine Mutter nebenan. Wir waren alle betroffen.“
Oliver Walcer kam sein handwerkliches Geschick zugute. Mit seinem Vater, dessen kleine Baufirma er weiterführt, hatte er die in den 1990er Jahren erworbenen Häuser vor dem weiteren Verfall gerettet und denkmalgerecht restauriert.
„Das waren teilweise nur noch Ruinen.“
Hochwasser 2013: Alles geriet in Gefahr
Im Juni 2013 geriet diese Aufbauleistung in akute Gefahr. Doch mit dem manuellen Betreiben von Pumpen rund um die Uhr konnten Walcers den Schaden in Grenzen halten.
„Viele Nachbarn der Talstadt, die zum Beispiel Holzfußboden hatten, waren schlimmer dran“, sagt Oliver Walcer, der beim Kampf gegen das Hochwasser auf Hilfe von Familie und Freunde zählen konnte, sei es mit Nasswischern oder Essensversorgung.
Reichlich Arbeit bescherte ihm die Überschwemmung auch im Kleingarten. Die Parzelle samt Laube am Ziegelkolk stand rund einen Meter unter Wasser.
Als die Saale sich in ihr Bett zurückgezogen hatte, auch dank der leistungsfähigen Pumpen von Feuerwehren und THW, ging es ans Aufräumen.
Hochwasser 2013: Soforthilfe war eine gute Sache
„Die Soforthilfe des Landes war eine gute Sache“, sagt Oliver Walcer. Die feuchten Sockelbereiche seines Hauses sind längst saniert, jüngst hat der 47-Jährige auch die Fassade erneuert.
Was ist, wenn eine neue Überschwemmung naht? Eine Sorge, die die Walcers durchaus umtrieb.
„Meine Frau war ins Grübeln geraten, ob wir das Haus aufgeben sollten. Schließlich war unsere Küche noch recht neu, als das Hochwasser kam.“ Mittlerweile ist ein Umzug kein Thema mehr.
Auch weil der von der Stadt versprochene Schutzring um die Talstadt ein Stück mehr Sicherheit verspricht. Und es noch ein weiteres gewichtiges Argument gibt: „Das ist eine so schöne Ecke hier unten.“ (mz)