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5 Jahre nach der Flut 5 Jahre nach der Flut: Als das Wasser nach Friedeburg kam ...

Von Fabian Wagener 04.06.2018, 09:38
Friedeburg vor fünf Jahren, auf dem Dorfplatz herrschte Land unter.
Friedeburg vor fünf Jahren, auf dem Dorfplatz herrschte Land unter. Jürgen Lukaschek

Friedeburg - In dem Moment, als das Wasser Richtung Grundstück floss, da wussten sie: Dieses Mal wird es ernst. Dieses Mal wird es richtig bedrohlich. „Wir haben versucht, das Haus zu retten“, sagt Liane Müller. „Wir haben gepumpt und gepumpt.“

Müller sitzt in einem Korbstuhl in ihrem Garten in Friedeburg, die Sonne knallt auf den Teich, auf dem rosa Seerosen treiben. Es sieht noch alles ziemlich neu hier aus, ziemlich frisch - und das ist es auch. Müller und ihr Lebensgefährte haben ein neues Haus gebaut, sie sind vor rund zwei Jahren umgezogen, raus aus dem alten, das beim Hochwasser im Juni 2013 so schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Mehrzweckhalle Friedeburg durch Hochwasser zerstört

Wie dem ehemaligen Haus von Müller ging es vielen Gebäuden in dem Ort an der Saale. „Es war die schlimmste Flut, die ich je erlebt habe“, sagt Siegfried Haaßengier. Der Ortsbürgermeister steht unten im Dorf und zeigt auf einen Parkplatz. „Hier stand früher die Mehrzweckhalle, die durch das Hochwasser zerstört wurde“, sagt er. „Und dahinten war das Ärztehaus.“

Den Fluten zum Opfer fiel auch die Feuerwehr, der Kindergarten wurde schwer beschädigt. Bewohner mussten mit Booten gerettet werden, allein an den kommunalen Gebäuden entstand ein Schaden von weit mehr als drei Millionen Euro. „Es war schlimm“, sagt Haaßengier.

Mit Geld aus einem Hochwasserfonds konnte jedoch inzwischen einiges, was durch die Fluten verloren ging, andernorts neu geschaffen werden. 2016 wurde das neue Gemeindezentrum eingeweiht, wo es eine Mehrzweckhalle gibt und Feuerwehr und Bauhof ihr neues Zuhause haben.

Hochwasser-Betroffene warten lange auf finanzielle Hilfen

Ist damit das Kapitel Hochwasser 2013 also abgeschlossen? Nein, sagt Liane Müller, sie kann das nach wie vor nicht völlig hinter sich lassen. Das liegt weniger an der Erinnerung daran, wie sie sich damals gegen die Fluten stemmten. Wie sie die Technik im Keller retten wollten und dann doch aufgeben mussten.

Wie sie ihr Haus zurückließen und mitten in der Nacht auf einem Schlauchboot davon schwammen, mit ein Schneeschieber als Paddel. Und wie sich letztlich dazu entschieden, nicht zu sanieren, sondern neu zu bauen, weil man ja nicht sicher sei, ob so ein Unglück noch einmal passiere.

Nein, die Gründe, warum all das auch nach genau fünf Jahren nicht abgeschlossen ist, sind profaner. Es geht dabei um Bürokratie und Geld. Die Bewilligung der finanziellen Hilfen für die Betroffenen des Hochwassers habe lange gedauert, man habe über jeden Cent Buch führen müssen. Noch heute warte man auf einen Bescheid, ob ein Restanteil von 20 Prozent für den Neubau übernommen werde. „Man lebt in Ungewissheit“, sagt Müller. „Das ist das Schlimmste.“ (mz)

Das ist fünf Jahre her.
Das ist fünf Jahre her.
Lukaschek
Ortsbürgermeister Siegfried Haaßengier zeigt auf den Dorfplatz.
Ortsbürgermeister Siegfried Haaßengier zeigt auf den Dorfplatz.
Lukaschek
Liane Müller zeigt Fotos von damals, als die Flut den kleinen Ort Friedeburg erreichte.
Liane Müller zeigt Fotos von damals, als die Flut den kleinen Ort Friedeburg erreichte.
Lukaschek
Die Kindertagesstätte wurde nach dem Hochwasser saniert.
Die Kindertagesstätte wurde nach dem Hochwasser saniert.
Lukaschek