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Weinlese im Saalekreis Weinlese im Saalekreis: Wie Ausflügler zu Erntehelfern bei den Winzern werden

Von Diana Dünschel und Anke Losack 22.09.2019, 16:00
Die Freundinnen Wiebke Mittler (Mitte), Tina Boettcher (rechts) und Ellen Matthes waren eigentlich nur Pensionsgäste bei Winzer Mario Thürkind in Gröst. Spontan wurden sie beim Lesebeginn zu Erntehelferinnen.
Die Freundinnen Wiebke Mittler (Mitte), Tina Boettcher (rechts) und Ellen Matthes waren eigentlich nur Pensionsgäste bei Winzer Mario Thürkind in Gröst. Spontan wurden sie beim Lesebeginn zu Erntehelferinnen. Katrin Sieler

Gröst/Steigra/Querfurt - Der Gröster Winzer Mario Thürkind konnte sich zum Beginn seiner diesjährigen Weinlese über drei zusätzliche Mitarbeiter freuen. Spontan entschlossen sich drei aus Berlin angereiste Gäste seiner zum Weingut gehörenden Pension, bei der Hand-Ernte von Blauem Portugieser auf etwa einem halben Hektar Fläche des Gröster Steinbergs mitzuhelfen.

Winzer zufrieden: Die Qualität beim Weinreben im Saalekreis stimme

Denn Wiebke Mittler hatte von ihren Freundinnen Tina Boettcher und Ellen Matthes zu ihrem 50. Geburtstag einen Wochenendausflug ins Geiseltal geschenkt bekommen. Es war sozusagen ein Ausflug in die frühere Heimat. Wiebke stammt nämlich ursprünglich aus Halle, Tina aus Naumburg. In der Pension Thürkind übernachtete das Trio. Beim Erzählen kam zufällig zur Sprache, dass Ellen schon immer mal gerne bei einer Weinlese teilnehmen wollte. „Morgen geht es los“, lud sie der Winzer ein.

Das ließen sich die drei nicht entgehen und wurden so zu Erntehelferinnen. Einen ganzen Tag verbrachten sie daraufhin bei der erwünschten Weinlese, „etwas naschen und schönes Wetter“, wie die Damen der MZ berichteten. Sie alle waren von diesem Ausflug begeistert, besonders Wiebke und Tina. Beide sagten, sie hätten die Region früher nie mit solchen Augen gesehen. Derweil zeigt sich Mario Thürkind zufrieden mit dem Lese-Beginn. Den Blauen Portugieser will er zu einem Roséwein ausbauen. Zwar sei die Menge aufgrund der Witterung etwas geringer ausgefallen als in durchschnittlichen Jahren, sagt er. Und auch die Beeren wären nach dem geringen Niederschlag etwas kleiner als sonst. Aber die Qualität stimme.

Wein der Gebietsweinkönigin von Saale-Unstrut ist vom Weingut in Gröst

Deshalb sei er „ganz guter Dinge“ für seine Hauptlese. Sie soll je nach Witterung Anfang oder Mitte kommender Woche starten. Dann soll auch der Vollernter zum Einsatz kommen, die Ernte also maschinell stattfinden. „Die Trauben sind gesund. Wir lassen sie noch ein bisschen reifen“, hat er entschieden. Zuvor jedoch will Mario Thürkind dieses Wochenende nach Neustadt an der Weinstraße fahren.

Denn dort nimmt die bisherige Gebietsweinkönigin von Saale-Unstrut, Gina Maria Gräfe, an der Wahl zur Deutschen Weinkönigin teil. Im Gepäck hat sie natürlich ihren Königinnen-Wein. Und der stammt aus dem Weingut in Gröst. Dabei handelt es sich um einen Weißburgunder des Jahrgangs 2017 vom Burgwerbener Herzogsberg, der von Mario Thürkind ausgebaut wurde. Der Rebensaft wird auch in Neustadt ausgeschenkt. „Eine tolle Werbung“, so der Winzer.

Bereits vorige Woche sind die ersten Sorten Wein an den Steigraer Hängen gelesen worden. Wie Thilo Wille, im Agrarunternehmen Steigra zuständig für den Weinbau, sagt, ist die Ernte von Müller-Thurgau und Portugieser abgeschlossen. „Wir haben gute Qualitäten und sehr gute Mostgewichte. Da sind wir sehr zufrieden. Aber die Saftausbeute ist sehr moderat“, erklärt er.

Traubenerzeugende Betriebe und Hobby-Winzer leiden unter Trockenheit

Mengenmäßig sei es ein sehr kleiner Jahrgang, was auf die große Trockenheit, die in der Region Querfurt herrschte, zurückzuführen sei. „Wir liegen in einem Trockengebiet“, so Wille. Traubenerzeugende Betriebe und Hobby-Winzer des Steigraer Winzervereins leiden seinen Angaben zufolge extrem unter der Trockenheit. „Wir schließen uns jetzt der Landwirtschaft mit den Erträgen im Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrübenanbau an.“

In den Steigraer Hängen folge nun die Lese der Sorte Gutedel, die Ernte der Rotweine werde immer sonntags durchgeführt, so Wille. Die Hauptlese vom Silvaner soll am 28. September durchgeführt werden. „Das ist auch eine Woche früher als normal“, so der Weinbau-Experte. Die späten Sorten würden in diesem Jahr den zeitigen hinterhereilen.

„Mir gefällt der Wein dort sehr gut.“ 

Auf dem Weinberg „St. Bruno“, der in kommunaler Hand der Stadt Querfurt ist, könnte die Weinlese in ein paar Tagen losgehen, wie Winzer Rainer Hübbe sagt, der als Weinberater für die Stadt fungiert. Er prüfe am Dienstag noch einmal den Zuckergehalt der Trauben. Danach werde zusammen mit der Stadt sowie dem verarbeitenden Weingut entschieden, wann die Lese startet. Über die Qualität der Trauben auf dem Weinberg sagt der Winzer: „Mir gefällt der Wein dort sehr gut.“ Allerdings werde wohl aufgrund der Trockenheit die Ernte auf der oberen Hälfte des Weinbergs nicht üppig ausfallen. „Da war kein Wasser da. Das Bodenwasser hat nach unten gedrängt“, erklärt er.

Auf dem Weinberg „St. Bruno“ befinden sich in 32 Reihen insgesamt rund 2000 Rebstöcke. Es wachsen dort vor allem die Rebsorten Gutedel und Blauer Zweigelt. Die Trauben des städtischen Weinbergs werden als Weißwein (Gutedel) und als Weißherbst (Blauer Zweigelt) in Flaschen gebracht und gehen in den Verkauf. Vom 2018er Jahrgang sind nur noch wenige Flaschen da, wie es von der Stadt Querfurt heißt. Sie und verschiedene Winzer aus dem Saale-Unstrut-Gebiet bieten ihre guten Tropfen am Wochenende 21. und 22. September im Weindorf beim Querfurter Bauernmark an. (mz)