Hauptberuf Winzer Hauptberuf Winzer: Lars Reifert wagt den Schritt in die Selbstständigkeit

Klobikau - 19 Jahre gibt es den Geiseltalsee-Weinberg „Goldener Steiger“ auf der Klobikauer Halde. In dieser Zeit wuchs er von einem Hektar Größe auf 3,5 Hektar. Die Marke „Weinbau am Geiseltalsee“ mit Sorten wie „Schwarzes Gold“ ist über die Region hinaus bekannt.
Die Straußwirtschaft auf dem Weinberg verzeichnet jährlich mehr Besucher. Winzer Lars Reifert hat beantragt, die Rebfläche weiter zu vergrößern. Deshalb entschloss sich der 41-Jährige, ab dem zweiten Halbjahr seinen Job als Instandhaltungsmechaniker für Wasserwirtschaft aufzugeben und im Hauptberuf Winzer zu sein.
„Die Hangneigung war mit 25 Prozent optimal“
Rückblick: Sein Vater Rolf Reifert war Mitte der 90er Jahre bei der Sanierung der Halde für den künftigen Geiseltalsee vor Ort. Weil er zu Hause in Freyburg seit vielen Jahren im Garten als Hobbywinzer tätig war, sah er sofort die Vorteile des Hangs für einen Weinberg. „Die Hangneigung war mit 25 Prozent optimal. Der See würde das Sonnenlicht reflektieren und Temperaturschwankungen ausgleichen“, zählt der Senior rückblickend auf. Also bemühte er sich um den Kauf des Grundstücks.
Als der in Sack und Tüten war, baute Rolf Reifert eigene landwirtschaftliche Maschinen für die Arbeit im Weinberg um, setzte ab dem 20. Juni 2000 die ersten Weinstöcke und suchte gleichzeitig Kontakt zu Wissenschaftlern, um die Defizite auszugleichen. Gemeinsam mit der Hochschule Erfurt gab es Untersuchungen, welche Rebsorten sich für diesen Standort besonders eignen. Später folgte ein Projekt mit der Hochschule Merseburg.
Winzer: Das Bouquet und der Geschmack hat sich wesentlich erhöht
Dabei wurde erarbeitet, wie der in den 1930er Jahren aufgeschüttete Boden optimal gedüngt werden kann. „Das merkt man unserem Müller-Thurgau heute an“, ist Rolf Reifert stolz auf die gelungene Verbesserung. Die Mineralisierung stimme. Das Bouquet und der Geschmack habe sich wesentlich erhöht. „Hier ist die Ansage von der blühenden Landschaft, die im Osten nach der Wende entsteht, wahr geworden.“
Heute gedeiht auf dem Weinberg neben Müller-Thurgau auch Spät- und Weißburgunder oder Cabernet Mitos. Die am Fuß des Weinbergs grasenden Rinder siedelte die Familie 2008 an. Sie sind Landschaftspfleger und wichtig gegen eine mögliche Bodenerosion.
Seit 2009 gibt es die Straußwirtschaft direkt am Geiseltalsee-Rundweg
Seit 2009 wiederum gibt es die Straußwirtschaft, die direkt am Geiseltalsee-Rundweg liegt und außer montags immer geöffnet hat. Neben dem Verkauf von Wein, Fettschnitten oder Kuchen finden hier Weinproben statt. Beides ist sehr beliebt. Rolf Reifert kann kaum glauben, wie sehr sich alles veränderte. „Mit einem Tisch und einem Dixie-Klo fing mal alles an“ , lacht er.
Sein Sohn glaubt jedenfalls nicht, dass es ein Wagnis ist, deshalb seinen Job aufzugeben und seine Familie künftig vom Wein zu ernähren. „Man muss sich für eine Sache entscheiden“, so Lars Reifert. Wenn man etwas nicht mit ganzem Herzen mache, brauche man es gar nicht zu machen. Für ihn sei der Weinberg trotz der vielen Arbeit immer noch ein Ort zum Entschleunigen. (mz)