"Der Wein hat Trockenstress" "Der Wein hat Trockenstress": Dürre bereitet Winzern im Saalekreis große Sorgen

Höhnstedt - Am Samstag und Sonntag laden die Winzer der Weinstraße Mansfelder Seen wieder zu ihrem traditionellen Tag des offenen Weinbergs und freuen sich schon jetzt auf viele Gäste. „Wir Winzer haben alle tolle Weine vom letzten Jahr“, sagt Winzerin Marion Krüger, die auch die VinoInfo in Höhnstedt leitet. Die Öchslegrade waren 2018 hoch. Dadurch ist der Alkoholgehalt ebenfalls hoch.
Winzer im Saalekreis machen sich Sorgen um Reben
Viele Leute hätten aber lieber leichte, spritzige Weine, da nütze einem der hohe Alkoholgehalt gar nichts, gibt Günter Born, der Senior auf dem Weingut Born, zu bedenken. Doch das soll die Stimmung am Tag des offenen Weinbergs und -kellers nicht trüben. Die Weinbauern in Höhnstedt und Langenbogen haben ohnehin in der laufenden Saison mit erheblichen Problemen zu kämpfen. „Der Wein hat Trockenstress“, bringt es Marion Krüger auf den Punkt. Schon im vergangenen Jahr war der ausbleibende Regen ein großes Thema. Und nun ist das zweite Jahr in Folge mit einer derartigen Witterung ein noch größeres Problem. Vor allem diejenigen, die junge Reben haben, können ein Lied davon singen.
„Die Leute denken immer, wenn es viel Sonne gibt, dann wird auch der Wein gut. Aber wenn es nur sehr selten regnet, dann gilt diese Weisheit eben nicht“, sagt Ulrike Hoffmann vom Weingut Hoffmann Alte Schrotmühle. Jüngst hätten sich zwar die Himmelsschleusen geöffnet, aber es war – zumindest beim erstem Regenguss - auch Hagel dabei. „Was das für Auswirkung hat, können wir noch nicht sagen“, sagt Ulrike Hoffmann und fügt noch hinzu, dass der Wein nur so werden kann, wie das Jahr ist.
„Wir Winzer können nicht einfach einen der Mansfelder Seen anzapfen"
Im vergangen Jahr habe das Weingut Born rund 40 Prozent weniger Ertrag gehabt. „Und in diesem Jahr sieht es nicht besser aus“, klagt Günter Born. Deshalb ist man auf den Weinhängen der Borns dabei, eine Tröpfchenbewässerung zu installieren. Doch das gehe nur dort, wo auch eine Wasserquelle vorhanden ist, erklärt Born. „Wir Winzer können nicht einfach einen der Mansfelder Seen anzapfen, auch wenn sie ganz in der Nähe liegen“, erläutert er.
Born bedauert zugleich, dass im Bereich des einstigen salzigen Sees ständig Süßwasser abgepumpt wird, damit der See nicht wieder entsteht. Dieses Wasser wird in die Salza gepumpt und gelangt schließlich in die Saale. Dort sehe er eine Wasserquelle für Winzer oder Obstbauern. „Aber wir haben keine Wasserrechte“, bedauert er.
Großes Problem der Diebstahl von Weinblättern im Saalekreis
Marion Krüger, die in ihren Weinbergen bislang ohne Bewässerung auskommt, weiß von Kollegen aus Baden-Württemberg, dass nicht nur die Winzer in Höhnstedt mit der Trockenheit zu kämpfen haben. In den südwestlichen Anbaugebieten Deutschlands werde zwar viel bewässert. Doch mittlerweile habe man dort erhebliche Probleme mit dem Grundwasserspiegel. Zur fehlenden Feuchtigkeit kommen in Höhnstedt noch weitere Schwierigkeiten hinzu. Das ist beispielsweise der Wind, der in diesem Jahr stärker als im letzten weht.
„Wenn es mal ein wenig geregnet hat, bläst der Wind schnell wieder die Feuchtigkeit weg und man hat noch weniger von den paar Millimetern Niederschlag“, meint Ulrike Hoffmann. Ein großes Problem war in diesem Jahr auch der Diebstahl von Weinblättern. Bandenmäßig sind diese gepflückt und weggeschafft worden. „Da sind wir sogar bis in die Fernsehsendung ,Kripo live‘ gekommen“, sagt Krüger. Durch das fehlende Laub seien viele Reben sehr geschwächt worden, unterstreicht Ulrike Hoffmann gegenüber der MZ. (mz)