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CDU-Politiker droht Rauswurf Rauswurf aus der CDU?: Alfons-Josef Wolff eckt seit Jahren an

Von Michael Bertram 13.01.2018, 09:00
CDU-Politiker Alfons-Josef Wolff eckt seit Jahren an.
CDU-Politiker Alfons-Josef Wolff eckt seit Jahren an. Michael Bertram

Hohenthurm - Wenn Alfons-Josef Wolff vor seinen Gutshof im Herzen des Landsberger Ortsteils Hohenthurm tritt, dann kann er ihn ganz deutlich sehen: Den 36 Meter hohen frühromanischen Bergfried, der den umliegenden früheren Rittergütern über Jahrhunderte hinweg Schutz versprach. Schutz, wie ihn auch der CDU-Politiker in nächster Zeit gut gebrauchen kann: Denn seine eigene Partei hat jüngst zum Angriff geblasen, will den Hohenthurmer Ortsbürgermeister rauswerfen, weil er die CDU mit seinen Äußerungen angeblich schwer geschädigt hat.

CDU-Politiker Wolff ist vorsichtig geworden

Der Wirbel der vergangenen Tage hat Wolff nicht unberührt gelassen. Dass der Vorstand des CDU-Kreisverbands mit deutlicher Mehrheit für den Parteiausschluss gestimmt hat, war für den 57-Jährigen ein Schlag. Auch wenn ihn die jüngste Wendung im seit Jahren anhaltenden innerparteilichen Zwist nicht davon abhält, weiterhin Kritik zu üben: Wolff ist vorsichtiger geworden bei dem, was er sagt und wie er es formuliert. „Ich möchte doch in der CDU bleiben“, sagt er.

Während Wolffs früh verstorbener Vater schon immer über ein Parteibuch der Christdemokraten verfügte, trat der Mitte der 90er Jahre aus dem im Kölner Speckgürtel gelegenen Erftstadt-Liblar nach Hohenthurm gezogene Rheinländer erst in der neuen Heimat in die Partei ein. „Aus voller Überzeugung“, wie er sagt. „Denn die Kerninhalte der CDU sind auch meine Inhalte.“

CDU-Politiker Wolff droht Ausschluss: Seit Jahren nimmt er kein Blatt vor den Mund

Der Landwirt, der heute das frühere Gut der Grafen von Wuthenau bewirtschaftet, nennt die christlichen Werte, die sich auch im Grundgesetz widerspiegeln, und Prinzipien wie Redlichkeit, Ehrlichkeit, Rechtsstaatlichkeit. Ob er diese angesichts der anhaltenden Kritik an vermeintlichen Missständen im eigenen Kreisverband verletzt sieht? „Sagen wir mal so, ich sehe die Kerninhalte der CDU im Saalekreis nicht ausreichend gelebt“, erklärt Wolff.

Seit Jahren nimmt Wolff kein Blatt vor den Mund. Das, was ihn stört, prangert er öffentlich an. Gegenwind nimmt er dabei von Anfang an in Kauf. „Man kann nicht Everybody’s Darling sein, wenn man bei kontroversen Themen eine eindeutige Haltung hat“, sagt er und verschränkt trotzig die Arme vor der Brust.

Wolff ist in den 90ern erst wenige Jahre in Hohenthurm zu Hause, als ihm in seinem Umfeld die ersten politischen Verfehlungen auffallen, die sich am Ende zu einer der größten Korruptionsaffären Sachsen-Anhalts entwickeln. Darin verstrickt war vor allem der damalige Hohenthurmer Bürgermeister Bernd Seifert (FDP), der später wegen Untreue und Bestechlichkeit zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Wolff will die Kontrollbehörden beim Kreis damals auf Unregelmäßigkeiten hingewiesen haben, passiert sei jedoch lange nichts, sagt er.

CDU-Politiker Wolff droht Ausschluss: Auch bei Ex-Bürgermeister von Landsberg prangerte er Missstände an

Auch im Fall des einstigen Landsberger Bürgermeisters und ehemaligen CDU-Mitglieds Olaf Heinrich prangerte Wolff immer wieder Missstände an. Im Kern ging es dabei um Vorgänge und zweifelhafte Finanzströme in einer städtischen Energiegesellschaft. Folge: Das Landesverwaltungsamt schritt ein, enthob Heinrich und dessen Stellvertreter ihrer Posten. Derzeit werden die Landsberger Bürgermeister-Geschäfte von einem Beauftragten des Saalekreises geführt. Heinrich drohen derweil Prozesse wegen einer Disziplinarklage sowie wegen Untreue.

Wolff hat inzwischen ein zentrales Problem ausgemacht: Bürgermeister, die wie der FDP-Politiker Seifert damals gleichzeitig auch im Kreistag sitzen. „Sie sind zuverlässige Mehrheitsbeschaffer, vor allem weil die Genehmigung ihres Haushalts vom Kreis abhängt“, behauptet Wolff. „In anderen Bundesländern ist eine solche Konstellation genau deshalb nicht möglich. Und in Sachsen-Anhalt dürfen Landräte aus den gleichen Gründen nicht Mitglied des Landtags sein.“ Wolff stört sich an solchen Verflechtungen, weil sie seinen Grundsatz von „Wahrheit und Klarheit“ ganz schnell unterlaufen können.

CDU-Politiker Wolff droht Ausschluss: Landrat Frank Bannert kritisierte er wegen vom Kreis finanzierter Geburtstagsparty

So zeigte er sich auch um das späte Bekanntwerden der Finanzaffäre um den Querfurter Bürgermeister Peter Kunert (FDP) verwundert. Und auch vor Landrat Frank Bannert (CDU) machte er mit Kritik nicht Halt. Weil der sich eine Party zum 60. Geburtstag teils vom Kreis finanzieren ließ, warf er ihm Unredlichkeit vor. Das Fass zum Überlaufen brachte jedoch eine Anzeige gegen Mitglieder des CDU-Kreisvorstands im Jahr 2017, weil diese nicht gezahlte Mitglieds- und Sonderbeiträge nicht mit vollem Elan eintreiben würden.

Als Wolff beim jüngsten Kreisparteitag behauptete, dass er in diesem Zusammenhang von Mandatsträgern unter Druck gesetzt und sogar seine Familie bedroht worden wäre, zog der Vorstand die Reißleine und konterte mit dem Parteiausschlussverfahren. „Wenn du Einfluss nehmen willst, musst du tätig werden“, rechtfertigt Wolff seine Aktionen. „Gerade als Mandatsträger hat man eine Vorbildfunktion und die Aufgabe, die bei vielen Wählern inzwischen eingebüßte Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.“

CDU-Politiker Wolff in der Kritik: Ein Rückzug kommt für ihn nicht in Frage

Auch wenn Wolff gerade mächtig Gegenwind aus der eigenen Partei erfährt, bei den Menschen in Hohenthurm und nach Eingemeindung des Ortes auch in Landsberg genießt der dortige CDU-Stadtverbandschef großen Rückhalt, wie die jüngsten Wahlergebnisse zeigten. „Die Menschen haben erkannt, dass ich mich von Anfang an für Aufrichtigkeit und Correctness eingesetzt habe, und sie finden das authentisch“, sagt der CDU-Rebell aus dem nördlichen Saalekreis.

Ein freiwilliger Rückzug, um den Streit in der CDU zu beenden, kommt für Wolff übrigens nicht in Betracht. „Das käme einer Aufgabe gleich und das kann ich mit mir selbst nicht vereinbaren“, sagt er. „Wenn ich ein Ziel erreichen will, muss ich auch bereit sein, dafür etwas zu tun.“ Und dieses sei nun einmal der stille Traum von absoluter Ehrlichkeit in der Politik. (mz)

CDU-Politiker Alfons-Josef Wolff eckt seit Jahren an.
CDU-Politiker Alfons-Josef Wolff eckt seit Jahren an.
Michael Bertram