Hohenthurm-Affäre: Hohenthurm-Affäre: Klage gegen Bürgermeister

Reußen/MZ. - Die Korruptionsaffäre von Hohenthurm, die Mitte der neunziger Jahre den Saalkreis erschütterte, steht vor einem späten Nachspiel. Die Hauptrolle darin spielt nach Auffassung der Staatsanwaltschaft in Halle der Bürgermeister der Gemeinde Reußen, Matthias Beutel (CDU). Nach langwierigen Untersuchungen hat die Behörde jetzt gegen ihn Anklage erhoben.

Staatsanwalt Volker Bittmann, zuständig für Wirtschaftsstrafsachen, bestätigte der MZ gestern auf Anfrage, dass die Anklageschrift mittlerweile dem Landgericht vorliegt. Der Wirtschaftsstrafkammer, die den ehemaligen Hohenthurmer Bürgermeister Bernd Seifert sowie mehrere Mitangeklagte verurteilt hatte, obliege es nun über die Eröffnung eines Verfahrens zu entscheiden.

Laut Bittmann wurde gegen Beutel in der Folge der Hohenthurm-Affäre wegen des Verdachtes der Untreue, Bestechung und Vorteilsnahme im Amt ermittelt. Man habe darauf geachtet, dass die Verjährungsfrist von fünf Jahren nicht sang- und klanglos verstreiche. Die Liste der Vorwürfe gegen den Bürgermeister umfasse jetzt insgesamt 49 Punkte. Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass durch Beutels Verhalten der Gemeinde ein erheblicher Schaden entstanden sei. In diesem Zusammenhang erwähnte Bittmann eine Größenordnung von über 200 000 Euro. Eigennützige Vorteile seien nach Meinung der Staatsanwaltschaft bis zu einer Summe von etwa 90 000 Euro nachweisbar.

Weitere Einzelheiten wollte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen. Bürgermeister Beutel reagierte auf die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückhaltend. "Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich keine Stellungnahme abgeben." Das Landratsamt Saalkreis teilte gestern auf Anfrage mit, dass die Kreisverwaltung und die Kommunalaufsicht dabei seien, die Situation in Reußen eingehend zu prüfen. Wegen des schwebenden Verfahrens, so Pressesprecherin Brigitte Kasimir, könne man dazu nichts Konkretes sagen. Eine Bürgerinitiative in Reußen hat unterdessen öffentlich den Rücktritt des Bürgermeisters gefordert.