Kung-Fu-Großmeister Cuong Kung-Fu-Großmeister Chu Tan Cuong: Deshalb besucht Wetten-Dass-Star Familie in Gohrau

Gohrau - Fest zupacken kann Chu Tan Cuong, was zweifellos von Vorteil ist beim Kneten von elf Kilogramm Stollenteig.
In Gohrau wird gebacken und Helga Henze, die Wirtin der Gaststätte „Zum Herzog von Anhalt“, freut sich, dass „ihr“ Cuong Zeit gefunden hat, wieder einmal vorbeizuschauen. Denn der 53-Jährige, der in der Nähe von Halle lebt, gehört zur Familie. Und das schon seit 1983, als er noch nicht der in vielen Ländern dieser Erde bekannte und anerkannte Kung-Fu-Großmeister war, der die Stilrichtung „Vo Dao Vietnam“ entwickelte, der mit spektakulären Aktionen etliche Welt- und Guinness-Buch-Rekorde aufstellte sowie viermal bei „Wetten, dass...?“ ganz Deutschland faszinierte.
An seinen Auftritt bei „Wetten, dass...?“ in Leipzig erinnert sich Chu Tan Cuong gern zurück. Ein Griff zum Handy genügt und schon sind die Bilder aus dem Jahr 2000 wieder da. Chu Tan mit Bill Gates oder Pamela Anderson - es sei eine richtig starke Sache gewesen, sagt er. Da spielt es im Rückblick wohl keine Rolle mehr, dass der Großmeister der von ihm begründeten Kung-Fu-Stilrichtung „Vo Dao Vietman“ seine Wette verlor. Mit Partner Rainer Lori hatte er schließlich die spektakulärste von allen präsentiert: Lori hing kopfüber an einem Hubschrauber, ein Seil verband ihn mit einer Reisschüssel, die Chu Tan lediglich mit Muskelkraft auf seinem Bauch fixiert hatte. Dann ging’s hinauf über die Messehallen. Kurz vor dem Ziel löste sich jedoch die Schüssel vom Bauch. (mz/hk)
Damals, so erzählt es Helga Henze, sei er mit seiner Kung-Fu-Sportgruppe im bestens gefüllten Saal des Lokals aufgetreten. „Ich habe gleich gemerkt, dass das eine nette Familie ist“, erinnert sich Chu Tan Cuong. Zurück an der Saale schrieb er einen Brief nach Gohrau, bedankte sich. Helga und Lothar Henze luden den jungen Mann, der in Hanoi groß geworden ist, ein. Nachdem ein Betreuer von der Universität sie aufgesucht und geprüft hatte, wohin der Student denn da fahren wollte, konnte Chu Tan Cuong sich auf den Weg machen. Die Kontakte wurden enger, Henzes halfen, wo sie konnten.
Vo Dao Vietnam kennt sechs Schülergrade und mehrere Meistergrade. Die Prüfungen werden bei Großmeister Chu Tan Cuong abgelegt. Die Schülergrade sind logisch aufeinander aufbauend.
„Er hat viel Familiensinn, ist einfühlsam und achtet immer sein Gegenüber“, beschreibt ihn Helga Henze. „Und er vergisst nie, wenn jemand ihm geholfen hat.“
Vergessen hat Chu Tan Cuong auch nicht das erste Weihnachtsfest, das er in Gohrau verbrachte. Als Ausländer erlebe man so etwas normalerweise nicht, da stehe man abseits, sagt er. „Umso schöner war es, dazuzugehören. Ich habe mich toll gefühlt damals. Helga und Lothar haben mich so behandelt wie ihre eigenen Kinder.“
Nach dem Jurastudium arbeitete Chu Tan Cuong ein Jahr als Justiziar beim Industriebau Leuna, entschloss sich jedoch , erneut zu studieren, an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Die Aufnahmeprüfung hat er bestanden.
Dann kam die politische Wende in der DDR und Chu Tan, inzwischen verheiratet und deutscher Staatsbürger, beschloss, sein Hobby zum Beruf zu machen. Er gründete seine eigene Kampfsportschule in Halle, aus der bis jetzt über 20 weitere Schulen hervorgegangen sind, führt regelmäßig Show-Projekte mit Kindern und Jugendlichen zur Integration und Gewaltprävention durch, ist Mitglied im Landesintegrationsbeirat sowie im Beirat des Netzwerks für Demokratie und Toleranz.
Im Alter von vier Jahren begann Chu-Tan-Cuong die asiatische Kampfkunst zu trainieren. Ebenfalls zur gleichen Zeit begann seine musikalische Ausbildung. Da Chu-Tan-Cuong als Kind oft krank war, riet ihm sein Vater: „Für die Vorbeugung und Erhaltung der Gesundheit gibt es nur ein Mittel ohne medizinische Nebenwirkung ... und das ist der Sport!“ Quelle: www.vo-dao-vietnam.de
Besonders am Herzen liegt ihm seine Atemtechnik „Noi Cong Chu Tan“, die bei täglicher siebenminütiger Anwendung hilft, Stress zu bekämpfen, Burn-Out vorzubeugen, den Rücken zu schulen und Ausgeglichenheit zu schaffen. Und manchmal macht sie auch Olympiasieger. Schließlich hat Xuan Vinh Hoang die allererste Goldmedaille bei Olympischen Spielen für Vietnam gewonnen - in der Disziplin Luftpistole über eine Distanz von zehn Metern. Bevor er nach Rio des Janeiro fuhr, hatte er die Atemtechnik des Großmeisters gelernt. (mz)