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Umgehung Bad Kösen Umgehung Bad Kösen: Weitere Bäume fallen vor Baustart

Von Michael Heise 10.12.2019, 07:20
Unter anderem zwischen Kleinheringen und Saaleck hat das Land Bäume fällen lassen - Vorbereitungen für den Bau der B87n.
Unter anderem zwischen Kleinheringen und Saaleck hat das Land Bäume fällen lassen - Vorbereitungen für den Bau der B87n. Holger Behrens

Bad Kösen - Um den Bau der Umgehungsstraße Naumburg-Bad Kösen ist es ruhig geworden, doch mit dem Fällen von Bäumen entlang der künftigen Strecke der B87n rückt das Bauvorhaben wieder in den Fokus. Tatsächlich laufen die Vorbereitungen, um mit dem Bau des rund 13 Kilometer langen Abschnittes des Bad Kösener Teils der Umfahrung beginnen zu können. Passieren soll das exakt in einem Jahr. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr spricht von einem planmäßigen Start im Dezember 2020 und Baukosten in Höhe von knapp 117 Millionen Euro.

„Besonderheiten in der Finanzierung“

Umstritten ist dabei die Verwendung von etwa 10,3 Millionen Euro in diesem Jahr aus dem Strukturwandel-Sofortprogramm, denn Land und Bund hatten bereits vor dessen Auflage bekräftigt, dass die Bau-Finanzierung gesichert sei. Warum die Handhabe jetzt eine andere ist, dazu gibt es keine schlüssigen Aussagen. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr verweist lediglich auf „Besonderheiten in der Finanzierung“. Und: „Die Mittel aus dem Sofortprogramm sind konkret zugeordnet und dienen der Finanzierung von erforderlichem Grunderwerb sowie naturschutzrechtlichen und bauvorbereitenden Maßnahmen“, so Ministeriumssprecher Peter Mennicke auf Nachfrage unserer Zeitung. Dazu gehörten archäologische Dokumentationen - sie sollen noch bis November nächsten Jahres laufen - genauso wie „Leitungsänderungsmaßnahmen“. Für die Bundeshaushalte 2020 und 2021 seien bereits weitere sechs Millionen Euro veranschlagt, um die Bauvorbereitungen abzusichern, heißt es aus Magdeburg.

Archäologischen Untersuchungen auf einstigem Schlachtfeld

Neben erwähnten archäologischen Untersuchungen, die es vor allem auf dem ehemaligen Schlachtfeld bei Hassenhausen gibt, laufen demnach bis zum Baustart noch Flurbereinigungsverfahren, Baugrund-Erkundungen, weitere Baumfällungen und der Abriss von Straßen. Ab August 2020 sollen dann erste Aufträge vergeben werden. Inbegriffen sind der Bau von insgesamt sieben Brücken, fünf Knotenpunkten und ein Lärmschutzwall nördlich von Tultewitz. Die Ausschreibung der Großbrücke, die bei Kleinheringen das Saaletal queren wird, soll ab November nächsten Jahres erfolgen. Zur Bauvorbereitung gehört auch ein 31 Meter tiefer Einschnitt in den Wachthügel oberhalb von Kleinheringen. Letzte Bauvergaben sollen Ende 2024 erfolgen.

Baustart für Naumburger Abschnitt ungewiss

Unklar bleibt bei alledem, ob und wann es einen Baustart für den Naumburger Abschnitt der B87n geben kann. Diesem wird hohe Bedeutung beigemessen, da - so das Land - erst er den Bad Kösener Teil „voll wirksam“ werden lässt. Bekanntlich hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig infolge der Klage eines Grundeigentümers im Februar 2016 entschieden, dass der Planfeststellungsbeschluss für die Trasse rechtswidrig ist. Da nachfolgend zwischen Land und Kläger keine Einigung erzielt werden konnte, rückt das Bauvorhaben in die Ferne. Denn das Land kommt nicht umhin, die Strecke komplett neu zu planen. Dabei soll nun aber auch die Ortsumfahrung Wethau mit betrachtet werden, wenngleich diese im Bundesverkehrswegeplan lediglich für den „weiteren Bedarf“ eingestellt ist.

Das Land aber sieht sie als logischen Lückenschluss zwischen den in Bau beziehungsweise Planung befindlichen Ortsumfahrungen Eckartsberga, Bad Kösen, Naumburg und Weißenfels. Außerdem geht man davon aus, dass die Verkehrsbelastung in Wethau von derzeit 13.640 Kfz binnen 24 Stunden auf 19.000 nach Fertigstellung der B87n Bad Kösen und Naumburg steigen wird. Für die Umfahrung Naumburg/Wethau, so teilt das Landesministerium mit, laufe seit diesem Jahr die „faunistische Planungsraumanalyse“. Geplant sind ab 2020 EU-weite Vergabeverfahren für Objektplanungen und Verkehrsuntersuchungen.

Auch Landrat Götz Ulrich sieht die volle Wirkung der B87n erst durch den Bau des Naumburg-Wethauer Teils gegeben und erwartet, dass das Land zügig daran arbeitet. „Eine spürbare Entlastung kommt nur durch den zweiten Abschnitt. Hier hoffe ich, dass die Landesstraßenbaubehörde bald neue Planungen vorlegt, die einer gerichtlichen Überprüfung standhalten“, so Ulrich.

Weniger Fahrzeuge

Indes hat Helmut Schache, Vorsitzender des Vereins „Rettet das Saaletal“ an die verkehrspolitischen Sprecher aller Bundestagsfraktionen und sogar Kanzlerin Angela Merkel geschrieben. „Juristisch lässt sich gegen die Trasse nicht mehr angehen, doch ich setze darauf, dass das Bundesverkehrsministerium die komplette B87n von der Prioritätenliste nimmt. Sie widerspricht den Zielen einer modernen, umweltfreundlichen Verkehrspolitik, wie sie der Bund formuliert hat.“

Schache führt vor allem ins Feld, dass die „vergleichsweise geringe Entlastung“ von Naumburg und Bad Kösen in keinem Verhältnis zu den Kosten und Folgen - die „Verschandelung der Kulturlandschaft“ - stehe. „Es muss zur Kenntnis genommen werden, dass weniger Fahrzeuge unterwegs sind. Für Bad Kösen wurden einst 18.000 pro Tag prognostiziert, tatsächlich sind es nur 6.750, davon lediglich 143 Schwerlasttransporte, so zumindest der Stand von vor vier Jahren. Und der Verkehr schrumpft weiter“, so Schache. Der einzige Ort, der eine Umfahrung rechtfertige, sei Wethau. Schache hat zudem die Befürchtung, dass der Bad Kösener Teil zwar gebaut wird, der zweite aber nicht kommt. „Das wäre eine Katastrophe, vor allem für Naumburg.“

Blick auf den Wachthügel oberhalb von Kleinheringen. Hier soll ein 31 Meter tiefer Einschnitt in die Landschaft erfolgen. Das Gelände ist bereits freigelegt.
Blick auf den Wachthügel oberhalb von Kleinheringen. Hier soll ein 31 Meter tiefer Einschnitt in die Landschaft erfolgen. Das Gelände ist bereits freigelegt.
Behrens