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Ordnungsamt räumt Wohnung Ordnungsamt räumt Wohnung: Hohenmölsener Familie hat plötzlich kein Zuhause mehr

Von Holger Zimmer 16.06.2018, 09:01
Simone Wallbaum und Tochter Emmy leben derzeit in einem Hohenmölsener Hotel.
Simone Wallbaum und Tochter Emmy leben derzeit in einem Hohenmölsener Hotel. Peter Lisker

Hohenmölsen - „Sie müssen ihre Wohnung räumen“, sagte ein Mitarbeiter des Hohenmölsener Ordnungsamtes am Donnerstagabend unerwartet. Für Simone Wallbaum, ihren Lebensgefährten Enrico Hertz sowie die dreijährige Tochter Emmy war das ein Schock. Doch laut der Behörde ist das Haus der Familie in der Friedensstraße einsturzgefährdet. Ob sie je wieder in ihr Haus zurückkehren können, ist unklar. „Wir durften dann auch nur das Nötigste einpacken“, sagt Simone Wallbaum, die mit ihren Lieben nun notgedrungen im Hotel wohnt.

Rohrbruch schon vor Monaten festgestellt

Hintergrund der „Umsiedlung“ ist ein Wasserrohrbruch, der Ende April vor dem sanierten Haus Friedensstraße 7 festgestellt worden war. Diese Havarie war zwar umgehend behoben worden. Laut Thomas Civeyrac vom Wasserversorger Midewa blieb zunächst aber unbemerkt, dass es einen Wassereinbruch in den Keller des Hauses gegeben hatte.

Deshalb sei davon auszugehen, dass Bauwerk und Untergrund geschädigt sind und dadurch Einsturzgefahr besteht. Aus diesem Grund wurde noch am Donnerstag an dem Haus eine Grube ausgehoben, in der aus Mitglieder des Technischen Hilfswerks THW den Eingangsbereich des Hauses mit Stützen gesichert haben.

Plötzlich ohne Zuhause: Wie die Familie die erste Nacht überstanden hat

Als das Ordnungsamt vor der Tür stand, blieb nicht viel Zeit zum Überlegen. In drei Taschen und einem Wäschekorb landete das Nötigste: Bekleidung für mehrere Tage, ein wenig Spielzeug für die Kleine und Hygieneartikel. Enrico Hertz dachte noch an Wasser. Und Bettzeug für Emmy musste mit, weil sie sonst nicht geschlafen hätte.

„Es war eine kurze Nacht“, sagt die 40-Jährige am Freitag. „Wir haben lange über die unerwartete Situation gesprochen.“ Ein Dauerzustand sei das Leben in anderthalb Zimmern im Hotel jedenfalls nicht. Eine möblierte Drei-Raum-Wohnung hat Simone Wallbaum schon besichtigt. Die werde von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wobau bereit gestellt. Am Montag soll die Familie noch Sachen aus dem alten Haus holen können.

Muss das Haus sogar abgerissen werden?

Ob und wann eine Rückkehr möglich ist oder ob das Haus sogar abgerissen werden muss, ist laut Midewa-Mitarbeiter Civeyrac offen. Näheres sollen in den kommenden Tagen weitere Untersuchungen ergeben. Wie das Versorgungsunternehmen am Freitag mitteilte, werde man „alle weiteren im Zusammenhang mit dem Rohrbruch stehenden Kosten“ übernehmen.

Familie Wallbaum aus Hohenmölsen hängt an ihrem Haus

„Wir dachten, nach der Reparatur des Wasserrohrbruchs ist alles erledigt“, erzählt Simone Wallbaum. Dann aber habe sich vor drei Wochen der Fußweg gehoben. Zudem habe im Keller eine umgefallene Innenwand die Warmwasseraufbereitung im Haus beschädigt. Die 40-Jährige und ihre Familie hoffen trotz allem, dass das Haus gerettet werden kann. „Ich liebe dieses alte Haus,“ sagt Simone Wallbaum nachdenklich. Mit seinen schönen Räumen gefällt es ihr einfach. Das sei nicht mit jenem Wohnblock zu vergleichen, in dem sie mal gelebt hatte. (mz)

Äußerlich macht das sanierte, hellblaue Haus einen guten Eindruck. Weil es aber einsturzgefährdet ist, ist die Friedensstraße zurzeit gesperrt.
Äußerlich macht das sanierte, hellblaue Haus einen guten Eindruck. Weil es aber einsturzgefährdet ist, ist die Friedensstraße zurzeit gesperrt.
Peter Lisker