Die Krankenhäuser im Burgenlandkreis Von Neubau bis Insolvenz: wechselvolle Geschichte des Klinikums in Zeitz
Über 200 Jahre reicht die Krankenhausgeschichte in Zeitz zurück. Wie sich alles entwickelte.

Zeitz/MZ - Seit 2004 habe für das Zeitzer Krankenhaus der Niedergang begonnen: Das hört man im Rahmen der Proteste gegen die geplante Schließung von Geburtshilfe und Kinderstation im hiesigen SRH-Klinikum immer wieder. Was war da eigentlich?
Was war davor und wie ging es weiter? MZ-Leser stellen derzeit diese Fragen immer wieder. Zeitz hat eine lange und wechselvolle Krankenhaus-Geschichte. Deshalb folgt hier ein Überblick.
Am 20. Oktober 1890 wurde das Krankenhaus in Zeitz eingeweiht. Den stattlichen Bau an der Röntgenstraße (Lindenplatz), der heute das Ärztehaus beherbergt, kennen viele Zeitzer noch in dieser Funktion. Schließlich wurde er noch bis nach der Wende als Krankenhaus genutzt. Vergessen wird aber oft, dass das erste Zeitzer Krankenhaus bereits 1796 am Lindenplatz gebaut wurde.
Neubau im Jahr 2000
Im Jahr 2000, am 27. Februar, bekam Zeitz sein „Krankenhaus am Rande der Stadt“. An diesem Tag wurde der Neubau eröffnet und erhielt den Namen Georgius Agricola. Geplant war das schon länger. Bereits 1991 wurde der Neubau eines Krankenhauses in Zeitz beschlossen. „Es war eben nicht der mancherorts kolportierte Verlust des Kreissitzes nach Naumburg, der zur Entscheidung führte, in Zeitz einen Klinikneubau zu errichten“, erinnerte Dr. Jörn Röhler, lange Jahre Oberarzt im Zeitzer Klinikum und jetzt niedergelassener Kardiologe. Das alte Zeitzer Krankenhaus wurde aber bis 1994 noch saniert und ausgebaut. 1995 begann der Bau des Georgius-Agricola-Klinikums an der Lindenallee.
Bis 1999 entstand ein moderner Neubau mit günstiger Anfahrt, im Grünen gelegen und sogar mit Erweiterungsmöglichkeit im Umfeld für 60 Millionen Euro. In Naumburg seien in derselben Zeit laut Aussagen des ehemaligen Landrates Harri Reiche Investitionen in Höhe von 158 Millionen Euro in den Klinikstandort realisiert worden. Von ausgewogener Investitionstätigkeit an beiden Standorten könne also keine Rede sein, betonte Röhler. Die Zeitzer nahmen ihr neues Klinikum vom ersten Tag an gut an. „Tausende Zeitzer kamen, die Völkerwanderung legte den Verkehr lahm“, hieß es in der MZ zur Eröffnung.
Vier Jahre später änderte sich einiges grundlegend: 2004 wurde die Klinikum Burgenlandkreis GmbH gegründet. Das sei kein Zufall gewesen, behaupten böse Zungen immer wieder: Denn das Zeitzer Klinikum brachte drei Millionen Euro Überschuss mit in die Ehe und beglich damit das Minus von 1,9 Millionen Euro in Naumburg. Zeitz brachte das nichts, im Gegenteil: Ein Jahr später erfolgte bereits der Umzug der Verwaltung von Zeitz nach Naumburg. Am großen Engagement und Einsatz für die Patienten der Ärzte und des Pflegepersonals in Zeitz änderte das alles nichts. Das Klinikum entwickelte sich aus Sicht von Fachleuten zu einem „starken Gesundheitszentrum“ in der Stadt.
Doch 2019 kam die Ernüchterung: Im September stand fest, dass die Klinikum Burgenlandkreis GmbH mit den Krankenhäusern in Zeitz und Naumburg pleite ist. Es wurde Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Thema hätten die finanziellen Probleme aber offensichtlich bereits seit mindestens 2017 sein müssen, wie Auszüge aus den Geschäftsberichten belegen. So wurde 2017 ein Darlehensvertrag für „eine weitere große Baumaßnahme in Naumburg, den Bau des Bettenhauses mit Kinderstation“ abgeschlossen: Es ging laut Geschäftsbericht um „einen genehmigten Kreditrahmen in Höhe von 14,4 Millionen Euro“. Allerdings betrug der Jahresfehlbetrag der Klinikum Burgenlandkreis GmbH da schon mehr als 1,2 Millionen Euro.
Drohende Schließungen 2019
Im Rahmen der Sanierung sollten zum 31. Dezember 2019 in Zeitz Geburtenstation, Frauen- und Kinderklinik geschlossen werden. Und das, obwohl am Standort Zeitz fünf gynäkologische Fachärzte arbeiteten, in Naumburg nur zwei. Das Aus wird am 17. Oktober verkündet, am 21. und 22. Oktober gibt es vom Aktionsbündnis Zeitz initiierte Proteste, an denen Tausende Zeitzer teilnehmen. Am 22. Oktober verkündete Landrat Götz Ulrich (CDU), dass es keine Schließungen geben soll.
Am 30. Januar 2020 wurde bekannt, dass die SRH-Gruppe neuer Eigentümer der Kliniken wird. Die zur Disposition stehenden Stationen sollen in Zeitz und Naumburg mit finanzieller Unterstützung des Landkreises, der dafür auch bisher über vier Millionen Euro zahlte, erhalten bleiben. Vorausgesetzt, es ist ausrechend fachärztliches Personal vorhanden. Doch genau das fehlt mittlerweile in Zeitz.