Drei Wochen vor Insolvenzeröffnung zum Klinikum Drei Wochen vor Insolvenzeröffnung zum Klinikum: Vier Fakten, worum es eigentlich geht?

Zeitz - Die Klinikum Burgenlandkreis GmbH mit ihren beiden Standorten in Zeitz und Naumburg hat inzwischen bessere Chancen auf Bestand. Nachdem der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung jährlich bis zu 1,6 Millionen Euro - bis 2021 - bewilligt hat, um Frauenklinik mit Geburtenstation und Kinderklinik sowohl in Zeitz als auch in Naumburg zu erhalten, ist nach dem Anmelden der Insolvenz und dem Beschluss, Geburtshilfe und Kinderklinik in Zeitz zu schließen, erst einmal etwas Ruhe eingekehrt.
Allerdings gilt der Beschluss nur, wenn das Klinikum in kommunaler, sprich in Hand des Landkreises bleibt. Mit dieser Zielstellung arbeiten die Sanierer derzeit noch am Konzept. Denn gespart werden muss. Um welche Summen geht es? Welche Zahlen spielen eine Rolle und was wird eigentlich gemacht? Die MZ hat einige wesentliche Fakten zusammengestellt.
Klinikum Burgenlandkreis GmbH - wovon reden wir?
Zur Klinikum Burgenlandkreis GmbH gehören das Georgius-Agricola-Klinikum in Zeitz und das Saale-Unstrut Klinikum in Naumburg. Es ist ein Krankenhaus der Basisversorgung und Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Jena und der Universität Leipzig. Seit der Zusammenlegung der beiden Krankenhäuser im Jahr 2004 wird das Klinikum in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH mit Sitz in Naumburg geführt. Gesellschafter ist der Burgenlandkreis.
Um welche Größenordnung geht es dabei?
Das Burgenlandklinikum hat 16 spezialisierte Fachbereiche, verteilt an beiden Standorten. In Zeitz und Naumburg gibt es zusammen etwa 690 Betten. 278 Betten stehen in Zeitz zur Verfügung. Dazu kommen insgesamt 60 Plätze in den Tageskliniken. Circa 27.000 Patienten werden jedes Jahr stationär und etwa 42.000 ambulant behandelt.
Die GmbH hat drei Tochtergesellschaften und eine klinikeigene Krankenpflegeschule. Rund 1.380 Mitarbeiter sind im Klinikbereich und Verwaltung beschäftigt, in Zeitz sind es knapp 320 Vollzeitstellen und 459 Mitarbeiter. Im Naumburger Krankenhaus sind 920 Mitarbeiter tätig. Es wird allerdings schon seit langem mit Honorarkräften aufgestockt.
Hat der Geschäftsführer einen Vorgesetzten?
Hat er. Umgesetzt werden können nur Beschlüsse, die der Aufsichtsrat gefasst hat. So erwies sich die Aussage, dass in Naumburg ein Parkhaus gebaut werden soll, als falsch: Der Aufsichtsrat hatte so einen Beschluss nie gefasst. Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Landrat Götz Ulrich (CDU), sein neuer Stellvertreter Uwe Kraneis (parteilos). Der jetzige Aufsichtsrat ist nach der Kommunalwahl im Mai dieses Jahres besetzt worden.
Geschäftsführer Lars Frohn hat inzwischen seinen Rücktritt angekündigt. Die Stelle wird neu ausgeschrieben. Bis zur Neubesetzung soll er im Amt bleiben, um einen problemlosen Übergang zu gewährleisten. Arne Berndt, Mitarbeiter der Firma WMC Healthcare GmbH aus München und seit Juni im Auftrag der GmbH tätig, ist ihm als Sanierungsgeschäftsführer zur Seite gestellt.
Antrag auf Sanierung: Was geschieht jetzt?
Der Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung wurde am 17. September gestellt und vom Amtsgericht Halle genehmigt. Bis Mitte Oktober wurde das Sanierungskonzept erarbeitet, das das Klinikum letztendlich finanziell auf sichere Beine stellen soll. Bestandteil war die Schließung von Frauenklinik, Geburtshilfe und Kinderklinik in Zeitz. Das wurde nach den Protesten der Zeitzer am 22. Oktober zurückgenommen. Damit es auch umgesetzt werden kann, sollen nun jährlich maximal 1,6 Millionen Euro aus dem Haushalt des Burgenlandkreises fließen.
Am Konzept wird ständig weiter gearbeitet. Der Neugestaltungsprozess soll bis zu drei Jahren dauern. Auf dem Prüfstand steht alles: Personalkosten ebenso wie Investitionen. Allerdings keine Schließung eines der beiden Häuser, wie Götz Ulrich betont. Ebenso sei nicht vorgesehen, einen privaten Partner - etwa eine Klinik-Kette - als Gesellschafter mit ins Boot zu holen. Um den 1. Dezember herum wird das Sanierungsverfahren eröffnet. Im Februar entscheidet die Gläubigerversammlung. (mz)