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Neujahrsempfang der Dehoga Neujahrsempfang der Dehoga: Vor dem "Ausnahmezustand"

Von ILKA HILLGER 30.01.2015, 19:12
Zum Empfang: Wittenbergs Dehoga-Vorsitzende Christa Rath (r.) mit Sabine Edner, Chefin der Arbeitsagentur
Zum Empfang: Wittenbergs Dehoga-Vorsitzende Christa Rath (r.) mit Sabine Edner, Chefin der Arbeitsagentur kuhn Lizenz

wittenberg - „So weit weg ist das nicht“, sagt Christa Rath gerne mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. Die Mahnung richtet sie vor allem an Kollegen, an Wirte und Hotelchefs. Rath ist die Wittenberger Kreisvorsitzende der Dehoga. „2017 liegt uns besonders am Herzen, für uns ist das eine große Herausforderung.“ Letztere enthält noch etliche Unbekannten. So war es am Donnerstag eine ausgezeichnete Idee der Dehoga, ihren Neujahrsempfang im Best Western-Hotel um einen Vortrag zu bereichern. Eingeladen wurde Hartwig Bodmann. Der Geschäftsführer des Vereins „Reformationsjubiläum 2017“ kam mit einem Teil seines Teams aus Berlin und brachte frische Zahlen und Fakten und in einigen Punkten auch Gewissheiten.

Weg endet in Wittenberg

Dass die Worte des Organisationschefs hier die richtigen Adressaten erreichten, bewies nicht nur die Aufmerksamkeit der Zuhörer. „Wir sind die Akteure der Stadt auf der Ebene des Alltags“, befand zuvor Christa Rath. Vor allem aber sind die Gastwirte und Hoteliers jene, die einen maßgeblichen Eindruck hinterlassen, wenn es um die Gastgeberqualitäten Wittenbergs in den kommenden Jahren geht. „Wir müssen uns deshalb schon jetzt Gedanken machen, was auf uns zukommt“, so Rath.

Hartwig Bodmann war Geschäftsführer von zwölf Deutschen Evangelischen Kirchentagen bis 2012 und hat über 20 Kirchentage organisiert. In seiner aktuellen Aufgabe bereitet er das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 in Wittenberg vor. Die Vorbereitungen für „Luther 2017“ laufen in einem komplexen Geflecht aus kirchlichen und weltlichen Institutionen. Eine staatliche Geschäftsstelle koordiniert die Aktivitäten des Bundes und der sieben beteiligten Landesregierungen und kümmert sich um die Infrastruktur.

Hartwig Bodmann konnte bei seinem ersten Zusammentreffen mit der hiesigen Gastronomiebranche mit geschätzten Zahlen dienen und umriss knapp und prägnant die Programmpunkte, die ihren Anfang beim Reformationsfest 2016 nehmen. Dann startet der „Europäische Stationenweg“, „unsere Pre-Events“, nennt er das Veranstaltungsband, das sich bis Mai 2017 durch 50 deutsche und zehn europäische Städte ziehen soll. Allesamt Orte, die im Namen der Reformation etwas zu feiern haben und ihr in irgendeiner Weise verbunden sind. Natürlich wird dieser Weg in Wittenberg enden, und seine Ankunft markiert gewissermaßen den Auftakt für die 120 Tage, in denen die Lutherstadt etwas nie Dagewesenes erlebt.

Bodmann lässt vor den Gastronomen, Hoteliers und deren Partnern am Donnerstagabend mehrfach das Wort „Ausnahmezustand“ fallen. Weil er wie einer wirkt, dem das Glas nie halbleer sondern immer halbvoll ist, sagt er auch: „Ausnahmezustand kann etwas Schönes sein.“ Da lächeln die Gäste des Neujahrsempfangs, zuweilen auch etwas gequält, denn die Zahlen, die Bodmann dazu reicht, lassen logistische Meisterleistungen erwarten.

Vor allem rund um den Kirchentag 2017, ein Doppelpack, ausgerichtet Ende Mai in Berlin und Wittenberg. Über 20 Jahre hat Bodmann Kirchentage der Evangelischen Kirche in Deutschland organisiert. Um die 150 000 Gäste seien der Besucherschnitt bei diesen Anlässen. „Jetzt haben die Protestanten 500-jähriges Betriebsjubiläum, da machen sich vielleicht auch andere unter den restlichen 23 Millionen auf den Weg nach Wittenberg“, hofft Bodmann. „Ich glaube, dass es sich viele nicht nehmen lassen wollen, das Jubiläum am richtigen Ort zu feiern. Solche Konstellationen machen was mit uns Menschen.“ In Wittenberg ließe sich mit 200 000 Menschen an einem Wochenende etwas machen. Das ist die Zahl mit der geplant wird, 300 000 seien auch noch machbar. „Sie müssen kein Chaos befürchten, und wir machen nichts über Gebühr Riskantes“, verspricht Bodmann. Und er sagt auch, dass die Bewirtung vor allem die ortsansässigen Geschäftsleute leisten sollen. Man werde Konzessionen für Versorger von außerhalb lediglich zum Kirchentag und auf den Arealen außerhalb der Innenstadt vergeben, etwa bei den Konfi- und Jugendcamps, die über 14 Wochen jeweils von mittwochs bis sonntags bis zu 1 500 Jugendliche aufnehmen sollen. 8 000 Menschen über 120 Tage sind Schätzungen darüber, was an Besucherzahlen auf Wittenberg zukommen kann. „Die bringen nicht alle ihre Klappstullen mit“, richtet sich Bodmann an die Dehoga-Mitglieder. Im MZ-Gespräch sagt er später: „Alle Gastronomen sind Profis, die wissen, was sie an Kapazitäten bewältigen können“. 2017 werde es sehr viel häufiger Tage mit guter Auslastung geben. Zugleich warnt er vor allzu großen Investitionen, weil diese sich kaum für ein Wochenende im Ausnahmezustand lohnen würden. Wichtiger sei eine starke und verlässliche Belegschaft.

An einem Strang ziehen

Auf diese bauen auch die Bäcker Frank und Romy Jäger. „Das wird spannend, ist Herausforderung und Chance“, sagt der Bäckermeister, aus dessen Backstube schon jetzt die jungen Leute bei den Konfirmandentreffen mit Brot und Brötchen versorgt werden. „Die Mitarbeiter sind für uns der Dreh- und Angelpunkt“, so Jäger. Jetzt sei man gut aufgestellt und hoffe, dies bleibe bis 2017 so. „Wir wünschen uns, miteinander zu arbeiten und an einem Strang zu ziehen“, richtet sich das Ehepaar an die Organisatoren und spricht damit wohl im Namen aller Gastwirte, Versorger und Hoteliers in Wittenberg, denen später am Buffet das Reformationsjubiläum auch weiterhin Gesprächsthema war.