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Naturschutz Naturschutz: Stolz aufs Coswiger Knabenkraut

Von henrik klemm 04.06.2013, 16:58
Breitblättriges Knabenkraut
Breitblättriges Knabenkraut Klemm Lizenz

coswig/MZ - Hans Kanthak ist zufrieden. In diesem Jahr konnte der ehemalige Förster und ehrenamtliche Naturschützer immerhin 1 600 blühende Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) auf einer 0,6 Hektar großen Wiese im Naturschutzgebiet Pfaffenheide-Wörpener Bach nahe Coswig zählen. „Das ist einmalig in der Region“, sagt der 68-Jährige, der seit vielen Jahren den Bestand dieser streng geschützten und gefährdeten Orchidee vor Ort erfasst. Nach dem Jahr 2004, wo 3 200 dieser Pflanzen ihre Blüten im Mai in den Himmel reckten, hat er nun das zweitbeste Resultat notieren können. Diese Zahlen sind bemerkenswert, denn nicht immer wächst die sensible Pflanze in solch beeindruckender Pracht zwischen Hahnenfuß, Bachnelkenwurz, Schachtelhalm oder Wollgras. Auch in Coswig nicht.

Die vergangenen Jahre habe er jeweils weniger als 800 Exemplare registriert, 2011 waren es gar nur 420, sagt Kanthak. Und: Das Knabenkraut verlange feuchte, nährstoffarme Lebensräume. Besonders wichtig sei die Sonne. „Im Schatten“, so der Naturschützer weiter, „gedeiht die Orchidee nicht.“ Deshalb blickt er auch mit etwas Sorge auf die jungen Erlenbäume, die sich auf natürlichem Weg wieder breit machen auf der Orchideenwiese. „Die müssen weg“, sagt er und ist froh, dass auf Veranlassung der Naturschutzbehörde beim Landkreis seit langem im Herbst fachmännisch gemäht wird, so dass das Breitblättrige Knabenkraut hier gute Überlebenschancen besitzt. Wie lange noch, das sei gleichwohl so einfach nicht zu beantworten, sagt Kanthak und verweist auf die geplante Coswiger Umgehungsstraße, die höchstwahrscheinlich übers Terrain führen soll. Ohne deren exakten Verlauf zu kennen, ist sich der Experte jedoch sicher, dass der Straßenbau Einfluss auf den Wasserstand im Gebiet und somit auch auf die Orchideen haben wird.

Unvorstellbar wäre für Kanthak indes, wenn dieses letzte größere Vorkommen den zwei ehemaligen Standorten der Orchidee in unmittelbarer Nähe folgen und verschwinden würde. „Wir wollen diese Pflanzen so lange wie möglich erhalten“, setzt der engagierte Naturschützer kämpferisch hinzu.

An fehlender Pflege, die den Orchideen auf den benachbarten Wiesen zum Verhängnis geworden ist, soll es nicht liegen. Immerhin ist das Breitblättrige Knabenkraut eine von 45 Orchideenarten, die bislang in Sachsen-Anhalt nachgewiesen wurden. 38 Arten sind gegenwärtig noch zu finden sind. Zu ihnen gehören im Naturschutzgebiet Pfaffenheide-Wörpener Bach bei Coswig neben dem Breitblättrigen Knabenkraut auch noch die Türkenbundlilie und das Weiße Waldvögelein. Kanthak hofft, dass das auch noch lange Zeit so bleiben wird.

Naturschützer Hans Kanthak
Naturschützer Hans Kanthak
Klemm Lizenz