1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: Neue Anlage liefert Brennstoff für Holzöfen

Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Neue Anlage liefert Brennstoff für Holzöfen

Von MARKUS WAGNER 12.03.2009, 13:33
In der Pelletsproduktion Sachsen-Anhalt Nord können auch Baumstämme zerkleinert, gemahlen und zu Pellets gepresst werden. (FOTO: ACHIM KUHN)
In der Pelletsproduktion Sachsen-Anhalt Nord können auch Baumstämme zerkleinert, gemahlen und zu Pellets gepresst werden. (FOTO: ACHIM KUHN) CARDO

ORANIENBAUM/MZ. - "Man kauft kein Pelletswerk", sagt Christian Schimik, "man setzt es aus vielen Komponenten zusammen." In die neue Fabrik, die der Geschäftsführer von Woodox, am Donnerstag in Oranienbaum vorgestellt hat, ist dann auch gleich ein Anlagenteil mehr als üblich aufgenommen worden: Im Dessora-Park können nicht nur Hackschnitzel und Sägemehl zu kleinen Holzstäbchen gepresst werden, auch Baumstämme nimmt man hier an.

"Durch die Spreizung der Rohstoffquellen haben wir eine hohe Versorgungssicherheit", erklärt Gerhard Kroker, bei Woodox fürs "Innovationsmanagement" verantwortlich. Will heißen: Selbst wenn Sägemehl knapp ist, kommt aus Oranienbaum immer noch Nachschub. Ein Zerspaner macht aus Baumstämmen Hackschnitzel, die in der Anlage gemahlen, gesiebt, getrocknet und schließlich gepresst werden.

"Wir haben schon jetzt Anfragen aus ganz Deutschland", sagt Schimik. Eben weil Sägemehl derzeit knapp ist. Der Holzeinschlag sei deutlich zurückgegangen, die Sägewerke produzierten weniger, also gebe es auch weniger Sägemehl, erklärt Schimik. Der Clou für ihn: Wenig Holznachfrage verbilligt auch den Einkauf der Baumstämme.

In Oranienbaum verarbeitet man am liebsten Fichten. "Die eignen sich für die Produktion am besten", so Kroker. Bis zu 500 Tonnen Holz schluckt das Werk jeden Tag, aufs Jahr gesehen werden daraus 60 000 Tonnen Pellets, die in Holzöfen verfeuert werden können. 11 000 Haushalte lassen sich damit warm über den Winter bringen.

Woodox liefert seine Pellets ausschließlich an Händler. In Oranienbaum werden sie deshalb erst gar nicht abgefüllt, sondern lose auf Lastwagen verladen. Nach 20 Minuten sind 25 Tonnen automatisch auf den Sattelschlepper gerieselt.

"Automatisch" ist ein Stichwort. Mit zwei bis drei Mann pro Schicht lässt sich das Werk, das von den Anlagenbauern in Österreich ferngewartet werden kann, betreiben. Vom Zerspaner ganz hinten am Rand des fünf Hektar großen Geländes bis zum werkeigenen Heizkraftwerk vorn. Inklusive Verwaltung arbeiten in Oranienbaum jetzt 28 Mann unter Betriebsleiter Jochen Ostwald. Die Mitarbeiter beschicken den Baumstammzerkleinerer, ziehen bei der Verladung Proben, die ein Jahr lang aufbewahrt werden, und regulieren die Zufuhr der Holzabfälle fürs Kraftwerk.

11 800 Megwattstunden Strom soll es ins öffentliche Netz speisen, 2 800 Haushalte wären damit versorgt. Mit der Abwärme wird das Holzmehl getrocknet bevor es in Form gepresst wird. "Das Kraftwerk hat einen Wirkungsgrad von 85 Prozent", erklärt Bernd Jungmeier, Projektingenieur bei der eta Energieberatung.

Die komplette Anlage hat nach Angaben von Woodox etwa 18 Millionen Euro gekostet - und gehört der Düsseldorfer Firma gar nicht. Die "Pelletsproduktion Sachsen-Anhalt Nord" ist Eigentümer des Werks, Woodox hat für sie allerdings von der Planung bis zum Vertrieb der Produkte alle Aufgaben übernommen. "Gesellschaftsrechtlich haben wir nichts miteinander zu tun", erklärt Schimik. Insgesamt drei Werke in Deutschland - Oranienbaum, Löbau und Heidegrund bei Zeitz - werden so von Woodox betrieben.

Die Rohstoffe bezieht das Werk nach Schimiks Angaben aus einem Radius "von Null bis 250 Kilometer", vor den Schüttbuchten für Hackschnitzel und Sägemehl parken Sattelschlepper aus dem Kreis Goslar, in der Verladung steht ein Laster aus dem Jerichower Land. Denn auch der Vertrieb konzentriert sich auf einen Radius von etwa 300 Kilometern. Den Markt sieht Woodox zunächst sowieso "in Deutschland". "Wir überlegen aber, ob wir nicht darüber hinausgehen", so Schimik.