1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Schüsse am Stadtrand: Schüsse am Stadtrand: Anwohner in Langendorf fühlen sich nicht mehr sicher

Schüsse am Stadtrand Schüsse am Stadtrand: Anwohner in Langendorf fühlen sich nicht mehr sicher

Von Andreas Richter 14.10.2017, 08:00
Einschusslöcher in der Fensterscheibe
Einschusslöcher in der Fensterscheibe Peter Lisker

Langendorf - Margot Wurche schläft oft schlecht. Und deshalb bekommt die 79-Jährige mit, was anderen Bewohnern der Weißenfelser Straße in Langendorf mitten in der Nacht zum Freitag verborgen bleibt: An dem Wohnblock fallen Schüsse. „Es hat sich angehört wie Blitzknaller. Krankenwagen und Polizei waren da“, erzählt sie am Vormittag darauf.

Laut Polizei hört ein 34-jähriger Mann in dieser Nacht gegen 1.38 Uhr unbekannte Geräusche. Als er daraufhin auf seinen Balkon geht, sieht er mehrere Personen, wird von einem Projektil getroffen und leicht verletzt. Ein Hämatom muss ambulant versorgt werden. Balkontür und Fensterscheiben in der Weißenfelser Straße 21c werden beschädigt.

Polizei in Weißenfels stellt zwei Gasdruckpistolen sicher

Als die Polizeibeamten eintreffen, können sie in der näheren Umgebung eine vierköpfige Gruppe ausfindig machen und kontrollieren: zwei Männer im Alter von 24 Jahren und zwei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Unklar ist, ob aus der Gruppe auch die Schüsse abgefeuert wurden. Die Polizei stellt zwei Gasdruckpistolen sicher, mit denen kleine Stahlkugeln oder Diabolos verschossen werden können.

Die Ereignisse der Nacht sind am nächsten Tag rund um die beiden Wohnblöcke an der Grenze zwischen Weißenfels und Langendorf Gesprächsstoff. Es sei ungemütlicher geworden in der Gegend, findet Margot Wurche, die seit 34 Jahren hier wohnt. „Früher war es hier schöner“, meint sie.

Marode Wäschestangen stecken schief in der Erde

Ein Blick hinters Haus mit seiner freundlichen Fassade lässt ahnen, was die Dame meint: eine hölzerne Sitzkombination verrottet langsam, auf einem verrosteten Karussell haben Kinder schon lange nicht mehr ihre Runden gedreht, marode Wäschestangen stecken schief in der Erde. Idylle sieht anders aus. Und dann ziehen da hinterm Block, im Wäldchen zum Greißlaubach auch noch immer mal Grüppchen lauthals durch die Gegend, erzählt die Seniorin.

Das kann auch ein Mann bestätigen, der seinen Namen nicht verraten will. Er wohnt im Block nebenan und schaut am Vormittag nach den Schüssen vom Balkon herunter. Nein, von den Ereignissen in der Nacht habe er nichts mitbekommen, sagt er. Seit 2011 wohnt er hier und weiß: „Früher war’s ruhiger hier. Doch gerade in den letzten Wochen war’s schlimm hier in der Gegend.“ Lärm oft bis Mitternacht, Polizeistreifen konnten daran bislang offenbar wenig ändern. Bis zum Freitagabend hat die Polizei keine neuen Erkenntnisse zum Tathergang. Die Ermittlungen dauern an.

Parallelen zu jüngsten Ereignissen in der Weißenfelser Neustadt drängen sich auf

Derweil drängen sich auf den ersten Blick Parallelen zu jüngsten Ereignissen in der Weißenfelser Neustadt auf. Dort wurden in der vergangenen Woche in der äußeren Scheibe eines Fensters vier Löcher entdeckt, bei denen es sich laut Polizei mit hoher Wahrscheinlichkeit um Einschüsse, möglicherweise aus einer kleinkalibrigen Waffe, handelt. Da in dem Mehrfamilienhaus überwiegend Ausländer leben, kann die Polizei ein ausländerfeindliches Motiv in der Neustadt nicht ausschließen.

Nach dem Vorfall in Langendorf stellt Polizeisprecher Dirk Seyfarth am Freitag jedoch klar: „Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen gehen wir nicht davon aus, dass beide Fälle im Zusammenhang stehen.“ (mz)