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Quedlinburg Quedlinburg: Aktion für zweites Kühlauto

Von KERSTIN BEIER 02.10.2011, 17:11

QUEDLINBURG/MZ. - Gesellig ging es am Sonnabend auf dem Quedlinburger Marktplatz zu. An der langen Tafel in Rathausnähe haben Männer und Frauen Platz genommen, die sich Erbsensuppe, Kaffee und Kuchen schmecken und anschließend die ein oder andere Münze in die Spendenkasse fallen lassen.

Eingeladen hat die Harzer Tafel des Awo-Kreisverbandes. Sie nutzte den 5. Deutschen Tafeltag, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Viele von denen, die gekommen waren, sind schon des öfteren Gast im "Restaurant mit Herz" in der Weberstraße gewesen. Dort, wo Menschen mit kleinem Geldbeutel ein preiswertes und schmackhaftes Mittagessen bekommen. Sämtliche Lebensmittel, die die Ein-Euro-Frauen in der Küche verarbeiten, sind gespendet. Genauso wie die Lebensmittel, die in neun Außenstellen in den Läden ohne Kasse angeboten werden.

Einrichtungsleiterin Marlies Röbbeling ist die einzige fest angestellte Mitarbeiterin, ansonsten wird die gesamte Arbeit mit Hilfe von vielen Ehrenamtlichen und mit Hilfe der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba) abgewickelt. "Ohne diese Unterstützung ginge es nicht", sagt Anke Gercke-Oberstädt, bei der Awo Leiterin des Bereiches Soziale Arbeit. 195 Ehrenamtliche arbeiten bei der Awo (Arbeiterwohlfahrt), davon allein 60 für die Harzer Tafel. "Das klingt viel, aber wir brauchen immer noch Leute, um alles zu schaffen", erklärt Frau Gercke-Oberstädt, vor allem bei der Seniorenbetreuung "krankt es noch etwas".

Was die Tafel-Arbeit betrifft, da sei es im Laufe der Jahre immer aufwendiger geworden, die gespendeten Lebensmittel einzusammeln. "Der Radius ist größer geworden, wir fahren mittlerweile bis nach Magdeburg, um den Bedarf zu decken", erklärt sie. Im Monat kommen so schnell 8 000 Kilometer zusammen. Deshalb will die Harzer Tafel ein zweites Kühlfahrzeug anschaffen und hat dafür beim Tafeltag in Quedlinburg Spendenboxen aufgestellt.

Auch die 78-jährige Sonja Behrens hat etwas hineingetan. Sie war schon öfter Gast im "Restaurant mit Herz" und fand es dort immer sehr angenehm. Anja Matschke fühlt sich aus einem besonderen Grund mit der Harzer Tafel verbunden: Sie bewirtschaftet mit neun anderen Männern und Frauen über einen Ein-Euro-Job verlassene Gärten in der Turnierbreite. Geerntetes Obst und Gemüse kommt der Harzer Tafel zugute, berichtet die 33-Jährige. Zu den langjährigen Partnern der Tafel gehören neben dem Tafelverein auch die Großküchen Ostharz, die auch an diesem Tafeltag wieder einen schmackhaften und vor allem hilfreichen Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung leisteten.

Nach den Worten von Frau Gercke-Oberstädt sind es etwa 2 000 Kunden, die die Läden ohne Kasse nutzen, um über die Runden zu kommen. Ins "Restaurant mit Herz" kommen im Durchschnitt 40 Männer und Frauen täglich. "Zu uns kommen nicht nur die Bedürftigen. Bei uns sitzen die, die einsam sind", stellt Frau Röbbeling immer wieder fest. Deshalb soll der Treffpunkt in den nächsten Wochen mit Hilfe des Bundesverbandes Deutscher Tafeln umgestaltet werden. "Wir wollen Möglichkeiten schaffen für Geselligkeit und Kommunikation. Damit die Menschen nicht denken, sie müssen sofort aufstehen und gehen, wenn sie gegessen und gezahlt haben." Gedacht ist an eine Lese-Ecke und einen Platz für Gesellschaftsspiele. Doch damit allein soll es nicht getan sein. "Wir stellen uns vor, mal gemeinsam zu kochen, eine kleine Weinverkostung zu veranstalten oder Referenten für einen Vortrag zu gewinnen", so Frau Gercke-Oberstädt zu den Plänen..