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Harz Harz: Wird alter Knochenbrecherweg wiederbelebt?

Von Matthias Brunnert 24.04.2012, 05:22
Blick auf den Brocken im Harz. (FOTO: DPA/ARCHIV)
Blick auf den Brocken im Harz. (FOTO: DPA/ARCHIV) dpa

Torfhaus/dpa. - Norddeutschlands höchster Berg ist eines derbeliebtesten Ausflugsziele der Republik. Weit mehr als eine MillionMenschen kommen jährlich auf den 1141 Meter hohen Brocken im Harz.Etwa 650 000 fahren mit der Schmalspurbahn, die anderen laufen zuFuß. Dabei wählen die meisten Wanderer den in Torfhaus beginnendenGoetheweg, der durch Hochmoor und Wald führt und im oberstenAbschnitt dann über die Brockenstraße bis zum Plateau verläuft.

Für den Heimat- und Naturschutzbund Harzklub ist das aber einProblem, das der Verband nicht länger hinnehmen möchte. Denn dieStraße - eine nicht öffentliche Straße nur für Lieferverkehr zumGipfel - müssen sich die Wanderer mit Mountainbikern und einigenKraftfahrzeugen teilen. Vor allem in den schneereichen Wintermonatensei dies gefährlich, weil Wanderer dann wegen der hohen Schneewändenicht ausweichen könnten, bemängelt der Vorsitzende des Harzklubs,Michael Ermrich, der im Hauptberuf CDU-Landrat des Landkreises Harzist. Eine Alternative zu diesem aus Sicht des Harzklubs gefährlichenAbschnitt hätten die meisten Wanderer nicht.

Bei seiner Jahreshauptversammlung hat der insgesamt 14 000Mitglieder zählende Verein deshalb vor wenigen Tagen die Forderungnach einem Wanderweg bis auf das Brockenplateau beschlossen. DieLänder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sollen aus Sicht des Klubsdas Geld dafür bereitstellen und die Verwaltung des NationalparksHarz dazu verpflichten, einen solchen Weg auszuweisen.

Aus Sicht des Vereins bieten sich zwei Alternativen: Möglich wäreein naturnaher Wanderweg parallel zur Brockenstraße. Die sinnvollsteLösung ist nach Meinung des Harzklubs aber die Wiedereröffnung desseit Jahrzehnten geschlossenen sogenannten Knochenbrecherweges.Er hat seinen Namen aus einer Zeit, als Pferde sich dort auf dersteilen Strecke regelmäßig die Knochen brachen.

Die Nationalparkverwaltung weist diese Forderung als abwegigzurück. «Der Knochenbrecherweg würde durch die Kernzone desSchutzgebietes führen», sagt Nationalpark-Sprecher Friedhart Knolle.«Berührt würden erhebliche Teile der absolut schutzwürdigenWaldgrenze.»

Er verweist unter anderem auf den Ökosystemforscher DietrichHertel von der Universität Göttingen, der erst kürzlich zu demSchluss gekommen war, dass diese Waldgrenze konsequent geschütztwerden müsse. Als nördlichste natürliche alpine Waldgrenze inZentraleuropa sei sie einzigartig.

Die Neuanlage eines Wanderweges sei mit dem Schutzzweck desNationalparks Harz nicht vereinbar, heißt es auch in einem internenReferentenpapier des Umweltministeriums in Magdeburg. Ein solcher Wegwürde die wertvollsten Bereiche der flächenmäßig sehr kleinen Zone ander oberen Waldgrenze erheblich beeinträchtigen. Im übrigen könnteder sehr anspruchsvolle Weg von Gehbehinderten, Senioren und Familienmit Kleinkindern ohnehin nicht genutzt werden, so dass dieseweiterhin auf die Brockenstraße angewiesen seien.

Auch im niedersächsischen Umweltministerium stößt die Forderungdes Harzklubs auf wenig Verständnis. Sprecherin Silke Schaar sagt, esgebe schließlich einen gültigen Wegeplan für den Nationalpark. UndGeld aus Niedersachsen werde auf keinen Fall fließen.

Nationalparksprecher Knolle führt noch weitere Argumente gegeneinen Weg durch streng geschütztes Gelände an: Bisher seien keinerleiKlagen von Wanderern darüber bekannt, dass sie das letzte Stück desWeges zum Gipfel auf der Straße laufen müssen. Und Verletzte durchKollisionen mit Fahrzeugen seien auch noch nie gemeldet worden.