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HSB benötigt 800 Millionen Batterie statt Steinkohle? Abgeordnete wollen Harzer Schmalspurbahnen retten

Die Harzer Schmalspurbahnen sind in schweren finanziellen Turbulenzen. Sachsen-Anhalts Landtag will die Rettung der Traditionsloks - die Abgeordneten fordern aber auch Reformen. Was Infrastrukturministerin Lydia Hüskens zur Krise der HSB sagt.

Von Jan Schumann 09.10.2025, 16:59
Die traditionsreichen Harzer Schmalspurbahnen sind in schwere finanzielle Turbulenzen geraten.
Die traditionsreichen Harzer Schmalspurbahnen sind in schwere finanzielle Turbulenzen geraten. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Quedlinburg/Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens hat die krisengeschüttelten Harzer Schmalspurbahnen (HSB) zu wirkungsvollen Reformen aufgerufen. „Ich erwarte da ein Stück mehr Kreativität“, sagte die FDP-Politikerin am Donnerstag im Landtag. Wenn es solche Reformen bei dem traditionsreichen Dampflok-Unternehmen gäbe, dann sei sie sicher, „dass wir nicht alle fünf Jahre traurig gucken müssen und überlegen, wie wir die Defizite finanzieren“.

Die beliebte Harzbahn ist in schwere finanzielle Turbulenzen geraten. Ein neues Gutachten attestiert den bei Touristen beliebten Schmalspurbahnen einen Geldbedarf von ungefähr 800 Millionen Euro – allein in den nächsten 20 Jahren.

Laut Gutachten benötigen die Harzer Schmalspurbahnen 800 Millionen Euro

„Die Situation der HSB ist hochgradig kritisch“, heißt es in der aktuellen Analyse zur Perspektive der Schmalspurbahnen. Und: „Der Dampflokbetrieb ist in aktueller Form perspektivlos.“ Allein die aktuell nötigen Investitionen summieren sich demnach auf 544 Millionen Euro. „Ich erwarte, dass aus dem Gutachten nun etwas folgt“, sagte Hüskens im Landtag. Sie betonte, das Land sei zuletzt immer wieder mit Millionenhilfen eingesprungen.

Hüskens wisse zwar um die Bedeutung der Touristenattraktion. Die HSB müsse sich aber finanziell stabilisieren – auch mit Veränderungen. Auf manchen Strecken im Harz gebe es mehr Gäste im parallel fahrenden Bus, so die Ministerin – von dort aus werde dann der Zug fotografiert. „Der Zug ist langsamer als der Bus“, so laute die Begründung vieler Harz-Besucher.

Grüne empfehlen Batteriebetrieb statt Steinkohleantrieb

Die erste Schmalspurstrecke im Harz geht auf das Jahr 1887 zurück, heute gehören 140 Kilometer zum Streckennetz. Die Dampfloks sind eine internationale Touristenattraktion. Die CDU-Fraktion regte am Donnerstag im Landtag an: „Eine Bewerbung als Unesco-Weltkulturerbe wäre ein starkes Signal.“

Die oppositionellen Grünen zeigten sich skeptisch. Eine Welterbe-Bewerbung klinge zwar gut, sagte Fraktionschefin Cornelia Lüddemann. „Das hilft aber aktuell nicht.“ Die Dessauerin erklärte hingegen: „Wir können die Tradition der HSB nur erhalten, wenn wir es schaffen, sie bezahlbar und klimafreundlich aufzustellen.“ Als Alternative zum Steinkohleantrieb empfahl sie Versuche mit einem „batterieelektrischen Antrieb“. Die Schmalspurbahn dürfe künftig nicht nur im Tourismus eine Rolle spielen – sie müsse eine wichtigere Säule im öffentlichen Nahverkehr werden.