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Blumenstrauß der Woche Blumenstrauß der Woche: Ein Dankeschön und bange Fragen

Von Gerhard Grulke 30.08.2002, 16:14

Alberstedt/MZ. - Das eine Jahr verging wie im Fluge. Und am keinem Tag war es langweilig. Das lag sicher an der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die Margitta Warwel ausfüllte und die nun vorbei ist. Ein fester Arbeitsplatz - um bei diesem langen Wort einmal zu bleiben - konnte ihr danach nicht beschafft werden.

Obwohl sie jede Menge zu tun hat, die Arbeit eigentlich für sie nicht abreißt. Aber es ist ein anderes Tun. Es gilt, in Haus, Hof und Garten mit den unzähligen farbenprächtigen Blumen ständig zu schaffen. Und es gibt im Landfrauenverband der Ortsgruppe Alberstedt alle Hände voll zu tun, doch so ein fester Arbeitsplatz wie im vergangenen Jahr ist es halt nicht.

Im Jugendklub im Dorf nämlich hatte sie einen Job. Da war sie die gute Seele, die ordnende Hand, manchmal musste sie auch streng sein und sich durchsetzen. Für die Endfünfzigerin schien das alles kein Problem. Die jungen Leute im Klub bestätigten das jeder auf seine Weise.

"Mit ihr konnte man vertraulich auch mal über ganz private Dinge reden. Sie hatte da unser volles Vertrauen", bestätigt Claudia Och.

"Sie war auch streng. Drinnen im Klub durfte nicht geraucht werden. Aber bei unserem Volleyballspiel gegen die Kegelverein, da hat sie auch feste mitgespielt", wirft Nico Gola ins Gespräch. Christin Kühnemund ist die von ihr organisierte Fahrt in den Landtag noch gut in Erinnerung, und "...beim Kartenspiel, da konnte sie schon auch mal verlieren."

Mario Gallasch erinnert sich noch an den Einbruch im Jugendklub im Februar, bei dem der Fernseher, der Computer und die Darts-Anlage gestohlen wurden: "Danach hat sich Frau Warwel sehr dafür eingesetzt, dass wir wenigstens wieder einen Fernseher und einen Computer bekamen. Und - es wurden hinten an den Fenstern Gitter und vorne Jaluosien angebracht", erwähnt der 13-Jährige noch.

Die 25 jungen Leute im Alter von 12 bis 21 Jahren, die ihren idyllisch gelegenen Klub gerne geöffnet behalten möchten, bedauern es sehr, dass hier Margitta Warwel nicht mehr den Hut aufhaben kann. Und es gibt viele bange Fragen nach der weiteren Existenz des Jugenddomizils, worüber der Gemeinderat letztlich entscheiden wird. "Bevor der Klub wegen eines fehlenden Betreuers dicht gemacht werden soll, würde ich mir sogar zutrauen, die Verantwortung zu übernehmen. Bevor wir wieder am Sportplatz rumhängen", wirft Dennis Kühnemund in die nachmittägliche Debatte vorm Alberstädter Klub ein. Wo nämlich Margitta Warwel unter einem fadenscheinigen Vorwand - am Vorabend hatte nämlich ein Unwetter die Alberstedter Region heimgesucht - hingelockt worden war.

Der eigentliche Grund: Die jungen Leute hatte sie für den MZ-Blumenstrauß der Woche vorgeschlagen. Den sie mit Rührung und einer Träne im Auge entgegennahm. Von den Jugendlichen kam ein eindeutiges "Ja". Sie hätten Margitta Warwel nur zu gerne behalten.