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Köthen Köthen: Halbherzige Route?

Von helmut dawal 22.10.2012, 17:41

köthen/MZ. - "Der Verlauf der B6n zwischen der Autobahn 14 und der Bundesstraße 183 ist ökonomisch und für Bernburg und Köthen gut gelungen." So sieht es Rainer Arzt aus Thurland, einem Ortsteil der Gemeinde Raguhn-Jeßnitz. Er verfolgt aufmerksam, was sich in Sachen Verkehrswege und Infrastruktur tut. Weniger positiv fällt allerdings sein Urteil zur Weiterführung der B6n in Richtung Osten bis zur Autobahn 9 aus. "Das finde ich eher halbherzig. Hier wird sogar großes Potenzial für unseren Landkreis Anhalt-Bitterfeld verschenkt", teilt Arzt in einem Gespräch mit der MZ mit.

Rainer Arzt hat sich eine Karte mit der Bundesfernstraßenplanung für Sachsen-Anhalt genau angesehen und kann dem Planabschnitt 17 - das ist die Weiterführung der B6n östlich von Köthen bis zur A9 bei Thurland - nicht viel Gutes abgewinnen. Mit dieser Trassenführung gebe es keine Anbindung der Gewerbegebiete. Der Bau dieser Trasse koste wertvolle landwirtschaftliche Fläche. Außerdem müsse eine neue Autobahnanbindung geschaffen werden, was in der Konsequenz bedeute, dass es mit Dessau-Süd, der B6n bei Thurland und Zörbig drei dicht hintereinander folgende Autobahnabfahrten gebe.

Der Blick des Thurländers geht noch weiter in die Zukunft. Denn es gebe ja Vorstellungen, die B6n weiter in Richtung Osten zu führen. Laut Rainer Arzt würde das bedeuten, dass nach der Schnittstelle Thurland / A9 die Trasse durch das Naturschutzgebiet Untere Mulde führen würde und hier zahlreiche Konflikte mit den Naturschützern zu befürchten seien. "In der Planung im Abschnitt 17 wird nicht ein einziges größeres Gewerbegebiet angebunden, obwohl in einem Radius von zehn Kilometern reichlich davon vorhanden sind", kritisierte Arzt. Da für den Abschnitt noch kein Baurecht bestehe, wäre jetzt noch die Möglichkeit, "zukunftsweisende Verbesserungen" in die B6n einfließen zu lassen.

Statt der jetzigen Trassenführung favorisiert Rainer Arzt einen Ausbau der Bundesstraße 183 zwischen Köthen und Bitterfeld und dann eine Weiterführung bis zur Bundesstraße 100 bei Gossa. Prosigk und Gnetsch sollten Ortsumgehungen erhalten, ebenso Bitterfeld und Wolfen. Mit dieser Route könnten die Gewerbegebiete von Weißandt-Gölzau, Solar Valley und Bitterfeld-Wolfen gut eingebunden werden. Eine zusätzliche Autobahnanbindung sei nicht erforderlich, der Bauabschnitt im Überflutungsgebiet der Mulde falle deutlich kürzer aus.

Zwischenzeitlich hatte Rainer Arzt Gelegenheit, seine Vorstellungen vom Planabschnitt 17 mit Landrat Uwe Schulze zu bereden. "Für Herrn Schulze ist der geplante Teilabschnitt 17 der günstigste Kompromiss, um diese Infrastrukturmaßnahme überhaupt zu erhalten", zog der Thurländer ein Fazit dieses Gespräches. Arzt selbst bleibt dabei: "Ich bin weiterhin nicht von dieser Lösung überzeugt. Meine Bedenken sind, dass dieser Abschnitt eines Tages sogar in das ,Schwarzbuch der Steuerzahler' eingehen wird."

"Ein Ausbau der bestehenden B 183 mit einem dreistreifigen Querschnitt stellt keine praktikable Alternative dar." So sieht es Peter Lotze, Fachbereichsleiter in der Landesstraßenbaubehörde und zuständig für Bundes- und Landesstraßen. Der Ausbau bedeute eine etwa 40 Prozent längere Baustrecke. Hinzu kämen die Ortsumgehungen von Prosigk und Gnetsch. Die Verbreiterung der B 183 auf drei Streifen würde einen Abriss aller bisher sanierten und neu gebauten Bauwerke im Straßenzug bedeuten sowie eine nicht zu benennende Anzahl neuer Bauwerke zur Über- und Unterführung von nachgeordneten Straßen und Wegen. Da der dreistreifige Querschnitt als Kraftfahrstraße zu betreiben wäre, seien für den langsamfahrenden Verkehr, zum Beispiel landwirtschaftliche Fahrzeuge, Ersatzwege vorzusehen. Diese würden natürlich Eingriffe in Natur und Landschaft bedeuten, zusätzliche Flächen benötigen, die sich in den Kosten niederschlagen. "Im Ergebnis ist festzustellen, dass eine Kostenersparnis in keinem Fall eintreten würde", teilte Peter Lotze mit.

Nach seiner Information wird angestrebt, für den Planabschnitt 17 noch 2012 das Baurecht herzustellen. Was die Fortführung der B6n in Richtung Osten anbelangt, äußerte Lotze: "Dazu gibt es derzeit weder Planungsabsichten noch Planungen. Eine mögliche Fortführung Richtung Osten ist im aktuellen Bundesverkehrswegplan nur im weiteren Bedarf enthalten."