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Zweckverband Elbe-Elster-Jessen  Zweckverband Elbe-Elster-Jessen : Geschäftsführer ohne offizielle Begründung abgewählt

Von Klaus Adam 21.09.2017, 12:28
Die Verwaltung des Wasser- und Abwasserzweckverbands Elbe-Elster-Jessen bekommt einen neuen Herrn oder eine neue Herrin.
Die Verwaltung des Wasser- und Abwasserzweckverbands Elbe-Elster-Jessen bekommt einen neuen Herrn oder eine neue Herrin. Archiv/Christel

Grabo - Der Wasser- und Abwasserzweckverband Elbe-Elster-Jessen wird einen neuen Geschäftsführer bekommen. Der bisherige, Werner Kneist, ist von den Vertretern der drei Verbandsmitglieder Jessen, Annaburg und Zahna-Elster abgewählt worden.

Die drei vertreten insgesamt 120 Stimmen, die noch seitens der früheren selbständigen Gemeinden herrühren, die jetzt Ortsteile sind. So gesehen gab es einstimmig 120 Stimmen für die Abwahl des Geschäftsführers.

Begründung für die Abwahl  - Fehlanzeige

Eine offizielle Begründung für diesen Schritt gab Verbandsvorsitzender Daniel Lehmann, Jessen, nicht. Für die zahlreichen Gäste im Konferenzraum des WAZV, Kunden, ehemalige Beschäftigte, Stadträte, ergab sich die eigenwillige Situation, dass der Tagesordnungspunkt Abwahl des Geschäftsführers aufgerufen wurde, ohne dass irgendein Kommentar dazu geäußert wurde.

Auch im Anschluss an die Versammlung, die von einem nichtöffentlichen Teil „Personalangelegenheiten“ unterbrochen wurde, wehrte der Verbandsvorsitzende jegliche Nachfrage nach Gründen ab: „Wir halten uns zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des abgewählten Geschäftsführers an den Rat unseres Rechtsanwaltes“, meinte er nur zur Begründung der Auskunftssperre.

Kneist war nicht zu erreichen als de MZ dies nach der Verbandsversammlung versuchte. Der Versammlung war er fern geblieben. Auf Nachfrage Daniel Lehmanns an seine Vertreterkollegen und in Richtung Verwaltung des WAZV, ob irgendeine Stellungnahme Kneists zu den Vorwürfen eingegangen sei, hieß es lediglich „nein“.

Wie die MZ mehrfach berichtete, wird dem nun geschassten Geschäftsführer horrendes Missmanagement vorgeworfen. Zahnas Bürgermeisterkandidat Holger Lehmann (Linke) hatte im Interview mit der MZ auf den Schuldenstand von weit über 40 Millionen Euro verwiesen. Öffentlich geworden war die Kritik des früheren kaufmännischen Geschäftsführers Günter Suske.

Dabei ging es, wie die MZ ebenso mehrfach berichtete, zwar vordergründig um die mutmaßlichen Fehlausgaben für den geplanten zweiten Betriebssitz in der Graboer Straße, aber noch im Ortsteil Jessen. Aber dem gesamten Wirtschaftsplan 2015 hatte die Kommunalaufsicht zunächst nur einen eingeschränkten Genehmigungsvermerk erteilt.

Woraufhin der Folgewirtschaftsplan zunächst um die Ausgaben für diesen Betriebssitz bereinigt wurde. Die Kommunalaufsicht verfasste auch eine umfassende Stellungnahme zu den Vorwürfen Suskes auf der Grundlage des Wirtschaftsplanes. Die liegt aber genauso im „Giftschrank“, wie - bildlich gesehen - jegliche Begründungen seitens der Verbandsversammlung zur Ablösung des Geschäftsführers es tun.

Stelle des Geschäftsführers wird bundesweit ausgeschrieben

Interimsmäßig, so verkündete Daniel Lehmann auf Nachfrage, werden die bisherige Kneist-Stellvertreterin Anja Götze und der technische Leiter Thomas Giffey die Geschäftsführung übernehmen. Ohne Zeitverzug werde die Stelle dann satzungsgemäß bundesweit ausgeschrieben. Was laut Lehmann nicht heißen solle, dass sich nicht auch Mitarbeiter aus dem eigenen Hause bewerben könnten.

Im Vorfeld der Verbandsversammlung vom Mittwochnachmittag hatte Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) die Jessener Stadträte am 11. September in einer eigens anberaumten nichtöffentlichen Sondersitzung über den Stand der Dinge informiert. Nach kontroverser Aussprache, so hatte der Bürgermeister anschließend auf MZ-Nachfrage informiert, sei man recht einhellig auseinandergegangen.

Auch in Annaburg, so erfuhr die MZ von Stadtratsvorsitzender Nadine Lehnert (FWG) hatte Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) am Vorabend der Verbandsversammlung die Abgeordneten im geschlossenen Teil der Ratssitzung informiert. Sie hätten seine Auffassung gestützt, so Nadine Lehnert.

Rein rechtlich müsse er sich nicht das Votum des Rates einholen, soweit es um sein Abstimmungsverhalten im WAZV geht. Das betrifft laut Ratsvorsitzendem Matthias Wartenberger (CDU) auch den Bürgermeister von Zahna-Elster. Da inzwischen keine Ratssitzung anstand, habe Peter Müller (Freie Wähler) im Vorfeld den Hauptausschuss informiert. (mz)